"Verdächtige Atommüll-Fässer in Dessel", titelt Le Soir. Bei De Morgen heißt es: "Leck bei radioaktivem Abfall". Im Zwischenlager von Belgoprocess in Dessel in der Provinz Antwerpen tritt aus fünf Fässern eine gelartige und leicht radioaktive Flüssigkeit aus. Das wurde bei zwei Kontrollen im Februar und Anfang September festgestellt. Weitere Stichproben haben ergeben, dass mindestens 40 Behälter betroffen sind. Für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr, erklärte ein Sprecher von Belgoprocess.
Die Experten vermuten, dass es in den betroffenen Behältern zu einer chemischen Reaktion kommt. In den Fässern wird der leicht radioaktive Abfall aus den Kernreaktoren innerhalb einer Betonstruktur aufbewahrt. Wie De Morgen berichtet, sind die Grünen beunruhigt. Sie fordern eine Dringlichkeitssitzung im Parlament, um die Sicherheitslage neu zu bewerten.
Le Soir bemerkt: Im Zwischenlager Dessel gibt es mehr als 7.000 Fässer mit atomarem Abfall. Ehe das Plutonium für Mensch und Umwelt unschädlich ist, müssen noch 250.000 Jahre vergehen. Doch wohin mit dem Müll? Lagert man ihn in oberirdischen Bunkern, riskiert man auf Dauer ein Unglück. Vergräbt man den radioaktiven Abfall tief unter der Erde, muss man ebenfalls hoffen, dass alles gut geht. Die Wunderlösung gibt es nicht. Trotzdem drängt sich die Frage nach einem Endlager auf.
De Morgen meint: Was auch immer die Atom-Lobby behauptet, der durch die Regierung Di Rupo bestätigte Ausstieg aus der Kernenergie war die einzige richtige Entscheidung.
Wallonie und Brüssel: Keine gemeinsame Zukunft mehr?
Alle frankophonen Zeitungen kommen auf die Einigung zwischen den vier großen französischsprachigen Parteien in Sachen Staatsreform zurück. Ab 2015 erhalten die Teilstaaten weitreichende Zuständigkeiten - unter anderem im Sozial- und Gesundheitsbereich. Doch wie geht man künftig in der Französischen Gemeinschaft vor, die sowohl in der Wallonie als auch in Brüssel aktiv ist? Ziel von PS, MR, cdH und Ecolo ist es, dass die Einwohner im Süden des Landes und in der Hauptstadt nach der Reform gleich behandelt werden.
Würden die Gemeinschaften die neuen Zuständigkeiten ausüben, gäbe es in Brüssel ein Problem: Dann könnten für einen Krankenhauspatienten oder einen Senioren im Altenheim plötzlich verschiedene Regeln und Tarife gelten - je nachdem, ob er französischsprachig oder niederländischsprachig ist. Denn in Brüssel ist auch die Flämische Gemeinschaft zuständig. In der Hauptstadt-Region besteht also die Gefahr einer Zweiklassengesellschaft. Deswegen sollen künftig - nach dem Willen der französischsprachigen Parteien - die Regionen die neuen Zuständigkeiten ausüben. Ein Dachverband soll dafür sorgen, dass die Behandlung in der Wallonie und in Brüssel identisch ist. La Libre Belgique kann die Entscheidung der Parteivorsitzenden nicht nachvollziehen. Sie haben den Zusammenhalt und die Solidarität zwischen der Wallonie und Brüssel aufgegeben. Der neue Dachverband ist nur ein Feigenblatt.
Auch La Dernière Heure hält den Kompromiss für absurd. Wer glaubt, durch die Staatsreform würde alles einfacher, täuscht sich. Jetzt wird es erst so richtig kompliziert. Außerdem muss Flandern noch zustimmen. Brüssel und die Wallonie haben keine gemeinsame Zukunft mehr, sondern nur noch eine möglichst ähnliche, hält L'Avenir fest.
Le Soir dagegen begrüßt den Vorstoß. Zwar besteht die Gefahr, dass die Höhe des Kindergelds künftig anders ist, je nachdem, ob man in Namur oder Brüssel wohnt. Aber man verhindert dadurch, dass in der Hauptstadt zwei Parallelwelten entstehen. L'Echo fragt in diesem Zusammenhang gar, wozu die Französische Gemeinschaft noch dient…
Erstmals eine Frau an der Spitze des Unternehmerverbands
De Standaard berichtet, dass im kommenden Jahr erstmals eine Frau an der Spitze des belgischen Unternehmerverbands stehen wird. Michèle Sioen ist seit 2005 Chefin eines erfolgreichen Textilunternehmens. Sie weiß, dass Wachstum nur dann entsteht, wenn man neue Produkte und innovative Dienste anbietet. Und: Wenn man neue Märkte erobert. Diese Erfahrung sollte sie all ihren Unternehmerkollegen eintrichtern, ist die Zeitung überzeugt.
"Relative" Relativitätstheorie…
De Morgen berichtet über ein neues Museum in Antwerpen. Red Star Line erzählt die Geschichte von rund zweieinhalb Millionen Auswanderern, die am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts vom Seehafen in Antwerpen aus in die USA ausgewandert sind und dort ein neues Leben begonnen haben. "Traumfabrik an der Schelde", titelt De Standaard. Unter den Auswanderern war auch der Physiker Albert Einstein.
Apropos Einstein: Wissenschaftler der Universität Namur stellen die weltberühmte Relativitätstheorie in Frage, schreibt La Libre Belgique. Die Astrophysiker haben in einem rechnerischen Modell festgestellt, dass es bisher unentdeckte Objekte gibt, die mit der Gravitationstheorie Einsteins nicht vereinbar sind. Sie behaupten: Einsteins Theorie kann nicht die endgültige Erklärung sein.
Archivbild: Yves Boucau (belga)