"Extreme Gewalt", schreibt De Standaard auf Seite eins. "Der Verdächtige saß schon einmal im Gefängnis wegen sinnloser Gewalt", titelt Het Nieuwsblad. Beide Zeitungen berichten in Bild und Text auf ihren Titelseiten von den Videoaufnahmen, die einen brutalen Angriff von Jugendlichen auf einen 29-jährigen Mann mitten in der Nacht zeigen. Die Tat geschah vor drei Monaten in Aalst. Am Mittwoch veröffentlichte die Polizei die Bilder im Internet, nachdem sie zuvor vergeblich nach den Tätern gefahndet hatte. In wenigen Stunden konnte der Hauptverdächtige identifiziert werden. Es handelt sich um einen 17-jährigen Jugendlichen, der schon einmal wegen brutaler Gewalt aufgefallen war. Bei einem Fußballspiel hatte er einen Schiedsrichter angegriffen, der ihm die gelbe Karte gezeigt hatte. In Aalst hatte der 17-Jährige dem Opfer mehrere Male brutal auf dem Kopf getreten, als der Mann schon bewusstlos am Boden lag.
Äußerst brutale Gewalt
De Standaard schreibt dazu: Die Veröffentlichung der Aufnahmen von der Überwachungskamera im Internet wirft Fragen auf: Darf man so etwas machen? Wird dadurch nicht die Privatsphäre sowohl der Täter als auch des Opfers verletzt? Diese Fragen darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Letztlich muss man aber auch feststellen: Drei Monate lang hat die Polizei vergeblich nach den Tätern gesucht. Nach der Veröffentlichung der Bilder im Internet, wo sich die Aufnahmen vor allem über soziale Netzwerke rasend schnell verbreitet haben, dauerte es nur Stunden, bis der Hauptverdächtige identifiziert war. Das gibt der Methode Recht, denn es handelt sich um äußerst brutale Gewalt. Die Aufmerksamkeit, die der Täter jetzt hat - gegen seinen Willen - hat er sich selbst zuzuschreiben, meint De Standaard.
Ähnlich sieht das Het Nieuwsblad: Solche Bilder im Internet zu veröffentlichen, ist eine heikle Sache. Sie können zum Vorbild für andere potentielle Täter werden. Aber wenn man Pro und Kontra gegeneinander abwägt, kommt man zu dem Schluss: Die Veröffentlichung war richtig. Sie hat dazu geführt, einen Täter von der Straße zu holen. Bei so brutaler Gewalt müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, findet Het Nieuwsblad.
Wirtschaft braucht Politik
La Libre Belgique kommentiert den 17. Platz, den Belgien in der Rangliste des Weltwirtschaftsforums für seine aktuelle Wettbewerbsfähigkeit belegt: Schon letztes Jahr waren wir an 17. Stelle. Kein Fortschritt, kein Rückschritt - Ist das jetzt eine gute oder eine schlechte Nachricht? Die Antwort gibt der Blick auf die Details. Da sehen wir: In der Gehaltsstruktur schneidet Belgien viel schlechter ab als seine Nachbarländer, die Hauptwirtschaftspartner. Belgische Unternehmen verlieren an Boden. Es ist Aufgabe der Politik, sowohl auf föderaler Ebene als auch in den Regionen, die politischen Weichen umzustellen. Ist sie dazu in der Lage, knapp ein Jahr vor den Wahlen? Wenn sie jetzt in Untätigkeit verfällt, droht der leichte Wirtschaftsaufschwung, der sich gerade abzeichnet, wieder im Nichts zu versinken, so La Libre Belgique.
L'Echo sieht die wallonische Regierung schlecht aufgestellt dafür, Maßnahmen zu ergreifen, um der Wirtschaft auf die Beine zu helfen: Von geradliniger Politikführung kann man in der Wallonie nicht sprechen, schreibt die Wirtschaftszeitung sinngemäß. Gerade gibt es Streit um Strompreisgeschenke an die Bürger, zuvor hatte die Photovoltaik-Politik für negative Schlagzeilen gesorgt. Die Begrenzung der Manager-Gehälter, Reden über einen wallonische Nationalismus und die leeren Versprechungen zur Rettung von ArcelorMittal in Lüttich: Wenn man sich das Bild von Uneinigkeit und das Hin und Her in Namur anschaut, erscheint einem die Politik, die Premierminister Elio Di Rupo auf föderaler Ebene führt, geradezu vorbildlich in seiner Geradlinigkeit, so L'Echo.
Flämisch oder Zeichensprache
Auch L'Avenir greift den fehlenden Erfolg der Wallonischen Regierung in Sachen ArcelorMittal auf: Sieben Monate sind vergangen und noch immer hat die Region keinen Investor als Nachfolger von ArcelorMittal an der Hand. Dabei sollte es nur zwei Monate dauern, hieß es am Anfang. Die Gespräche heute mit den Gewerkschaften werden sehr wahrscheinlich eine bittere Wahrheit ans Licht bringen. Zumindest nichts Gutes für die Arbeitnehmer, glaubt L'Avenir.
Le Soir geht auf ein neues Kapitel im flämisch-französischen Sprachenstreit ein: Die Bürgermeisterin der Ortschaft Menen an der belgisch-französischen Grenze hat beschlossen, dass im Bürgeramt nur noch flämisch gesprochen wird. Wer in französischer Sprache eine Frage am Schalter stellt, soll nur in Zeichensprache eine Antwort erhalten. Le Soir weist daraufhin, dass es sich erstens um keinen Aprilscherz handelt; zweitens, die Bürgermeisterin von den Christdemokraten und nicht von der nationalistischen N-VA kommt und drittens, dass die Dame Acht geben soll, welche Zeichensprache sie ihre Beamten lehrt, denn auch hier gibt es Unterschiede zwischen dem Niederländischen und dem Französischen, weiß Le Soir.
Bild: Föderale Polizei (belga)