Die Themen im Einzelnen.
"Die Strom- und Gasrechnung ist in einem Jahr um zehn Prozent gefallen", schreibt L'Echo auf Seite eins. Die Wirtschaftszeitung rechnet vor, dass der Durchschnittshaushalt in Belgien knapp 300 Euro weniger für Energie zahlt, als noch vor einem Jahr. Grund dafür sind verschiedene Maßnahmen der Föderalregierung, die dazu geführt haben, dass der Wettbewerb unter den Energielieferanten besser funktioniert.
Aber die Zeitung warnt: Der Sieg wird nicht von Dauer sein, denn es ist klar, dass die Preiskurve in den kommenden Jahren wieder steigen wird, und das dauerhaft. Das liegt an den Wechsel zu den erneuerbaren Energien und den damit verbundenen Subventionen. Aber: Es liegt auch an dem europäischen System, das den freien Wettbewerb zwischen möglichen Energiequellen nicht erlaubt. In den USA ist das anders, und der europäische Verbraucher kann nur neidisch über den Atlantik blicken. Denn dort wird Energie auch billiger, und das wird dauerhaft so bleiben. Denn dort lässt man die Energiegewinnung durch Schiefergas zu, ganz im Gegensatz zu Europa, wo man sich lieber darüber streitet, findet L'Echo.
Win-Win-Situation für "Gut" und "Böse"
De Morgen blickt auf die neuesten Entwicklungen im Syrien-Konflikt: Was für ein Schauspiel der Weltpolitik. Wir fühlen uns an die Zeiten des Kalten Kriegs erinnert. Über Krieg und Frieden entscheiden Moskau und Washington, der Böse sitzt in Moskau, der Gute in Washington, die besseren Karten hält der Böse in der Hand. Doch der Böse ist nicht ganz so böse wie man denkt, und hilft dem Guten aus der Patsche.
Wladimir Putin hat es geschickt verstanden, Barack Obama aus der Klemme zu helfen, in die sich der US- Präsident selbst manövriert hatte. Von Roten Linien im Syrien- Konflikt zu sprechen, war ein Fehler. Das hat Obama selbst gemerkt, als tatsächlich Giftgas in Syrien eingesetzt wurde. Dass Putin ihm jetzt die Möglichkeit einräumt, erstmal auf einen Militärschlag verzichten zu können, ist eine Win-Win-Situation für beide Präsidenten. Putin steht als der Mann da, der die Welt von einem Krieg gerettet hat, Obama hat Zeit gewonnen und vielleicht die Chance erhalten, auf den Militärschlag zu verzichten. Dem syrischen Volk im Bürgerkrieg hilft das nicht. 100.000 Tote, egal ob durch konventionelle Waffen oder Giftgas umgekommen, stehen dort zu Buche und täglich kommen neue Opfer hinzu, stellt De Morgen fest.
Unverschämte Zollbeamte
Über den Streik der Zollbeamten an den Flughäfen von Brüssel und Lüttich regt sich Gazet Van Antwerpen auf. Einerseits verstehen wir zwar die Zollbeamten, denn ihr Streik ist eine Art Hilfeschrei. Dabei geht es gar nicht unbedingt um die Zulagen für Nacht- und Wochenenddienste, sondern um die schwindende Bedeutung der Zollbeamten an Flughäfen. Immer seltener werden sie gebraucht. Offene Grenzen in der EU und moderne Elektronik sind dafür der Grund. Aber es ist trotzdem unverschämt, was sie jetzt machen. Unschuldige Passagiere müssen stundenlang warten, nur weil ihr Gepäck kleinlichst untersucht wird. Warensendungen bleiben liegen und verärgern die Unternehmen, die auf den Transport von Gütern durch die Luft angewiesen sind.
Die belgischen Flughäfen kommen in Verruf. Warum können Streiks in unserem Land nicht anders organisiert werden? Warum gibt es nicht die Verpflichtung, bei Streiks Unschuldige nicht für die eigene Unzufriedenheit bezahlen zu lassen? Warum muss man erst ein paar Tage lang streiken, bevor man mit Verhandlungen beginnt? Unsere Nachbarländer zeigen, dass Streiks auch anders besser gehandhabt werden können, findet Gazet Van Antwerpen.
Ein Luftballon am Himmel
Le Soir kommentiert die Forderung der flämischen Nationalisten, dass in dem neuen belgischen Nationalstadion, das am Stadtrand von Brüssel in einer flämischen Gemeinde gebaut werden soll, nur Niederländisch gesprochen werden soll: Diese Forderung ist lächerlich. Wollen wir etwa die möglichen Investoren für das Stadion dadurch abschrecken, dass in Grimbergen die Fans von Barcelona, Paris oder Chelsea zu hundert Prozent nur in Niederländisch empfangen werden dürfen? Das Stadion, sollte es jemals gebaut werden, wird vielsprachig sein, international. Denn wichtig ist doch vor allem, dass Menschen in das Stadion kommen, und dass diese "Kunden" begeistert sind, schreibt Le Soir.
La Libre Belgique macht den Reformern in der Katholischen Kirche Hoffnung: Pietro Parolin wird zwar erst am 15. Oktober die rechte Hand des Papstes, quasi Ministerpräsident des Vatikans. Aber schon heute macht er deutlich, auf was man sich mit ihm gefasst machen kann. Denn der noch Nuntius von Caracas hat in einem Interview erklärt: Das Priesterzölibat war kein Dogma. Damit hat Parolin einen Versuchsballon losgelassen, der jetzt seine Kreise im römisch-katholischen Himmel zieht. Mal schauen, wohin er treibt, so La Libre Belgique.
Archivbild: Eric Lalmand (belga)