"Der Wohn-Bonus wird unbezahlbar", titelt Gazet Van Antwerpen. "Debatte über Wohn-Bonus in Flandern eröffnet", schreibt De Standaard. "Viel Unsicherheit", meint Het Nieuwsblad. Durch die Staatsreform werden die Regionen künftig für die steuerliche Absetzbarkeit von Hypotheken-Darlehen zuständig.
Wer ein Haus kauft oder baut, der kann in Belgien seinen Kredit von der Steuer absetzen. Für eine Familie mit zwei Kindern beträgt die Ersparnis bis zu 3.000 Euro im Jahr. Doch Flandern hat ausgerechnet: In Zeiten knapper Kassen ist das System nicht mehr haltbar. Die flämischen Sozialisten schlagen eine Reform vor und haben die Debatte damit eröffnet.
Es ist ein sehr heikles Thema, meint De Morgen. Wir Belgier werden schließlich mit einem Ziegelstein im Bauch geboren. Eigentümer einer Wohnung oder eines Hauses zu sein, das ist für viele in Belgien das Normalste der Welt - während in unseren Nachbarländern viele Menschen zur Miete wohnen.
Möglich gemacht hat das unter anderem die steuerliche Absetzbarkeit von Hypothekendarlehen. Jetzt etwas zu ändern, ruft zugleich eine emotionale Diskussion hervor, aber auch eine finanzielle. Denn unterm Strich dürfte der Hauskauf teurer werden, befürchtet auch Gazet Van Antwerpen.
De Standaard stellt die Reformpläne der flämischen SP.A-Ministerin Freya Van den Bossche vor. Wohnkredite sollen für alle zu einem festen Satz von 45 Prozent von der Steuer absetzbar sein. Nur Alleinerziehende sollen Vorteile erhalten. Und: Für Ferienhäuser und Zweitwohnungen soll es nur noch eine kleine oder gar keine steuerliche Vergünstigung mehr geben.
Het Nieuwsblad fügt hinzu: An aktuellen Verträgen soll sich nichts ändern. Die Debatte über die Zukunft des Wohnkredits war längst überfällig, auch wenn sie zurzeit für viel Unsicherheit und Verwirrung sorgt.
De Wever legt in Antwerpen vor
Het Laatste Nieuws beugt sich über den Sanierungskurs, den Bürgermeister Bart De Wever in Antwerpen durchführen will. Bis zum Ende der Legislaturperiode 2019 sollen in der städtischen Verwaltung über 1.400 Stellen gestrichen werden - das sind sieben Prozent der Beschäftigten. Die N-VA reagiert damit auf die steigenden Kosten für die Renten ihrer Beamten. Die Polizei und die Sozialämter sollen dagegen mehr Geld erhalten. Die Steuern werden nicht erhöht.
De Wever führt in Antwerpen bereits Wahlkampf, ist die Zeitung überzeugt. So wie er die Hafenstadt regiert, will er nach der Wahl im kommenden Jahr das ganze Land regieren. De Standaard bemerkt: De Wever will mit seiner Politik beweisen, dass die N-VA der Gegenpol zur Regierung von Premierminister Elio Di Rupo ist, die er immer wieder und gerne als "Steuer-Regierung" abstempelt. In Krisenzeiten müsse der Staat zuerst bei sich selbst sparen, sagt De Wever. Doch das wird auf föderaler Ebene längst gemacht, notiert Het Laatste Nieuws.
Staat könnte BNP Paribas-Anteil verkaufen
Wie L'Echo auf Seite eins berichtet, könnte Belgien seine Anteile an BNP Paribas verkaufen. Der Grund: Der Schuldenberg des Landes droht über die 100 Prozent-Marke zu steigen. Nach der Rettung von Fortis hält der Staat zehn Prozent am Finanzhaus BNP Paribas. Verkauft er seine komplette Beteiligung, kann das bis zu sechs Milliarden Euro in die Staatskassen spülen.
Doch Kritiker warnen: Nicht alle Kosten der Banken-Rettung wären damit gedeckt. Angedacht wird deshalb offenbar der Verkauf eines Drittels der staatlichen Anteile. Das würde die benötigten zwei Milliarden Euro einbringen, um die Staatsschuld zu senken und die Vereinbarungen mit der EU einzuhalten, so die Wirtschaftszeitung.
Wallonische Interkommunalen - Was nun?
La Libre Belgique befasst sich mit der Zukunft der Interkommunalen in der Wallonie. Auslöser ist die Debatte um den umstrittenen Kauf der L'Avenir-Zeitungsgruppe durch die Lütticher Interkommunale Tecteo. Walloniens zuständiger Minister Paul Furlan will die Interkommunalen jetzt reformieren. In einer Umfrage der Zeitung fordern alle Parteien mehr Kontrolle.
La Libre Belgique stimmt dem zu: Es braucht mehr Transparenz, mehr demokratische Kontrolle, vor allem was die undurchsichtigen und zum Teil inkompetenten Verwaltungsräte angeht. Doch die Interkommunalen sollte man nicht von vornherein in Verruf bringen. In vielen Fällen führen sie für die Städte und Gemeinden unerlässliche Aufgaben durch wie die Müllentsorgung und den sozialen Wohnungsbau.
Le Soir kommt auf die Spionage-Affäre bei Belgacom zurück. Die flämischen Christdemokraten behaupten: Firmenchef Didier Bellens hat gelogen. Er wusste schon seit einem Jahr von dem Lauschangriff, höchstwahrscheinlich durchgeführt vom amerikanischen Geheimdienst NSA. Das ist harter Tobak, meint die Zeitung und fordert die CD&V auf, Beweise für ihre Behauptungen zu liefern.
akn - Bild: Nicolas Lambert (belga)