"Man hätte Fortis auch anders retten können", titelt heute Le Soir. Vor genau fünf Jahren, am 26. September 2008, brach der Aktienkurs der Banken- und Versicherungsgruppe Fortis ein. Das war der Anfang vom Ende.
Wenige Tage später wurde die Fortis zerschlagen, die Bank wurde aus der Gruppe herausgelöst und vom französischen Konkurrenten BNP-Paribas übernommen. Die Fortis-Aktionäre verloren quasi alles.
Laut Le Soir hätte man die Katastrophe verhindern können, indem man zeitig genug eine Fusion mit einer großen Finanzgruppe ins Auge gefasst hätte. Ein solches Szenario lag auf dem Tisch, wurde aber nie umgesetzt.
Fortis-Monsterprozess beginnt
Ironie des Schicksals: Ausgerechnet heute wird sich die Brüsseler Ratskammer erstmals mit der Akte Fortis beschäftigen müssen. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob sich sieben ehemalige Fortis-Bosse vor einem Strafgericht verantworten müssen. De Morgen spricht vom "Beginn eines Monster-Prozesses".
Die sieben Verdächtigen, darunter der ehemalige Aufsichtsratschef Maurice Lippens und der damalige Hauptgeschäftsführer Jean-Paul Votron, werden der Urkundenfälschung, des Betrugs und der Missachtung der Informationspflicht bezichtigt. Es wird aber erwartet, dass sich die Ratskammer vertagen wird. "Fünf Jahre und noch immer kein Urteil", beklagen dann auch Het Belang van Limburg und Gazet van Antwerpen.
Die Finanzwelt und die Wahrheit
Und doch sollte man den heutigen Tag nicht unterschätzen, glauben einige Leitartikler. Der Gerichtstermin ist hoch symbolisch, notiert etwa La Libre Belgique. Und das nicht nur wegen des heutigen Jahrestages. Hier geht es letztlich um die Frage, wie in der Finanzwelt mit der Wahrheit umgegangen wird.
Man hat den Eindruck, dass Fortis kein Einzelfall ist. Die Verantwortlichen von börsennotierten Unternehmen müssen einsehen, dass sie nicht die Tatsachen so verdrehen können, dass sie am Ende passen, schreibt die Libre.
Ein gerichtliches Nachspiel ist von entscheidender Bedeutung, meint auch Le Soir. Es gilt, die Lehren aus dem Debakel zu ziehen. Zumal sich jetzt zeigt, dass die Katastrophe hätte vermieden werden können. Das macht die Verantwortung der damaligen Bosse nur noch erdrückender: Ihnen ist nicht nur die Landung missglückt, sie haben auch noch die Rettung vermasselt.
"Mistkerl unter Palmen"
"Was kostet die Freiheit?", diese Frage treibt heute einige Zeitungen um. Wie in den USA ist es inzwischen auch in Belgien möglich, sich über die Zahlung eines Geldbetrags einer Gefängnisstrafe zu entziehen. Das ist legal, riecht aber nach dem Beginn einer Klassen-Justiz, bemerkt Le Soir.
Het Laatste Nieuws ist da deutlich schärfer. Derartige Regelungen untergraben unser Rechtssystem, poltert das Blatt. Jüngstes Beispiel in Gent, wo ein Unternehmer 5.500 Euro zahlt, um einer 18-monatigen Haftstrafe zu entgehen. Was sind 5.500 Euro für einen reichen Mistkerl, der - statt hinter Gittern - in der Dominikanischen Republik unter Palmen sitzt? Leute wie dieser Geschäftsmann verdienen eine elektronische Fußfessel wie ein falscher Hund einen Maulkorb.
Minister ohne Rückgrat
"Die Regierung Di Rupo will die Bezüge der Aufsichtsräte deckeln", titelt De Standaard. Das soll erstmal nur für die Verwaltungsräte von Staatsbetrieben gelten. In einer ersten Phase werden die Gremien darum gebeten, das von ihnen praktizierte Vergütungssystem offenzulegen.
Das sei keine Reaktion auf die Polemik um den designierten neuen SNCB-Chef Jo Cornu, unterstreicht man im Kabinett des zuständigen Ministers Jean-Pascal Labille. Cornu steht im Kreuzfeuer der Kritik, weil er seine gut honorierten Verwaltungsratsposten nicht aufgeben will.
Gazet van Antwerpen bedauert diese Diskussion. Cornu ist bestimmt der richtige Mann, um die SNCB aus der Krise herauszuführen. Doch warum lässt ihn die Politik jetzt schon im Regen stehen?, fragt sich das Blatt. Über seine Verwaltungsratsmandate ist bestimmt längst gesprochen worden.
Offensichtlich aber hat kein Minister den Schneid, sich vor Cornu zu stellen. Wenn das noch lange so weitergeht, dann kann man sich womöglich schon bald nach einem Nachfolger für Cornu umsehen. Mit oder ohne Nebenjobs, meint Gazet van Antwerpen.
Stromschläge
In der Wallonie tobt ein Streit zwischen cdH und Ecolo über die wallonische Energiepolitik. Der cdH-Politiker Melchior Wathelet übt scharfe Kritik am zuständigen grünen Regionalminister Jean-Marc Nollet. Hintergrund sind Pläne, die Energierechnung neu zu staffeln: Eine Grundversorgung mit Strom wäre kostenlos. Wer überdurchschnittlich viel verbraucht, der bezahlt proportional drauf.
Nollet verkaufe die Verbraucher für dumm, zitiert L'Avenir Melchior Wathelet. Nollet wundert sich seinerseits in Le Soir über die Schärfe der Angriffe des Koalitionspartners. Schuld sind letztlich diese ewigen halbgaren Gesetze, beklagt L'Echo in seinem Leitartikel.
Immer häufiger werden Gesetzestexte mit der heißen Nadel gestrickt. Sei es, weil es einen Aufschrei in der öffentlichen Meinung gibt, oder einfach nur, weil ein Minister - koste es was es wolle - eine Duftmarke setzen will. Diese Schwemme an neuen Gesetzen sorgt unterm Strich allenfalls für mehr Bürokratie, ist L'Echo überzeugt.
F16 gegen Laserpointer
Ein Laserpointer sorgt in der flämischen Presse für erhebliches Aufsehen. Im limburgischen Maasmechelen hatte sich ein junger Mann damit amüsiert, einen Laserpen auf einen Helikopter zu richten. Damit löste er einen beeindruckenden Großeinsatz aus. "Drei Kampfflugzeuge, ein Polizeihubschrauber und zwanzig Beamte, um einen Mann mit Laserstift zu stoppen", bringt es Het Nieuwsblad auf den Punkt. Begründung für die Aktion: Diese Geräte blenden unsere Piloten. Das ist lebensgefährlich, und deshalb mussten wir ein Exempel statuieren.
rop - Bild: Robert Vos (epa)