"Antwerpen trauert um getöteten Schüler", so die Schlagzeile von De Standaard. "Erstochen, weil er helfen wollte", titeln fast gleichlautend Het Laatste Nieuws und Het Nieuwsblad. "18-Jähriger getötet wegen eines verschütteten Bieres", schreiben Gazet van Antwerpen und Het Belang van Limburg auf Seite eins.
Sinnlose Gewalt
In Flandern sorgt der Tod eines Teenagers für eine Welle von Emotionen. Die Geschichte spielte sich am Samstag Abend in Antwerpen ab. Nachdem ein betrunkener Mann ein Glas Bier umgestoßen hatte, kam es zu einem Handgemenge und der Mann wurde vor die Tür gesetzt. Er Mann hatte eine Verletzung am Kopf. Ein 18-Jähriger sprach ihn an: "Sie bluten, gehen Sie ins Krankenhaus, lassen Sie sich versorgen!"
Der Betrunkene fackelte daraufhin nicht lange, zog ein Messer und stach seinem Helfer in den Bauch. Kaum eine Stunde später war der 18-Jährige tot. "Antwerpen reagiert geschockt nach sinnloser Gewalt", fasst De Morgen auf Seite eins das allgemeine Grundgefühl zusammen.
Taktische Pirouette der N-VA?
Viele Leitartikler beschäftigen sich heute mit den jüngsten Aussagen der politischen Parteien über eine mögliche siebte Staatsreform. Besonders im Blickpunkt: die neueste Pirouette von N-VA-Chef Bart De Wever. In einer Sonntagszeitung rückte De Wever von seiner harten Linie ab. Demnach würde die N-VA auch ohne ein Abkommen über eine neue Staatsreform einer Regierung beitreten - allerdings nur, wenn man die frankophonen Sozialisten (PS) in die Opposition verbannt. Die N-VA sei der Ansicht, dass sich das Land eine neue, monatelange Staatskrise nicht leisten könne.
Het Belang van Limburg hält das für einen gelungenen taktischen Winkelzug. Indem De Wever eine siebte Staatsreform nicht mehr zur Grundvoraussetzung macht, bringt er die übrigen Mitte-Rechts-Parteien in Verlegenheit, allen voran die CD&V und die OpenVld. Jetzt dürfte es ihnen schwerer fallen, sich von der N-VA abzuheben. Und wenn nicht mehr die institutionelle Agenda, sondern die sozial-wirtschaftlichen Herausforderungen im Vordergrund stehen, dann bekommen wir einen Lagerwahlkampf: Rechts gegen Links.
Eine Regierung ohne die PS, das erscheint im Moment ziemlich schwierig, bemerkt Gazet van Antwerpen. Im Augenblick kommt man in der Wallonie nicht um die Sozialisten herum. Und selbst wenn die anderen Parteien unter Führung der liberalen MR eine Mehrheit zustande bekommen, wäre das für sie ein riskantes Unterfangen, sie hätten dann nämlich den mächtigen PS-Apparat gegen sich.
Klarheit in punkto Staatsreform
La Libre Belgique scheint ihrerseits etwas anderes aus den Aussagen vom Wochenende herauszulesen. Das Blatt beschäftigt sich mit der Taktik der CD&V. Deren Vorsitzender Wouter Beke hatte von der Notwendigkeit einer siebten Staatsreform gesprochen. Die CD&V macht wieder das, was sie am besten kann, meint La Libre: Sie versucht, die Frankophonen wieder hinters Licht zu führen.
Erst bringt man eine neue Staatsreform ins Spiel. Die Frankophonen winken ab. Und dann kann man sie für eine neue Blockade verantwortlich machen. Indem die flämischen Parteien konsequent De Wever nach dem Mund reden, werden sie ihre Chancen aber nicht verbessern, schreibt La Libre Belgique.
Het Nieuwsblad glaubt, das genaue Gegenteil beobachten zu können. Es ist N-VA-Chef Bart De Wever, der augenscheinlich eine subtile Kehrtwende macht. Und das sorgt bei den anderen Parteien für Ärger und Schadenfreude zugleich. Auf der einen Seite steckt De Wever in einer Zwickmühle: Bleibt er bei seiner Forderung nach einer konföderalen Reform, dann stellt er sich selbst ins Abseits. Sein neuerliches Einlenken zeigt aber andererseits zugleich, wie inkonsequent, gar scheinheilig die N-VA sein kann. Fazit: Es wird höchste Zeit, dass - allen voran - die N-VA ihren Standpunkt klar darlegt.
Die Immobiliengeschäfte des Didier B.
Ganz andere Geschichte auf Seite eins von De Morgen. "Die SP.A hat genug von Didier Bellens", schreibt das Blatt. Auslöser sind offenbar die neuen Enthüllungen über die Immobiliengeschäfte des Belgacom-Chefs, die De Morgen am Samstag enthüllt hatte. Anscheinend ist es so: Belgacom will ein Gebäude in bester Brüsseler Lage verkaufen. Potentieller Käufer soll eine Firma sein, deren Geschäftsführer besagter Didier Bellens ist. Die flämischen Sozialisten machen klar: Wenn Bellens hier die Grenzen überschritten hat, dann wird es eng für ihn, meint De Morgen.
Hier sollte die Politik einmal konsequent sein, fordert Le Soir in seinem Leitartikel. Das Mandat von Didier Bellens endet in anderthalb Jahren. Man muss aber nicht so lange warten, um neue moralisch-ethische Grenzpfosten einzuhauen. Es wird Zeit, dass Didier Bellens wegen seiner, sagen wir mal, "sehr persönlichen" Verwaltung eines Staatsbetriebes Rede und Antwort steht.
Happart und die Schlümpfe
Die frankophonen Zeitungen kommen noch einmal auf die Diskussion über Politikerabfindungen zurück. Am Wochenende hatte der PS-Politiker José Happart in der RTBF auf das Gesetz verwiesen. Happart hatte vor einigen Jahren eine Abschiedsprämie von 530.000 Euro kassiert. Das alles sei regelkonform gewesen, betonte er. Von einem Parlamentarier darf man mehr erwarten, glaubt L'Avenir. Nur weil eine Ungerechtigkeit im Gesetz steht, heißt das nicht, dass sie unveränderlich wäre. Politiker sollten eine politische Vision haben, die im Zeichen der Veränderung steht. Die politische Vision des José Happart ist aber offensichtlich nicht höher als ein Haus in Schlumpfhausen.
Krieg zwischen Airports
"Zwischen Zaventem und Charleroi herrscht Krieg", das ist heute die Schlagzeile von Le Soir. Der Hintergrund: Vor kurzem hat ein türkischer Billigflieger angekündigt, seine Aktivitäten vom Flughafen Brüssel nach Charleroi zu verlegen. In Zaventem ist man deswegen spürbar verstimmt. Man wirft den Wallonen vor, den Markt zu verfälschen, weil sie massiv Zuschüsse nach Charleroi pumpten. Der zuständige wallonische Haushaltsminister Antoine weist diese Darstellung aber zurück.
"Belgien ist im Rennen für einen Nobelpreis", schreibt La Libre Belgique heute auf Seite eins. Es geht um den Physik-Nobelpreis 2013. Hier hat François Englert gute Aussichten. Englert hatte in der Theorie die Existenz des so genannten Higgs-Teilchens vermutet, und das wurde jetzt nach Jahren tatsächlich im Experiment nachgewiesen. Auch Le Soir legt dar, "warum ein Belgier den Physik-Nobelpreis bekommen dürfte".
rop - Bild: Jonas Roosens (belga)