"Knapp 80 Prozent der belgischen Piloten geben zu, schon mal im Cockpit eingeschlafen zu sein." Mit dieser erschreckenden Zahl machen Het Laatste Nieuws und La Dernière Heure auf. In der Studie der belgischen Pilotenvereinigung BeCA räumen die Flugzeugführer auch ein, schon mal einen Kollegen während eines Flugs geweckt zu haben - im Schnitt passiert so etwas fünf Mal im Jahr.
"Was für eine erschütternde Feststellung", schreibt Het Laatste Nieuws. Vor allem die Begründung der Piloten lässt aufhorchen: Die meisten geben an, der hohe Arbeitsdruck sei schuld an der Übermüdung. Die belgische Pilotenvereinigung warnt ausdrücklich vor der neuen EU-Gesetzgebung, die am Montag im Transportausschuss des Europäischen Parlaments abgelehnt wurde. Die neuen Regeln zu Flug- und Wachzeiten, die europaweit gleich sein sollen, seien weniger streng als die derzeitigen Vorgaben in Belgien.
Nur der Autopilot schläft nicht
Das Flugzeug bleibt noch immer das sicherste Verkehrsmittel der Welt, schreibt die Zeitung. So unbegründet die Angst vor dem Fliegen auch sein mag, nach dieser Umfrage wird sie sicher nicht kleiner werden. Für viele Passagiere ist es nämlich kein beruhigender Gedanke zu wissen, dass auf dem Ferienflug von Brüssel nach Teneriffa der Einzige, der im Cockpit arbeitet, der Autopilot ist.
Die Zahlen fallen übrigens bei ähnlichen Umfragen in anderen Ländern vergleichbar schlecht aus, fügt La Dernière Heure hinzu. Die alarmierende Statistik sollte ein Weckruf für alle Airlines sein, findet das Blatt. Denn nicht nur bei Billigfluglinien nimmt der Arbeitsdruck ständig zu. Vorsicht ist geboten. Wird der Bogen überspannt, dann bricht er - vermutlich mit katastrophalen Folgen, gibt Het Laatste Nieuws zu bedenken.
Macht De Clerck eine Kehrtwende?
"Stefaan De Clerck ist bereit, zurück zu rudern", titelt De Standaard. Wenn das Parlament in Kürze eine Änderung der Abfindungen für Abgeordnete beschließt, dann will De Clerck sich dem beugen und auf das Geld verzichten. Auslöser für die Debatte ist die Entschädigung in Höhe von 270.000 Euro, auf die der CD&V-Politiker Anrecht hat, weil er nach über 20 Dienstjahren die Kammer verlässt und an die Spitze des Aufsichtsrats von Belgacom wechselt.
"Die belgischen Parlamente wollen ihre Spielregeln ändern", meint L'Echo. Dem Vernehmen nach sollen die Abfindungen deutlich gekürzt werden. Verlässt ein Abgeordneter das Parlament freiwillig, wie im Fall von De Clerck, dann soll es künftig gar keine Ausgleichszahlung mehr geben.
De Standaard findet: Wenn die Politik schon mal dabei ist, dann sollte sie auch die Rentenregelung abändern. Denn wenn alle anderen Belgier 45 Dienstjahre vorweisen müssen, um die volle Rente zu bekommen, dann soll das genauso für die Parlamentarier gelten.
De Morgen meint auf Seite eins: "Navid Sharifi hat kaum eine Chance auf Bleiberecht in Belgien". Der Afghane wird vermutlich heute abgeschoben. Der Grund: Die Behörden haben sowohl seinen Antrag auf Asyl als auch seine vier Regularisierungsanfragen abgelehnt - und zwar, weil er die Kriterien nicht erfüllt. Der Fall sorgt seit Tagen für Aufsehen, weil der 21-Jährige als gut integriert galt.
Schon wieder schlechtes Zeugnis für Belgiens Gefängnisse
La Libre Belgique befasst sich mit dem vernichtenden Zeugnis, das die internationale Gefängnis-Beobachtungsstelle den belgischen Haftanstalten ausgestellt hat. In den letzten Jahren habe sich die Lage weiter verschlimmert. Die Gefängnisse sind hoffnungslos überbelegt, viele Gebäude sind marode, außerdem kommt es oft zu Gewalt unter Häftlingen. Ähnlich wie die internationalen Experten fordert auch das Blatt eine grundlegende Kursänderung.
In Belgien wird deutlich zu oft auf Untersuchungshaft zurückgegriffen. Zudem wurden vor kurzem die Regeln für vorzeitige Haftentlassung verschärft. Das kommt beim Wähler zwar gut an, löst die Probleme aber nicht, ist La Libre Belgique überzeugt. Auch die neuen Gefängnisse, die zurzeit gebaut werden, werden in Kürze voll sein.
L'Avenir regt eine Richtungsänderung nach niederländischem Vorbild an: Dort greifen die Richter nicht immer auf Gefängnisstrafen zurück, sondern müssen sich kreativere Lösungen einfallen lassen. In den letzten zehn Jahren ist die Anzahl niederländischer Häftlinge von 17.000 auf heute 12.000 gesunken. Gleichzeitig gibt es auch weniger Straftaten.
In neun von zehn Fällen zahlen Belgier mit Karte
"Wir Belgier sind Weltmeister bei der Kartenzahlung", titelt L'Echo. Einer weltweiten Untersuchung von MasterCard zufolge zahlt man nirgends auf der Welt so viel mit Bank- und Kreditkarte wie in Belgien. Inzwischen werden 93 Prozent der Einkäufe elektronisch bezahlt. Hinter Belgien landen Frankreich, Kanada und die Niederlande. In großen Industrienationen wie den USA, Japan und Deutschland hingegen bevorzugen die Menschen weiterhin Bargeld.
Archivbild: Jacques Collet (belga)