"Gefeiert wie Helden", titelt Gazet van Antwerpen. "Regen, Kälte und Wind, aber trotzdem 10.000 Fans", schreibt Het Nieuwsblad. "Belgien ist noch immer im Fußballhimmel", fasst es Le Soir zusammen. Beim öffentlichen Training der Roten Teufel im König-Baudouin-Stadion sind gestern Nachmittag Tausende Anhänger der Nationalmannschaft auf Tuchfühlung mit den Spielern und Trainer Marc Wilmots gegangen.
Drei Tage nach der vorzeitigen Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Brasilien hält die Begeisterung ungebrochen an. Die Zeitungen sind voll von Sonderbeilagen und Fotostrecken. Die Nationalfarben schwarz, gelb und rot dominieren auch heute wieder die Titelseiten. La Dernière Heure bemerkt: Die richtig große Party kommt erst noch. Morgen nach dem letzten Qualifikationsspiel gegen Wales wird im ganzen Land gefeiert werden.
Rote Teufel heizen nicht nur Fans, sondern auch Wirtschaft ein
Het Laatste Nieuws schreibt: Die Teilnahme an der WM und die Begeisterung im Land dürften einen positiven Effekt auf die Wirtschaft haben. Experten meinen: Die Erfolge der Roten Teufel kurbeln den Konsum an. Dieses Jahr sind bereits 100.000 Trikots der Roten Teufel verkauft worden. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren waren es gerade mal 4.000. Ein bekannter Bierhersteller, der auf seinen Büchsen die Konterfeis der Roten Teufel abdruckt, rechnet bis zur WM mit dem Verkauf von 40 Millionen Bierdosen.
Durch die positiven Meldungen profitiert auch die Herkunftsbezeichnung "Made in Belgium" im Ausland. Ökonomen gehen davon aus, dass die jährliche Wirtschaftsleistung Belgiens allein durch die Teilnahme am Turnier in Brasilien um bis zu zwei Prozent steigen könnte. La Libre Belgique gibt allerdings zu bedenken: Die Regierung sollte nicht zu blauäugig sein und sich zu sehr im Erfolg der Roten Teufel sonnen. Die Fußballnationalmannschaft ist ein erfreuliches Symbol, sie löst aber nicht alle unsere Probleme.
De Standaard berichtet über ein weiteres sportliches Highlight für unser Land: Der Belgier Frederik Van Lierde hat das härteste Rennen der Welt gewonnen, den Iron Man auf Hawaii. In acht Stunden und zwölf Minuten bewältigte der 34-Jährige den extrem anspruchsvollen Triathlon. Beim Iron Man müssen die Teilnehmer 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und 42 Kilometer laufen.
"N-VA Opfer ihres eigenen Erfolgs"
Het Belang van Limburg kommt zurück auf die ernüchternden Ergebnisse einer Wahlumfrage für die N-VA. Die Partei von Bart De Wever landet darin erstmals seit langem unter 30 Prozent. Das hat gleich mehrere Gründe, erklärt die Zeitung. Die Doppelbelastung als Bürgermeister von Antwerpen und Parteichef ist nicht nur zeitraubend, sondern auch kontraproduktiv für De Wever. Außerdem konzentrieren sich die anderen Parteien jetzt mehr auf ihre eigene Arbeit und weniger auf die N-VA.
Und: Die flämischen Nationalisten sind zum Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden. Weil sie so viele potentielle Wähler angezogen hat, hat die Parteiführung der N-VA Entscheidungen gescheut, um bloß niemanden vor den Kopf zu stoßen. Gazet van Antwerpen fordert: Die Partei muss sich entscheiden und ihren Kurs endlich deutlich machen. Geht es vornehmlich um den Konföderalismus und die Unabhängigkeit Flanderns oder um wirtschaftliche Reformen?
"Der Wilde Westen von Limburg"
"Die Bronx von Limburg", titelt De Morgen und kommt auf die Ausschreitungen im limburgischen Houthalen-Helchteren zurück. Dort hatten sich am Wochenende Jugendliche mit Migrationshintergrund Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Anlass war die Abholung eines verurteilten Straftäters zum Haftantritt. Ein Polizist wurde bei den anschließenden Auseinandersetzungen schwer verletzt. Außerdem entstand erheblicher Sachschaden.
De Morgen meint: Armut und Perspektivlosigkeit sind keine Entschuldigung für die Krawalle, aber vielleicht eine Erklärung. Nach der Schließung von Ford Genk wird der sozial-wirtschaftliche Schaden für die Provinz Limburg und das Problemviertel Meulenberg weiter zunehmen.
Emotionaler Aufruf: "Geht verantwortlicher mit Alkohol um!"
L'Avenir druckt auf Seite eins den offenen Brief der Eltern eines tödlich verunglückten Studenten ab. Der 20-jährige Thomas war am frühen Freitagmorgen nach einer Feier in der Uni-Stadt Neu-Löwen betrunken eine Böschung hinuntergestürzt. In dem Brief rufen die Eltern alle Studenten auf, verantwortungsbewusst mit Alkohol umzugehen. Der Tod von Thomas dürfe nicht umsonst gewesen sein.
Le Soir spricht den Eltern großen Respekt aus: "Ihre Worte haben uns beeindruckt und viele Altersgenossen von Thomas betroffen gemacht", so das Blatt. In dieser Woche findet in Neu-Löwen das größte Studentenfest des Landes mit 100.000 Teilnehmern und erfahrungsgemäß sehr viel Alkohol statt. Der eindringliche Appell der verzweifelten Eltern wird vielleicht den einen oder anderen Jugendlichen zum Nachdenken bewegen.
Bild: Bruno Fahy (belga)