"Lasst uns syrische Flüchtlinge aufnehmen". Diesen Aufruf startet Innenministerin Joëlle Milquet auf der Titelseite von Le Soir. Millionen Menschen sind auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg. In den Nachbarländern Syriens, vor allem im Libanon und der Türkei spitzt sich die Lage zu. "Wir dürfen nicht länger zusehen", sagt die Innenministerin im Gespräch mit der Zeitung. Milquet fordert einerseits, dass Belgien mehr Mittel für die Hilfsorganisationen vor Ort freimacht. Andererseits will sie, dass Belgien syrische Flüchtlinge aufnimmt. In Belgien gebe es bis zu 4.000 Plätze, um die Flüchtlingscamps in der Krisenregion zu entlasten. Ähnlich wie Schweden sollte unser Land den Flüchtlingen aus Syrien ein provisorisches Bleiberecht geben. Nach Ansicht von Milquet muss Belgien eine Vorreiterrolle übernehmen, damit auch die anderen europäischen Länder nachziehen. "Derzeit helfen wir nicht genug", ist die Innenministerin überzeugt.
Ein Hauch von Kaltem Krieg
De Standaard und De Morgen machen mit dem G20-Gipfel in St- Petersburg auf. "Eisiger Start", lautet die Schlagzeile der ersten Zeitung. "Warmer Händedruck, aber Kalter Krieg", meint das andere Blatt und zeigt das kurze Zusammentreffen des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit seinem amerikanischen Amtskollegen Barack Obama. Der Krieg in Syrien ist das alles Beherrschende Thema bei der Sitzung der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Über einen möglichen Militärschlag gegen das Assad-Regime besteht weiter Uneinigkeit. Auch innerhalb Europas, bedauert Het Laatste Nieuws. 16 Tage nach dem verheerenden Giftgasangriff sind die Täter noch immer ungestraft. Der einzige, der sich freut und von der Uneinigkeit der internationalen Gemeinschaft profitiert, ist Syriens Machthaber Baschar Al-Assad - höchstwahrscheinlich der Mann, der die Chemiewaffen eingesetzt hat, bemerkt Het Laatste Nieuws.
Zweiklassengesellschaft
Het Nieuwsblad befasst sich mit der Ungleichheit der Chancen auf dem belgischen Arbeitsmarkt. Laut einer aktuellen Studie finden Menschen mit Migrationshintergrund nur schwer eine Arbeitsstelle. Sie haben oft schlecht bezahlte Jobs oder Zeitverträge. Außerdem werden sie benachteiligt. "Das muss sich ändern", sagt Arbeitsministerin Monika De Coninck. Auch jeder Belgier mit ausländischen Wurzeln müsse einen Job bekommen, ansonsten sei unser gesamtes Sozialsystem gefährdet. Wir leben in einer Zweiklassengesellschaft, hält De Morgen fest.
Ähnlich äußert sich De Standaard: Auf der einen Seite sind die Migranten gefordert. Sie müssen unsere Sprache lernen und sich anpassen. Aber auch wir sind gefordert. Wir müssen die soziale Vermischung zulassen. Und das fängt schon bei unseren Kindern an. Dazu bemerkt Gazet Van Antwerpen: "Kinder aus reichen Familien bekommen bei der Schulwahl Vorrang". Aus einer Reportage des flämischen Rundfunks geht hervor, dass einige Schulen die Einschreibungsprozedur nicht beachten. Kinder aus gutbetuchten Familien konnten Wartelisten überspringen.
Mehr Geld und Angst vor 2014
Wie Het Nieuwsblad berichtet, haben die Belgier - zumindest statistisch gesehen - von der Krise profitiert. Im Schnitt beträgt das Vermögen eines Haushalts knapp 450.000 Euro - das sind zehn Prozent mehr als vor Ausbruch der Wirtschaftskrise 2008. Mehr als die Hälfte der Vermögenswerte sind Immobilien. Der Rest sind Sparguthaben und andere Geldanlagen. Unsere Einlagen sind gestiegen, man denke an das Rekordguthaben auf den belgischen Sparbüchern, weil wir krisenbedingt weniger ausgegeben haben, bemerkt das Blatt.
La Libre Belgique berichtet über die Angst der Belgier vor den Wahlen im kommenden Jahr. 60 Prozent der Befragten befürchten eine neue Blockade nach dem Urnengang. In Flandern sind es erstaunlicherweise die N-VA-Wähler, die am besorgtesten sind. Sie befürchten offenbar, dass es keine neue Staatsreform geben wird.
L'Avenir schaut auf die Rundreise des neuen Königspaars durch alle belgischen Provinzen. Philippe und Mathilde starten in der Universitätsstadt Löwen.
Fußball-Euphorie
"Das ganze Land steht hinter den Roten Teufeln", titelt indes Le Soir. Das Länderspiel gegen Schottland werden Zehntausende auf Großleinwänden in den belgischen Städten verfolgen. Nach Angaben der Zeitung sind noch nie so viele Bildschirme aufgestellt worden. "Jetzt oder nie", schreibt La Dernière Heure. Auch Het Nieuwsblad hofft auf einen Sieg der Fußballnationalmannschaft in der Qualifikation um die Weltmeisterschaft in Brasilien. Aber Achtung, warnt Het Laatste Nieuws: Wir sollten die Schotten nicht unterschätzen.
Der Empfang der Roten Teufel in Glasgow hätte jedenfalls nicht besser sein können: Die Spieler wurden von zahlreichen Fans herzlich begrüßt. Fast 10.000 Belgier sind nach Schottland gereist, um ihren Fußballern zum Sieg zu verhelfen. Und: Damit die WM ein Stück näher rückt.
Foto: Benoit Dopagne (belga)