Das Königspaar flankiert von N-VA-Chef Bart De Wever. Dieses Foto prangt heute unter anderem auf den Titelseiten von Het Nieuwsblad, La Dernière Heure und Gazet van Antwerpen. König Philippe und Königin Mathilde haben gestern der Stadt und der Provinz Antwerpen ihren Antrittsbesuch abgestattet. Man spricht von einer "Joyeuse Entrée" bzw. von einem "Blijde intrede".
Heikler Antrittsbesuch
So "fröhlich" war der Einzug jedoch nicht, bemerkt De Standaard. Nur wenige Menschen erwiesen dem Königspaar die Reverenz. Der Besuch war begleitet von lautstarken Protesten von Monarchie-Gegnern. Alle Blicke waren natürlich auf N-VA-Chef Bart De Wever gerichtet, der ja ein bekennender Republikaner ist. De Wever wirkte streckenweise demonstrativ gelangweilt. Het Nieuwsblad bezeichnet ihn als "eiskalten Gastgeber". "De Wever verrichtet einen Minimum-Dienst", schreibt La Dernière Heure auf Seite eins.
"Doch am Ende ist noch mal alles gut gegangen", notiert L'Avenir. Größere Zwischenfälle gab es nicht. Das Blatt stößt denn auch ein "Uff!" der Erleichterung aus.
Klima-Alarm
Fast alle Zeitungen beschäftigen sich heute aber vor allem mit dem neuen Klimabericht der Vereinten Nationen. "2100 steht uns das Wasser bis zum Hals", titelt sinngemäß La Libre Belgique. "Die Erde erwärmt sich schneller denn je", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Deswegen müssen wir auch langsam aber sicher ernsthaft darüber nachdenken, in welcher Welt wir leben wollen, notiert La Libre Belgique. Die Experten des sogenannten IPCC sind sich inzwischen jedenfalls zu 95 Prozent sicher, dass die Klimaveränderungen auf die Menschen zurückzuführen sind.
Wie De Morgen konstatiert, ist das eine schlechte Neuigkeit für all jene Negationisten, die in den letzten Jahren Millionen von Dollar investiert haben, um Zweifel zu säen, um den Klimawandel als bloßes Schreckgespenst abzutun, um den Ruf von Wissenschaftlern zu ruinieren. All dieses Schmiergeld war umsonst. Die Wahrheit dringt nun doch ans Licht. Der Mensch ist verantwortlich für ein Phänomen, das das Leben auf diesem Planeten drastisch verändern und auf Dauer selbst bedrohen wird. Das ist eine Tatsache.
Sehenden Auges in die Katastrophe
Die Verschwörungstheoretiker sollten irgendwann den Realitäten ins Auge sehen, glaubt auch Gazet van Antwerpen. Wer immer noch behauptet, dass uns hier nur Angst eingejagt werden soll, dass diese Experten ja doch nur ihre Brötchen mit derlei Studien verdienen wollen, der ist einfach nur zynisch. Es ist, als würde man das Licht der Sonne leugnen. Der Klimawandel, das ist eine Herausforderung für die gesamte Menschheit. Es wird Zeit, dass wir sie annehmen.
Der Mensch steht im Zentrum der Klimaproblematik, bemerkt auch Le Soir. Erstens: Er ist das Problem. Der Mensch und seine Abhängigkeit von fossilen Energieträgern befördert Milliarden von Tonnen CO2 in die Atmosphäre, und damit wird er die Erde stellenweise unbewohnbar machen. Dadurch wird er - zweitens - zum Opfer des Klimawandels. Drittens hat der Mensch es aber in der Hand, das Ruder herumzureißen. Dazu braucht man allerdings ein gehöriges Maß an Verantwortungsbewusstsein und Mut.
Die Lösungen liegen doch schon seit Jahren auf dem Tisch, beklagt Het Nieuwsblad. Wir müssen unseren CO2-Ausstoß senken, weg von fossilen Brennstoffen. Das wissen wir. Und wir wissen auch, dass es eigentlich schon zu spät ist. Es stört uns offensichtlich nicht. Wenn wir in 50 Jahren mit den Füßen im Wasser stehen, nun, dann werden wir zumindest wissen, warum.
Raues Klima für Manager
"Der Staat verjagt Topmanager", steht heute auf der Titelseite von De Morgen. Das ist ein Zitat des designierten neuen Bahnchefs, Jo Cornu. Der beklagt, dass Spitzenmanager immer mehr Einschränkungen auferlegt bekommen. Und wegen des rauen Klimas flüchten viele Manager ins Ausland.
"Die Gemeinden werden die Telekom-Rechnung ihrer Bürger senken", so die Schlagzeile von Le Soir. Das ist eine Idee von Verbraucherschutzminister Johan Vande Lanotte. Und die sieht so aus: Die Gemeinden sollen den Bürgern dabei helfen, den besten Tarif auszuwählen. Der Grund: Viele Belgier zahlen immer noch viel mehr für Telefon, Internet oder Fernsehen als es nötig wäre.
Belgien, ein Paradies für Spione
La Libre Belgique beschäftigt sich mit dem Hackerangriff auf Computernetzwerke der Föderalregierung. Premierminister Elio Di Rupo und auch Außenminister Didier Reynders haben einen Spionageangriff inzwischen bestätigt. Demnach führt die Spur nach China. Belgien ist mit dieser Problematik bisher sehr naiv umgegangen, kritisiert das Blatt. Natürlich wird man sich nie zu 100 Prozent gegen die Hightech-Spürnasen der großen Geheimdienste schützen können. Das ist aber immer noch kein Grund, gar nichts zu tun. Belgien verfügt nach wie vor nicht über wirklich effiziente Sicherheitsriegel. Die verschiedenen Ministerien schieben sich den Schwarzen Peter gegenseitig zu. Es wird Zeit, dass wir aufwachen.
Einer gegen alle
Viele Zeitungen bringen auch Fotos des belgischen Radprofis Philippe Gilbert. Der geht ja bei der Straßenweltmeisterschaft am Sonntag in Florenz als Titelverteidiger ins Rennen. "Ich bin diesmal nicht der Favorit", sagt der Weltmeister von 2012 in L'Avenir und La Dernière Heure. Doch setzen viele Zeitungen dennoch auf Philippe Gilbert. Für Het Nieuwsblad etwa sieht der morgige Wettkampf so aus: Gilbert gegen den Rest der Welt.
Bild: Jonathan Nackstrand (afp)