"Inside Fortis", titeln De Tijd und L'Echo. Fünf Jahre nach der Pleite der Fortis-Bank kommen die Wirtschaftszeitungen auf die Ereignisse von damals zurück und veröffentlichen E-Mails der ehemaligen Manager. Sie wussten längst von der drohenden Pleite, haben die Öffentlichkeit aber bewusst getäuscht, so der Vorwurf. So schreibt Aufsichtsratsvorsitzender Maurice Lippens am 26. Juni 2008 an Fortis-Manager Jean-Paul Votron: "Wir werden die Bank retten müssen. Ich habe existentielle Zweifel an der Zukunftsfähigkeit und selten so viel Angst um Fortis gehabt." Einen Tag später ruft Lippens die Menschen in einem Fernsehinterview auf, in die Bank zu investieren. Doppelzüngiger könnten die Äußerungen wohl kaum sein, findet Het Laatste Nieuws. "Die gemeinen Lügen von Lippens", schreibt De Standaard dazu.
Fortis: Schlammschlacht und mögliche Anklage
Zusammen mit Le Soir veröffentlicht die Zeitung ein Interview mit dem ehemaligen Fortis-Manager Herman Verwilst. Er erklärt, zu keinem Zeitpunkt einen Fehler begangen zu haben. Auch verteidigt er sein hohes Gehalt, trotz der nahenden Pleite. Das sei damals in der Finanzbranche so üblich gewesen. Was für eine dämliche Begründung, meint Le Soir. Das lässt tief blicken.
De Morgen befasst sich unterdessen mit der Schlammschlacht zwischen den Verantwortlichen der ehemaligen Fortis-Bank. Die Firmenchefs von einst werden nervös und schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu. Der Grund: Die Ratskammer in Brüssel entscheidet am Donnerstag, ob sie Anklage gegen sieben Ex-Fortis-Manager erhebt, darunter gegen den Aufsichtsratsvorsitzender Lippens und die Geschäftsführer Votron und Verwilst.
Fünf Jahre nach dem Debakel hält L'Echo fest: Kein Wort der Entschuldigung, keine Reue. Hat denn keiner der Protagonisten wenigstens ein bisschen Anstand und Würde? Die Fortis-Bank hatte sich 2007 bei der Übernahme der niederländischen ABN Amro finanziell übernommen. Durch den Ausbruch der Finanzkrise war die Pleite nicht mehr abzuwenden. Zur Rettung von Fortis musste der belgische Staat mehr als elf Milliarden Euro ausgeben.
SNCB: "Schon wieder politische Ernennung"
"Die Soap bei der SNCB geht weiter: Folge 33", titelt De Standaard. "Neuer Bahnchef in nur 24 Stunden gefunden", schreibt Het Laatste Nieuws. Bei Gazet Van Antwerpen heißt es: "Gewerkschaften wütend über erneute politische Ernennung". Erst vor drei Wochen hatte die Regierung nach wochenlangem Geplänkel einen neuen Bahnchef bezeichnet. Doch Frank Van Massenhove hat jetzt überraschend einen Rückzieher gemacht - aus gesundheitlichen Gründen. "Ich weiß, dass ich jetzt viele Menschen enttäuschen werde", erklärt Van Massenhove in Het Nieuwsblad. Doch ist die Gesundheit wirklich der Grund?, fragt das Blatt. Oder hat Van Massenhove Panik bekommen als er den Problemberg bei der SNCB zu Gesicht bekommen hat. Jetzt soll der 69-jährige Jo Cornu die Bahn retten. Der flämische Unternehmer verfügt über langjährige Manager-Erfahrung.
Schon wieder wurde ein Bahn-Chef aus dem Hut gezaubert, hält Gazet Van Antwerpen fest. Ohne objektives Einstellungsverfahren. Das geht so nicht. Die SNCB ist ein Staatsbetrieb, der jährlich drei Milliarden Euro von uns Steuerzahlern bekommt. Da ist etwas mehr Transparenz kein demokratischer Luxus.
Ähnlich sieht es La Libre Belgique: Das Amateurhafte, das die Föderalregierung an den Tag legt, wirft einen Schatten auf das gute Zeugnis, das man ihr sonst ausstellen könnte. Het Belang Van Limburg spricht von der Rückkehr einer alten politischen Kultur. Doch die Bürger haben die Nase voll davon.
Im Mittelpunkt des Pöstchen-Karussells steht der SP.A-Minister Johan Vande Lanotte. Er hat den neuen Bahn-Chef Cornu vorgeschlagen. Het Laatste Nieuws meint: Dass Vande Lanotte der Kaiser von Ostende ist, wussten wir schon, doch offenbar ist er auch der Kaiser von Brüssel.
De Standaard legt Vande Lanotte und Cornu das Evangelium nach Matthäus ans Herz, Kapitel 26 Vers 52. Darin heißt es: "Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen". Auf "belgisch" heißt das: Wer politisch ernannt wird, wird auch politisch wieder abgesetzt. Die ehemaligen Bahnchefs sind nicht etwa rausgeflogen, weil sie schlechte Arbeit geleistet hätten, sondern einzig und allein aufgrund ihrer Parteizugehörigkeit.
"Merkel hat auch in Europa das Sagen"
La Libre Belgique blickt auf die morgige Bundestagswahl in Deutschland. Die Gewinnerin steht längst fest: Angela Merkel wird auch die nächste Bundeskanzlerin. Doch die große Frage lautet: Mit wem wird sie regieren? Für den Wunschpartner FDP könnte es ganz schön eng werden. Le Soir ist überzeugt, dass alles auf eine große Koalition hinausläuft. L'Avenir hebt hervor, dass morgen in Deutschland auch über die Zukunft Europas entschieden wird. Raten Sie mal, schreibt das Blatt. Wer hat in der EU das Sagen: das Europäische Parlament oder die deutsche Bundeskanzlerin?
Bild: Laurie Diefembacq (belga)