"Die NSA wird verdächtigt, auch Belgacom abgehört zu haben", titelt De Standaard auf Seite eins. Nach Informationen der Zeitung hat der amerikanische Geheimdienst sich bereits 2011 bei Belgacom eingehackt. Im Mittelpunkt steht das Tochterunternehmen Bics - vor allem im Nahen Osten und Afrika aktiv. Offenbar wurden Daten ausgespäht und Gespräche in Krisenländer wie Syrien und den Jemen abgehört.
Aufgefallen war der Angriff nachdem Belgacom im Zuge der NSA-Enthüllungen Untersuchungen im eigenen Betrieb angeordnet hatte. Dabei sind die Experten tatsächlich auf Spionage-Software gestoßen. Belgacom hat bei der föderalen Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet.
Politisch dürfte die Affäre hohe Wellen schlagen, erwartet De Standaard. Das Telekommunikationsunternehmen gehört zur Hälfte dem belgischen Staat. Premierminister Elio Di Rupo hat nach Angaben von Le Soir eine Stellungnahme angekündigt. Es gilt außerdem als wahrscheinlich, dass die US-Botschafterin einberufen und um Erklärungen gebeten wird.
Bürgerkrieg auch ohne Chemiewaffen blutig
De Morgen kommt auf den Abrüstungsplan für die syrischen Chemiewaffen zurück. Am Wochenende hatten die USA und Russland die Einzelheiten geklärt. "Es gibt eine Einigung, aber der blutige Bürgerkrieg geht mit voller Härte weiter", titelt das Blatt. Die Tinte unter dem Abkommen war noch nicht trocken, da haben die Regierungstruppen schon wieder Bomben auf Ziele in der Nähe der Hauptstadt Damaskus abgeworfen.
International gibt es viel Lob für das Abkommen, wie La Dernière Heure bemerkt. US-Präsident Obama kann dank der Einigung den politischen Schaden für Amerika begrenzen. Der russische Präsident Putin gewinnt an Einfluss. Der größte Gewinner ist allerdings Syriens Machthaber Assad, hält La Libre Belgique fest. Er geht politisch gestärkt aus der Sache hervor und beweist, dass er in Syrien weiterhin das Sagen hat und fester im Sattel sitzt als je zuvor.
Auch wenn die Einzelheiten noch geklärt werden müssen und die Suche der UN-Inspektoren nach Chemiewaffen in Syrien einem Katz-und-Maus-Spiel ähneln wird, ist De Morgen überzeugt, dass der Abrüstungsplan ein erster Schritt in die richtige Richtung ist.
Umstrittene Frührente für Ford Genk
Wie Het Laatste Nieuws berichtet, ist das ganze Land sauer auf Arbeitsministerin Monica De Coninck von der SP.A, weil sie den entlassenen Mitarbeitern von Ford Genk die Frührente mit 52 Jahren zugesprochen hat. Auch innerhalb der Föderalregierung sorgt das für Spannungen. Der liberale Pensionsminister Alexander De Croo erklärte am Wochenende, er hätte nicht so gehandelt. Außerdem wirft er der flämischen Regierung vor, zu wenig zu tun, um Frührentner wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Lediglich für drei Prozent von ihnen hätte das flämische Arbeitsamt einen neuen Job gefunden. Die Frührente mit 52 ist ein "No-Go", findet Het Laatste Nieuws. Damit wird die soziale Verantwortung der Unternehmen auf den Staat abgewälzt. Zum Glück wurde das Gesetz inzwischen verschärft - für Ford Genk anscheinend aber zu spät.
Lohnmäßigung und Steuersenkung
Het Belang van Limburg kommt auf den Vorschlag des Open Vld-Abgeordneten Patrick Dewael zurück, der einen konkreten Plan zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit Belgiens vorlegt. In den nächsten fünf Jahren dürfe es abgesehen vom Index keine Lohnsteigerung geben. Im Gegenzug soll der Staat die Einkommenssteuer jährlich um ein Prozent senken - das entspricht einer Entlastung von einer Milliarde Euro pro Jahr. Das soll verhindern, dass den Menschen Kaufkraft verloren geht. Die Zeitung begrüßt den Vorschlag: Unserer Wirtschaft und damit auch uns würde das gut tun und für die nötige Entspannung sorgen. Auch Gazet van Antwerpen sieht den Reformvorschlägen der Liberalen positiv entgegen. Damit sie aber überhaupt zustande kommen können, müssten die Sozialisten nach der Wahl im kommenden Jahr in die Opposition verbannt werden, ist das Blatt überzeugt.
Bodyguards für Ärzte
"Belgische Hausärzte fordern für ihren Nachtdienst einen Bodyguard", schreibt De Morgen auf seiner Titelseite. Der Grund: Immer mehr Ärzte werden bei ihren nächtlichen Hausbesuchen bedroht oder überfallen. Erst vor drei Wochen wurde ein Arzt in der Provinz Hennegau zusammengeschlagen. Die Ärztegewerkschaft Absym fordert jetzt einen Begleitschutz für die nächtlichen Visiten.
"Belgiens ehemaliger Staatsfeind Nummer eins, Abou Jahjah, plant eine Rückkehr nach Belgien", schreibt Het Nieuwsblad. Der 42-Jährige hatte vor über zehn Jahren die arabisch-europäische Liga gegründet. Ihm wurde vorgeworfen, junge Moslems aufgehetzt zu haben und für die schweren Ausschreitungen 2002 in Antwerpen verantwortlich zu sein. Ein Berufungsgericht sprach ihn jedoch frei. 2006 kehrte er in sein Heimatland Libanon zurück. Jetzt will Abou Jahjah eine neue Organisation in Belgien gründen.
Bild: Herwig Vergult (belga)