"Das Parlament schluckt die Erklärungen von Bellens nicht", schreibt Het Belang Van Limburg auf Seite eins. "Das Parlament hat den arroganten Bellens satt", so die Schlagzeile von De Morgen auf Seite eins. Belgacom-Chef Didier Bellens steht einmal mehr im Mittelpunkt des Interesses. Wegen der jüngsten Berichte über angebliche Interessenverquickung musste Bellens vor dem zuständigen Kammerausschuss Rede und Antwort stehen. Dabei strotzte er offenbar nur vor Arroganz. Die Abgeordneten reagierten sichtlich genervt. Bellens hat damit noch den letzten Rest an politischen Rückhalt verloren, sind sich die Zeitungen einig. Da gibt es nur ein Problem, das Het Laatste Nieuws in seiner Schlagzeile auf Seite eins auf den Punkt bringt: "Bellens zu entlassen, das kostet Millionen". Het Nieuwsblad formuliert es anders: "Der goldene Fallschirm rettet Bellens den Kopf".
Der Unantastbare
"Catch me if you can", das ist offensichtlich die Devise von Didier Bellens, notiert Le Soir. Schnapp' mich, wenn du kannst. Bellens weiß ganz genau, welche Spielräume er hat. Sein Verhalten mag noch so inakzeptabel oder unmoralisch erscheinen, wichtig ist für ihn nur, dass es nicht illegal ist. Seine Amtszeit endet erst in zwei Jahren. Und weil ein Rauswurf zu teuer wäre, wird Bellens wohl bis dahin auch Belgacom-Chef bleiben. Der Punkt ist: Das weiß er.
Das größte Problem mit den Geschäften des Didier Bellens ist deren Undurchsichtigkeit, stellt De Morgen fest. Je mehr man sich mit diesen Akten beschäftigt, desto mehr Fragen stellen sich. Ein Kammerabgeordneter brachte es treffend auf den Punkt: "Das einzig Transparente, was wir hier zu sehen bekommen, ist die Bluse seiner Mitarbeiterin". Hoffentlich kommt bald ein externes Audit. Bellens berief sich ja bislang auf eine interne Prüfung der Angelegenheit. Hier gilt also: Belgacom bescheinigt dem Belgacom-Chef, dass er unschuldig ist. Verrückter geht wirklich nicht.
"Bellens hält sich offensichtlich für unantastbar", bemerkt Het Nieuwsblad in seinem Kommentar. Jegliche Kritik prallt von ihm ab, wie Wasser von einer Ente. Und das Schlimme ist: Er hat auch noch recht. Beispiel: Interessenverquickung. Belgacom wollte ein Gebäude in bester Brüsseler Lage an eine Firma verkaufen, deren Geschäftsführer kein geringer als Didier Bellens ist. Darauf angesprochen, erwidert Bellens: Solange das Gebäude nicht verkauft ist, gibt es auch keine Interessenverquickung. Kein Wunder also, dass die Abgeordneten den Eindruck hatten, Bellens mache sich über sie lustig. Das sollte der Politik eine Lehre sein. Bellens ist schließlich politisch ernannt; es war die PS, die ihn an der Spitze von Belgacom platziert hat. Beim nächsten Mal sollte man genauer hinschauen und nicht allein das Parteibuch vor Augen haben.
Wieder Sicherheitsprobleme bei Belgacom
Belgacom macht aber auch wegen einer anderen Geschichte wieder Schlagzeilen: "Belgacom wurde wieder gehackt", titelt De Morgen. Demnach wurde auch in das Computer-Netzwerk der Belgacom-Tochter BICS eingebrochen. Erst vor einigen Wochen hatte Belgacom zugeben müssen, dass sein internes Netzwerk angezapft wurde, womöglich durch den britischen Geheimdienst.
"Jejoen ist in den Niederlanden", titeln De Standaard und Het Nieuwsblad. Hier geht es ja um einen jungen belgischen Syrien-Kämpfer. Sein Vater war sogar in das Kriegsgebiet gereist, um ihn zu suchen. Inzwischen ist Jejoen also anscheinend doch wieder raus aus Syrien; wenn er nach Belgien zurückkehrt, dann wird sich allerdings auch die Justiz für ihn interessieren. Nach Polizeiinformationen soll Jejoen eine Schlüsselfigur sein, einer derjenigen, der andere junge Belgier angeworben hat für den so genannten Heiligen Krieg in Syrien.
"Wir bezahlen nicht!"
"Zehn Millionen Euro Geldstrafe wegen ungeklärter Abwässer", schreibt L'Avenir auf Seite eins. Weil hierzulande gegen eine entsprechende EU-Richtlinie verstoßen wurde, hat der Europäische Gerichtshof Belgien zur Zahlung einer Geldbuße verurteilt. Allerdings: Niemand will die zehn Millionen bezahlen, schreibt unter anderem Het Nieuwsblad. Die flämische Umweltministerin Joke Schauvliege hat jedenfalls klar gemacht: Wir bezahlen nicht.
Het Belang Van Limburg gibt der Ministerin Recht. Als die Klage eingereicht wurde, verstießen 23 Ballungsräume in Belgien gegen die EU-Richtlinie: Brüssel, 21 wallonische Gemeinden und eine Kommune in Flandern. Am Ende blieben noch fünf wallonische Gemeinden. Da sagt einem doch der gesunde Menschenverstand, dass die Wallonie zahlen muss. Überall vielleicht, aber nicht in diesem Land. Unfassbar, wie man es immer wieder schafft, ein einfaches Problem kompliziert zu machen.
Die Welt ist kein Sandkasten
Einige Leitartikler beschäftigen sich mit der Lösung im US-Haushaltstreit. Die amerikanische Farce kann einem Angst einjagen, glaubt etwa La Libre Belgique. Eine mögliche Zahlungsunfähigkeit der USA hätte katastrophale Auswirkungen auf die Weltwirtschaft gehabt. Und doch hat am Ende noch mehr als die Hälfte der Republikaner gegen den Kompromiss gestimmt. Da läuft es einem kalt den Rücken herunter. In einem immer mehr zweigeteilten Amerika ist es offensichtlich den Parteien unmöglich geworden, zusammen zu arbeiten.
"Die Welt ist kein Sandkasten", wettert Gazet Van Antwerpen. Es kann doch nicht sein, dass inneramerikanische Parteipolitik die Weltwirtschaft in Gefahr bringt. Das wichtigste Land der Welt zu sein, ist vielleicht schön, bringt aber auch Verantwortung mit sich.
Doch auch ohne Shutdown macht die amerikanische Staatsschuld mittlerweile Angst, warnt L'Echo. Nicht vergessen: Wenn man die Schuldengrenze anhebt, dann eben um mehr Schulden zu machen. Es wird aber der Tag kommen, an dem die Notenbank wieder die Zinsen anhebt. Bei einer Staatsschuld von 16.500 Milliarden Dollar wäre das wohl keine gute Neuigkeit.
Foto: Johanna Geron (belga, BRF-Archiv)