"Berlusconi stürzt Italien ins Chaos", titelt De Morgen. "Die wahnsinnige Aktion des Cavaliere", heißt es bei La Libre Belgique auf Seite eins. Alle fünf Minister der Berlusconi-Partei PdL haben ihren Rücktritt aus der italienischen Regierung angekündigt - auf Befehl von Silvio Berlusconi, wie Le Soir bemerkt. Damit steht die große Koalition von Premierminister Enrico Letta vor dem Aus. Offiziell heißt es, in Justiz- und Finanzfragen gäbe es zu große Differenzen. Der wahre Grund für den Rückzug dürfte aber der Streit um Berlusconis Senatssitz sein.
Das Parlament wird in Kürze entscheiden, ob der langjährige italienische Ministerpräsident sein Mandat und damit seine Immunität verliert. Und das passt dem umstrittenen Parteichef überhaupt nicht, stellt La Dernière Heure fest. Berlusconi war im August wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden.
Berlusconi denkt nur an sich
Le Soir bemerkt: Berlusconi geht es mal wieder nur um eins, nämlich um sich selbst. Dass er sein Land ins Chaos stürzt, nimmt er dabei billigend in Kauf. Italiens prekäre Situation an den Finanzmärkten dürfte sich dadurch verschlechtern, befürchtet das Blatt. Auch ein Wiederaufflammen der Eurokrise ist nicht ausgeschlossen, so Le Soir.
L'Avenir übt ebenfalls scharfe Kritik an Silvio Berlusconi. Die Dreistigkeit dieses Mannes kennt offenbar keine Grenzen. Nur um sich selbst vor der Justiz zu retten, nimmt er das ganze Land in Geiselhaft. Die Zeitung bezeichnet das Vorgehen Berlusconis als egozentrischen Wahn mit zerstörerischen Folgen.
De Clerck als edler Spender
Fast alle Zeitungen berichten über die Absicht des CD&V-Politikers Stefaan De Clerck, die Abfindung des Parlaments in Höhe von 270.000 Euro anzunehmen. "Die Empörung ist groß", titelt etwa Het Nieuwsblad. Auch partei-intern sorgt die Entscheidung für Diskussionsstoff. De Clerck ist in den Aufsichtsrat von Belgacom berufen worden und gibt nach 23 Jahren sein Abgeordnetenamt auf. In Het Laatste Nieuws erklärt er, dass er einen Teil des Geldes an soziale und kulturelle Organisationen spenden will.
Also das ist jetzt der Gipfel der Unverschämtheit, meint Het Belang van Limburg. Das muss sich einer erst einmal trauen, jetzt noch den edlen Spender zu spielen. Gazet van Antwerpen kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum De Clerck eine Abfindung erhalten soll - schließlich verlässt er das Parlament freiwillig und bekommt dazu noch einen neuen, gutbezahlten Job.
Auch La Libre Belgique findet: De Clerck hätte durchaus mehr Fingerspitzengefühl an den Tag legen und auf die Abfindungsprämie verzichten können. Das hat nichts mit Sozialneid oder Populismus zu tun, meint das Blatt. Aber die Parlamentarier sollten darauf achten, dass sie dem Staat dienen und ihn nicht als Selbstbedienungsladen betrachten. Het Nieuwsblad fordert, dass das Parlament seine Regeln schnell anpasst: Wer freiwillig in einen neuen Job wechselt, braucht keine Entschädigung vom Steuerzahler.
Junger Afghane hat offenbar gelogen
Het Laatste Nieuws befasst sich mit dem Schicksal von Navid Sharifi, dem 21-jährigen Afghanen, der aus Belgien ausgewiesen werden soll. Der Fall hatte für Aufsehen gesorgt, weil der junge Flüchtling sich hierzulande gut integriert hat, Niederländisch spricht und einer Arbeit nachgeht. Staatssekretärin De Block hatte gestern erklärt, sie sei keine römische Kaiserin, die den Daumen heben oder senken kann. Die Ausländerbehörde habe nach reiflicher Überlegung ein Urteil gefällt und den Antrag auf Bleiberecht abgelehnt. Über Details des Falles wollte De Block nicht sprechen.
Het Laatste Nieuws ist es aber gelungen, Einblick in die Akte zu nehmen. Demnach sind die Angaben, die Sharifi den Behörden über seine Person gemacht hat, nicht korrekt. Der junge Afghane sei auf der Flucht vor der iranischen Justiz. 2008 soll er während eines Streits zwischen Familien einen Mann lebensgefährlich verletzt haben. Das Blatt bemerkt: Die "eiserne Maggie" hat keine Wahl. Staatsekretärin De Block darf nicht intervenieren. Würde sie es dennoch tun, wäre das der Anfang vom Ende ihrer Glaubwürdigkeit. Und: Es würde uns zurückbringen in die Zeit der politischen Willkür. Dass der junge Mann unsere Sprache spricht, sich integriert hat und arbeitet, ändert nichts an seiner Falschaussage.
Ärzte haben schmutzige Hände
De Standaard macht mit der erschreckenden Meldung auf, dass in Belgien alle fünf Minuten ein Patient mit einem Krankenhauskeim infiziert wird. Allein im letzten Jahr gab es 100.000 Fälle - das sind sechs Prozent aller Patienten. Die Zahl ist seit über 20 Jahren unverändert hoch. Außerdem werden die Keime immer gefährlicher. Im letzten Jahr sind Schätzungen zufolge 2.500 Patienten daran gestorben - das sind vier Mal mehr als Verkehrstote in Belgien. Problematisch ist vor allem mangelnde Handhygiene. Wie Kontrollen ergeben haben, sind es in erster Linie Ärzte, die sich nicht gut genug die Hände waschen.
Bild: Bruno Fahy (belga)