"Belgien verurteilt den Lauschangriff auf Belgacom", titelt Le Soir. "Machtlos gegen die Spionage der Amerikaner", meint Het Nieuwsblad dazu.
De Standaard, das die Information gestern ans Licht gebracht hatte, macht heute mit neuen Einzelheiten auf und hat keine Zweifel mehr: "Der US-Geheimdienst steckte im Herzen des Telekom-Unternehmens Belgacom". Offenbar hatten die Hacker unbegrenzten Zugang zum Netzwerk. Damit konnten sie die Daten aller Kunden ausspähen.
Belgiens Regierung ist nicht nur empört, sondern zudem wie verkatert, bemerkt das Blatt. Zum einen ist die Abhör-Aktion sehr schmerzhaft, weil sie von einem befreundeten Land, nämlich den USA, durchgeführt wurde. Zum anderen fühlt sich die Regierung durch die halbstaatliche Telefon-Gesellschaft Belgacom hinters Licht geführt. Offenbar wusste Firmenchef Didier Bellens schon seit einem Jahr von der Sicherheitslücke und, dass das Belgacom-Netz möglicherweise mit Spionage-Software infiziert wurde.
Was ist mit Datenschutz?
Die Hacker hatten es auf das Belgacom-Tochterunternehmen Bics abgesehen, Marktführer bei der Vergabe von Leitungen im Nahen Osten und Afrika. Inzwischen zweifelt niemand mehr, dass die Amerikaner hinter dem Cyber-Angriff stecken. "Big Brother wohnt in Washington", meint dazu Gazet Van Antwerpen und befürchtet, dass noch andere Unternehmen in der Weltstadt Brüssel betroffen sein könnten.
Für Het Belang Van Limburg sind die Abhör-Aktionen des amerikanischen Geheimdienstes NSA illegal und im höchsten Maße kriminell. In der Welt der Geheimdienste ist scheinbar alles erlaubt, schreibt La Libre Belgique. Datenschutz spielt für die NSA gar keine Rolle.
L'Echo vergleicht die Situation mit dem Wilden Westen. Allerdings leben wir nicht bei den Cowboys und NATO-Staaten sollten sich nicht gegenseitig bespitzeln. Wofür gibt es schließlich die Diplomatie?, fragt die Zeitung.
Auch De Standaard ärgert sich und fordert mehr demokratische Kontrolle. Denn, auch wenn wir empört sind und die illegalen Praktiken der Amerikaner verurteilen, mehr passiert nicht. Das haben wir in Großbritannien gesehen und jüngst noch in Deutschland. Und so wird es auch in Belgien sein, ist das Blatt überzeugt.
"EU muss USA in die Schranken weisen"
Le Soir fordert eine starke europäische Reaktion auf die Lauschangriffe. Die EU muss die USA in die Schranken weisen. Auf dem Spiel stehen nämlich nicht nur der Datenschutz, sondern auch unser Werte-System und der Balanceakt zwischen Freiheit und Sicherheit. Denn auch das darf man nicht vergessen, fügt Het Belang Van Limburg hinzu: Durch das Späh-Programm konnten Terror-Anschläge verhindert werden - auch europäische Staaten, möglicherweise Belgien, haben von den Informationen der Amerikaner profitiert. Het Nieuwsblad fordert eine breite gesellschaftliche Debatte darüber, wie viel Kontrolle wir zulassen und wie viel Datenschutz wir benötigen.
Wie De Morgen berichtet, kommen Cyberangriffe in Belgien immer häufiger vor. Mittlerweile melden Unternehmen und Vereinigungen über 300 Fälle pro Monat - das sind dreimal mehr als noch 2011. Das Blatt befürchtet jedoch, dass die Dunkelziffer viel höher liegt, da längst nicht jeder Vorfall gemeldet wird. L'Echo hält fest, dass die belgischen Unternehmen sich nicht genug vor Angriffen aus dem Internet schützen und fordert mehr Sicherheit für die Firmen-Netzwerke. Vor allem in den Chefetagen muss das Bewusstsein dafür steigen, denn der erlittene Schaden durch Industrie-Spionage wird immer größer.
Arbeitgeber sorgen sich um Wettbewerbsfähigkeit
Auf der Titelseite von Het Laatste Nieuws fordert der flämische Unternehmerverband Unizo eine drastische Senkung der Lohnkosten. Der Föderalstaat und die Regionen müssten sich dringend an einen Tisch setzen und gemeinsam beraten. Ähnlich äußert sich der belgische Unternehmerverband in L'Echo. Trotz der verordneten Lohnmäßigung sind die Gehälter in Belgien im vergangenen Jahr schneller gestiegen als in den Nachbarländern. Die FEB verlangt dringend Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit der belgischen Unternehmen zu steigen.
Laut De Morgen schlägt sich Belgien im Vergleich zu den Niederlanden sehr gut. Im Moment steht es 1:0. In Sachen Wachstum, Haushaltssanierung und Kaufkraft hat unser Land eindeutig die Nase vorn. Doch während sich die Niederländer kaputt sparen, schieben wir die Probleme vor uns her, meint die Zeitung.
Australiens Finanzminister wird ein Ostbelgier
Das Grenzecho berichtet auf Seite eins, dass ein gebürtiger Ostbelgier Australiens neuer Finanzminister wird. Mathias Cormann klettert die politische Karriereleiter in Down Under weiter hinauf. Der 42-Jährige war 1996 nach Australien ausgewandert und ist dort seit 2007 Senator. Wie De Morgen schreibt, gilt er als ehrgeizig. Seine politischen Anfänge hat Cormann im Gemeinderat von Raeren gemacht, bei den ostbelgischen Christdemokraten von der CSP.
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