"Mitten im Flug aus dem Leben gerissen", titelt La Dernière Heure. "Fallschirmspringerklub unter Schock nach Drama", so die Schlagzeile von Gazet Van Antwerpen. "Elf Freunde ohne Chance", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins.
Der Schock sitzt tief nach dem verheerenden Flugzeugabsturz in der Nähe von Fernelmont bei Namür. Nach Augenzeugenberichten hatte das Flugzeug eine Tragfläche verloren. Alles muss rasend schnell gegangen sein.
Drama in der Luft
Offenbar hatte die Maschine vom Typ Pilatus PC-6 Turbo Porter in 5.000 Metern Höhe plötzlich ein technisches Problem. Sie verlor abrupt an Höhe, dabei muss der Flügel abgerissen sein. In dem Flugzeug saßen zehn Fallschirmspringer und der Pilot. "Sie hatten nicht den Hauch einer Chance", schreibt Het Belang Van Limburg auf Seite eins. Es sei nahezu unmöglich, aus einem trudelnden Flugzeug zu springen, sagt ein Experte in De Standaard.
Einige Fallschirme haben sich zwar anscheinend geöffnet, das kann aber auch automatisch erfolgt sein, wegen des brutalen Verlustes an Höhe. Elf Tote… Das ist jedenfalls die schlimmste Katastrophe in der belgischen Luftfahrtgeschichte seit über 50 Jahren, genauer gesagt seit 1961, schreibt Le Soir.
Fragen über Fragen
"Angst, Horror und anschließend Fragen", titelt L'Avenir. "Nach dem Drama, die Fragen", schreibt auch La Libre Belgique. Le Soir spricht auf Seite eins vom "unerklärlichen Crash". Fakt ist, wie auch Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite festhält: "Das Unglücksflugzeug war schon einmal abgestürzt". Das war vor 13 Jahren im ostflämischen Moortsele. Damals gab es aber keine Todesopfer.
Stellt sich die Frage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen beiden Unfällen? Nein, sagt ein Experte in Le Soir. Wenn ein Flugzeug wieder flott gemacht wird, dann sei es so gut wie neu. Die Pilatus PC-6 hat im Übrigen einen guten Ruf. Allerdings hat die Herstellerfirma vor einiger Zeit eine Warnung veröffentlicht, wonach die Maschinen jedes Jahr einer besonderen Untersuchung unterzogen werden müssten, wie Het Nieuwsblad hervorhebt. Grund sei eine erhöhte Anfälligkeit für Korrosion. "Möglicherweise ist Rost die Ursache für die Katastrophe", glaubt ein Fachmann in der Zeitung.
"Beileid alleine reicht nicht"
Am Sonntag waren die Angehörigen der Opfer an der Unglücksstelle. Ein Besuch am Ort des Geschehens ist wichtig für die Aufarbeitung des Schmerzes, sagen Psychologen. De Standaard zeigt ein Foto von diesem Ortstermin. Titel: "Der Trauerzug".
Angesichts einer solchen Tragödie fehlen die Worte, notiert L'Avenir in seinem Leitartikel.
Der Schmerz der Angehörigen ist kaum zu lindern. Man kann ihnen nur dabei helfen, den Verlust zu überwinden, indem man eine Frage beantwortet: Warum? Die genauen Ursachen der Tragödie müssen schnellstens ermittelt werden. Hier sind die Polizei und die Justizbehörden sowie die Politiker gefragt. Denn es gilt: Beileid alleine reicht nicht aus.
"Zu viele Krankenhäuser"
Ganz andere Geschichte auf Seite eins von De Morgen: "Zu viele Krankenhäuser", so die Schlagzeile. In Belgien gibt es 6,6 Krankenhausbetten je 1.000 Einwohner, das sind 15 Prozent mehr als im EU-Durchschnitt. In Holland sind es vier, in Großbritannien 3,3. Allerdings gibt es auch Länder mit mehr Krankenhausbetten, darunter Frankreich und Deutschland. Anlass für die Geschichte: In dieser Woche will Gesundheitsministerin Laurette Onkelinx (PS) ihre Reformpläne vorlegen, die insbesondere einen neuen Finanzierungsschlüssel umfassen sollen.
Einige Zeitungen ziehen eine Parallele zu einer Umfrage, die am Wochenende in der Zeitung De Tijd veröffentlicht wurde. Demnach plädieren vier von zehn Flamen dafür, die medizinische Behandlung bei Patienten über 85 Jahren auf ein Minimum zurückzufahren.
Sparen bei Senioren?
Wir brauchen eine Grundsatzdebatte über die Frage, wie wir dafür sorgen, dass das Gesundheitswesen bezahlbar bleibt, fordert De Morgen in seinem Leitartikel. Besagte Studie zeigt, dass verschiedene Bevölkerungsgruppen in der Not die Schwächsten der Gesellschaft buchstäblich opfern würden. Stattdessen sollten wir uns aber mal mit der Organisation der Krankenhäuser in diesem Land beschäftigen.
Nicht, weil die Hospitäler Geldverbrennungsmaschinen wären, sondern, weil es deren einfach zu viele gibt. Wir erwarten ein Krankenhaus in jeder Stadt, das noch dazu die ganze Bandbreite an medizinischen Dienstleistungen anbietet. Einen solchen Luxus können wir uns nicht mehr leisten, ist De Morgen überzeugt.
Het Nieuwsblad sieht das ähnlich: Wenn man auf dem Rücken von 85-Jährigen oder unheilbar Kranken sparen will, wenn man ganze Bevölkerungsgruppen quasi automatisch aus dem Gesundheitssystem ausschließen will, dann ist das schlichtweg unannehmbar. Dieses Land verfügt über ein sehr gutes Gesundheitssystem, aber man muss zugeben, dass es effizienter sein könnte.
Es bedarf einer größeren Spezialisierung der Krankenhäuser, auf die Gefahr hin, dass man eben künftig mal 20 Kilometer weiter fahren muss, um sich behandeln zu lassen. Das echte Problem ist: Viele finden diese Vorstellung offenbar schlimmer als einen angedachten Behandlungsstopp für die schwächsten Patienten, schreibt Het Nieuwsblad.
Datenschutz-Polizei und Groen im Aufwind
"Es kommt eine 'Datenschutz-Polizei'", so die Aufmachergeschichte von De Standaard. Die Kommission zum Schutz des Privatlebens bekommt demnach jetzt so eine Art "Einsatzgruppe". Das Ermittlerteam muss aktiv nach Datenschutz-Verletzungen suchen.
Neben der PS haben am Wochenende auch die flämischen Grünen einen Parteikongress abgehalten. Und dabei kam Groen demonstrativ selbstbewusst daher, bemerkt Gazet Van Antwerpen in seinem Kommentar. Die Partei hat offenbar den Wind in den Segeln. Und: Groen will offensichtlich nicht dieselben Fehler machen wie die Grünen in Deutschland, glaubt De Standaard. Man legt den Nachdruck auf sozialwirtschaftliche Themen und vergisst dabei nicht die Mitte der Gesellschaft.
rop - Bild: John Thys (belga)