"Vereint in Trauer", titelt Gazet van Antwerpen. "Die Trauer um Gregory wird nur noch größer", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Emotionaler Gedenkmarsch für niedergestochenen Gregory", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Der brutale Mord an dem 18jährigen Schüler Gregory Bluj sorgt vor allem in Flandern nach wie vor für Entsetzen. Gregory war am Wochenende auf einer Café-Terrasse von einem betrunkenen Mann niedergestochen worden. Er erlag wenig später seinen Verletzungen.
Keine Lehren, nur Tränen
Nach übereinstimmenden Zeugenaussagen wollte Gregory nur helfen. Angesichts dieser Tragödie fehlen die Worte, notiert Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Der Tod von Gregory verdient nur Tränen, keine Erklärungen, keine Schlussfolgerungen, keine Maßnahmen. Der Mord darf nicht dazu führen, dass Eltern ihren Kindern unnötig Angst machen, darf nicht Misstrauen oder Argwohn bei Jugendlichen säen, darf kein Alibi sein, junge Menschen übermäßig vor dem Leben zu beschützen.
Spielchen stören Konjunkturplan
Viele Zeitungen blicken aber auch auf die Brüsseler Rue de la Loi, wo sich die Regierung die Zähne ausbeißt an dem vorgesehenen Plan zur wirtschaftlichen Wiederbelebung. "Lautstarker Streit innerhalb der Regierung", titelt Het Nieuwsblad. Der Untertitel sagt alles: "Wahlkampfspielchen stören Verhandlungen über Konjunkturplan". Im Mittelpunkt stand eine mögliche Senkung der Mehrwertsteuer auf Strom. Der Vorschlag kam vom sozialistischen Vizepremier Johan Vande Lanotte. Aber offenbar wollte ihm die CD&V den Erfolg nicht gönnen.
Het Nieuwsblad spricht in seinem Kommentar jedenfalls von "Spielchen". Seit Monaten redet die Politik quasi ununterbrochen über die wirtschaftliche Wiederbelebung. Und jetzt, wo es drauf ankommt, igeln sich die Parteien in wahltaktischen Erwägungen ein. Im vorliegenden Fall war es wohl der flämische Ministerpräsident Kris Peeters, der seine CD&V-Kollegen in der Regierung dazu angehalten hat, die Mehrwertsteuersenkung zu blockieren. Regisseur Peeters wollte wohl vermeiden, dass ihm die Föderalregierung die Show stiehlt. Einmal mehr gibt die Politik ein jämmerliches Bild ab.
"Wir verlieren unsere Zeit"
"Das darf doch nicht wahr sein", poltert auch Het Belang van Limburg. Die belgische Wirtschaft leidet unter den Wettbewerbsnachteilen im Vergleich zu den wichtigsten Partnerländern. Das ist eine Tatsache. Und da darf man doch eigentlich von unseren Politikern erwarten, dass sie schnell und sorgfältig nach Lösungen suchen. Aber Pustekuchen! Selbst Berechnungen des Planbüros, die im Grunde für die Maßnahme sprachen, bringen im vorliegenden Fall die CD&V nicht auf andere Gedanken. Wir verlieren unsere Zeit - und das auf dem Rücken unserer Wirtschaft.
Für Gazet van Antwerpen ist aber noch nicht alles verloren. Ganz offensichtlich will man hier auch den Regionen eine Rolle zuerkennen. Die Föderalregierung will zusammen mit den Teilstaaten einen gemeinsamen Konjunkturplan auf die Beine stellen. Aufgeschoben ist also noch nicht aufgehoben. In der Zwischenzeit müssen wir uns aber mit einer verschlankten Version zufrieden geben.
Genau das beklagt auch L'Echo auf Seite eins: "Magere 125 Millionen Euro für die wirtschaftliche Wiederbelebung", so die Schlagzeile. Aber immerhin: Die Lohnnebenkosten für kleine und mittlere Betriebe sollen weiter gesenkt werden.
"Verfrühter Winter"
Die Haushaltsverhandlungen wurden begleitet von lautstarken Protesten. Wütende Feuerwehrmänner forderten einmal mehr eine Aufstockung ihrer Mittel. Die Demonstranten hatten unter anderem eine strategische Straßenkreuzung blockiert. De Morgen fasst zusammen: "Blockade bis sie ihr Geld bekommen." De Standaard hat seinerseits einen "verfrühten Winter" gesehen. Das Foto auf der Titelseite erklärt die Schlagzeile: Es zeigt Polizisten, die von oben bis unten mit weißem Löschschaum bedeckt sind. Die Feuerwehrleute haben die Regierung inzwischen zu einem Zugeständnis bewegen können.
"Nicht so eng sehen…"
Belgacom-Chef Didier Bellens sorgt indes weiter für Schlagzeilen. "Bei Belgacom wurde eine interne Untersuchung angeordnet", berichtet unter anderem L'Avenir. Hintergrund: Belgacom will eine Immobilie in bester Brüsseler Lage verkaufen. Das Geschäft sollte anscheinend mit einem Unternehmen abgewickelt werden, dessen Geschäftsführer kein Geringerer als Didier Bellens ist.
Wir brauchen dringend Klarheit, fordert L'Echo in seinem Leitartikel. Es darf keine Zweifel geben am Verhalten der großen Chefs von Staatsbetrieben. Didier Bellens ist im Begriff, untragbar zu werden. Die Politik darf jedenfalls nicht länger tatenlos zusehen.
Ähnlich sieht das De Standaard. Das ewige "Laissez-Faire" ist Gift für dieses Land. In Belgien gilt häufig die Maxime: "Das sollte man nicht so eng sehen" Hier scheinen die Uhren anders zu gehen. Bei Belgacom passieren seltsame Dinge: "Das nehmen wir nicht so eng." Die EU will den Haushalt für den 15. Oktober - das belgische Budget kommt wohl erst am 17. "Das nehmen wir nicht so eng…" Frage ist nur, warum die Bürger die Regeln einhalten sollten?
Von Theken und Grenzen
Le Soir beschäftigt sich mit einer neuen Rassismus-Affäre in den Medien. Erst gab es den Wetterfrosch von RTL-TVI. Und jetzt trennt sich die RTBF von Robert Vande Walle. Der ehemalige Torhüter war als Co-Kommentator tätig. Vor einigen Tagen hatte Vande Walle bei Twitter Aussagen mit rassistischem Anstrich veröffentlicht. Postwendend beendete die RTBF die Zusammenarbeit. Und das ist auch gut so, meint Le Soir. Solche Entscheidungen kommen zwar an den Theken dieses Landes nicht immer ganz so gut an. Sie sind aber nötig, um ganz Belgien zu zeigen, wo die Grenzen liegen.
Bild: Jonas Roosens (belga)