"Albert will Delphine nicht als seine Tochter anerkennen", titelt Gazet van Antwerpen. "König will nicht als Vater bezeichnet werden", schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins. Und bei La Dernière Heure heißt es in Anführungsstrichen neben einem Bild von Albert II. "Delphine ist nicht meine Tochter".
Am Montag will Delphine Boël, die angeblich außereheliche Tochter von Albert II. einen Antrag vor Gericht einreichen, um die Vaterschaft des ehemaligen Königs nachweisen zu lassen. am Dienstag gab es erste Treffen zu dem Thema vor Gericht. Dabei ließ Albert II. seine Position durch seinen Anwalt verkünden: eben die Aussage, dass Delphine nicht seine Tochter sei.
"Königliche Seifenoper"
In flämischen Zeitungen sprechen die Kommentatoren von einer Seifenoper und sehen Albert in der Pflicht. De Standaard schreibt: Es wird Zeit, dass Albert endlich wie ein richtiger Mann handelt und seine Verantwortung übernimmt. Er hat jetzt die nötige Freiheit dazu, nachdem er auf den Thron verzichtet hat. Die Institution des Königs würde jetzt nicht mehr Schaden leiden. Und er sollte daran denken, dass es auch um ein Kind geht, das sich nicht länger als Opfer fühlen sollte.
Ähnlich sieht es De Morgen: Ein Kind hat ein moralisches Recht zu wissen, wer sein Vater ist. Die Angelegenheit hat also eigentlich nichts Juristisches an sich. Wie lang wird diese Seifenoper noch dauern, bevor Albert das tut, was jeder Vater tun sollte.
Le Soir findet: Das war doch ziemlich überraschend, was der König am Dienstag über seinen Anwalt verkünden ließ. Doch wenn er tatsächlich überzeugt ist, nicht der Vater von Delphine zu sein, obwohl so viele Indizien dagegen sprechen, dann sollte er einfach den DNA-Test machen und die Sache wäre geregelt. Aber stellen wir auch klar: Die Angelegenheit ist nach der Abdankung reine Privatsache. Auch der neue König Philippe sowie die Politik haben Interesse daran, das genauso zu sehen und die Affäre nicht zu kommentieren. Sie könnten dabei nur verlieren, findet Le Soir.
La Dernière Heure schreibt: Ist Albert II. nicht gerade drauf und dran, all die Sympathie zu verspielen, die er während seiner zwanzig Regierungsjahre gewonnen hat? Macht er sich dazu Gedanken? Das Bild des Königs, der die Belgier mit seinem Humor, seiner Gutmütigkeit und seiner Fähigkeit beindruckt hat, die politischen Konflikte im Land zu lösen, ist in Gefahr. Es könnte übertönt werden von dem Bild eines Mannes, der nicht zu seiner unehelichen Tochter steht. Denn die Geschichte von Königen hält oft gerne fest, wie sich die Herrscher in ihrem privaten Leben verhalten haben, glaubt La Dernière Heure.
Lückenhaft: Begrenzung von Managergehältern
La Libre Belgique kommentiert die Beschlüsse der Föderalregierung, die Gehälter von Top-Managern in Staatsbetrieben zu begrenzen: So löblich die Entscheidungen sind - sie sind lückenhaft. Lücke eins: Die hohen Abfindungen bei vorzeitigem Ausscheiden aus einem Betrieb werden nicht beschnitten. Lücke zwei: Für die Nationalbank gelten die neuen Regeln nicht. Frage: Warum? Dritte Lücke: Man hat vergessen, sich auch um die Gehälter der leitenden Angestellten zu kümmern. Jetzt könnte es dazu kommen, dass diese mehr verdienen als ihre Chefs, so La Libre Belgique.
Die Wirtschaftszeitung L'Echo geht auf erste Äußerungen von Politikern über mögliche Koalitionen nach den Wahlen 2014 ein: Das alles ist kein Zufall, sondern wohlüberlegtes politisches Kalkül. Wenn die Grüne Emily Hoyos auf die Liberalen losgeht, heißt das im Grund, dass sie sich für die Neuauflage der Koalition mit den Sozialisten und Christdemokraten in Namur stark macht. Wenn die N-VA plötzlich die Wirtschaftspolitik thematisiert, ist das der Versuch, sich als unumgänglicher Koalitionspartner in Flandern zu positionieren. Wenn Didier Reynders auf föderaler Ebene für die Fortführung der jetzigen Regierungskoalition plädiert, ist das eine klare Absage an die N-VA. Aber trotzdem bleibt klar. Wie die Koalitionen aussehen werden, wird sich erst nach den Wahlen zeigen. Und das wissen auch die Politiker, die jetzt schon den Mund so voll nehmen, schreibt L'Echo.
Syrien: noch immer keine Entscheidung
L'Avenir macht sich Gedanken, warum es trotz zahlreicher Ankündigungen doch noch nicht zu einem Militärschlag gegen das Assad-Regime in Syrien gekommen ist: Das liegt sicher daran, dass nach den Interventionen im Irak, in Afghanistan und Libyen keiner mehr richtig von der Wirksamkeit solcher Maßnahmen überzeugt ist. Ein Problem ist auch, dass sich Teile der syrischen Opposition offen zu radikal-islamistischen, al-Qaida nahestehenden Strömungen bekennen. Und außerdem hat es sicherlich selten einen Kriegsverbrecher gegeben, der die internationale Gemeinschaft so sehr gespalten hat wie der syrische Machthaber Assad es tut, findet L'Avenir.
Archivbild: Eric Lalmand (belga)