"So beliebt wie nie", titelt De Morgen. Die Regierung Di Rupo erhält in einer Umfrage von De Morgen und Le Soir die Note 5,6/10 - das ist der beste Wert seit Antritt der Koalition. Premierminister Elio Di Rupo schafft es sogar auf 5,9 - ebenfalls das beste Ergebnis seit seiner Amtseinführung.
Der Regierungschef kann sich glücklich schätzen: Sowohl bei den Flamen, als auch bei den Französischsprachigen war das Vertrauen in seine Mannschaft noch nie so hoch. Aber die Frage ist: Wie lange hält das an? Fragt man die Belgier nämlich, ob sie nach der Wahl im kommenden Jahr erneut eine Regierung mit Di Rupo an der Spitze haben wollen, tun sich große Unterschiede auf. Während gut 70 Prozent der Französischsprachigen dafür sind, antworten in Flandern nur knapp 40 Prozent der Befragten mit "Ja". Dafür kann Di Rupo nur bedingt etwas, ist die Zeitung überzeugt. Die Flamen wünschen sich einfach wieder einen Regierungschef aus Flandern. Di Rupos schlechte Niederländisch-Kenntnisse sind also nicht der Hauptgrund.
Noch langer Weg für Di Rupo und Co.
Le Soir bemerkt: Die aktuellen Umfragewerte sind zwar erfreulich für die Koalition, aber das Schlimmste steht noch bevor. Im Herbst stehen komplizierte Entscheidungen an, etwa ein neuer Sparhaushalt, die Einzelheiten zum Einheitsstatut von Arbeitern und Angestellten, der lang ersehnte Pakt zwischen allen Regierungen des Landes, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und - nicht zu vergessen - eine Lösung im Dauerstreit um die Besetzung der Spitzenposten bei öffentlichen Betrieben.
"Noch immer keine Einigung in Sicht", schreibt L'Echo dazu. Die für heute geplante Kabinettssitzung wurde kurzfristig abgesagt. Der Grund: Die sechs Parteien der Föderalregierung können sich nicht auf gemeinsame Kandidaten einigen bei der Einsetzung von neuen Managern, unter anderem bei der Bahn, der Nationallotterie und Belgocontrol. Uneinigkeit herrscht auch beim Thema Bezahlung. Wie viel dürfen Leiter von staatseigenen Unternehmen verdienen?
Pöstchen-Karussell dreht sich weiter
La Libre Belgique ist die politischen Spielchen um die Pöstchen-Besetzung leid. Das Blatt spricht von einem Trauerspiel. Die Masken sind gefallen. Es geht offensichtlich nicht um den am besten qualifizierten Bewerber, sondern um den mit der richtigen Parteikarte. Wer glaubt, dass diese Art Politik zu machen zu längst vergangenen Zeiten gehört, der irrt. Die Parteien-Oligarchie besteht noch immer. Dabei sollte die Regierungsspitze wissen, dass das nach hinten losgehen kann.
Gazet van Antwerpen hält fest: Der Ferienmonat August hat nicht zu einer Entspannung der Lage geführt. Eine Entscheidung muss aber jetzt her, fordert auch L'Echo. De Standaard sieht das anders. Die Regierung hat in dieser Akte jegliches Vertrauen verspielt. Egal, wen sie auf den Posten setzt, niemand wird den Kandidaten ernst nehmen. Die Zeitung sieht nur eine Lösung: Es muss eine neue Stellenausschreibung geben, durchgeführt vom neutralen staatlichen Rekrutierungsdienst Selor. Eine Entscheidung sollte dann auf jeden Fall die nächste Regierung treffen, da das Team von Di Rupo dazu offenkundig nicht im Stande ist.
3.192 Euro im Monat
Auf den Titelseiten von Het Laatste Nieuws und La Libre Belgique prangt eine Zahl: 3.192 Euro. Das ist der durchschnittliche Bruttolohn der Belgier mit Vollzeitjob. Die Zahl stammt vom föderalen Statistikamt, das die Gehälter aller Belgier erfasst. Am meisten verdienen Geschäftsführer. Ihr Bruttolohn beträgt im Schnitt mehr als 8.000 Euro. Am wenigsten bekommen Kellner, nämlich 2.000 Euro brutto.
Die höchsten Löhne werden in Brüssel und Umland gezahlt. Außerdem gibt es Unterschiede zwischen Mann und Frau. Im Schnitt verdienen Frauen 260 Euro weniger im Monat als Männer.
Syrien, Polizistinnen und schlechte Restaurants
De Standaard befasst sich mit dem Konflikt in Syrien. "Der mögliche Bestrafungsschlag des Westens gegen das Assad-Regime scheint in weite Ferne gerückt zu sein", titelt das Blatt. Das britische Parlament hat sich quer gestellt und will ein zweites Irak-Debakel verhindern. Und die USA verfügen noch immer nicht über den schlüssigen Beweis, dass Machthaber Assad hinter dem Giftgasangriff steckt. Het Belang van Limburg findet: Auch wenn US-Präsident Obama und Großbritanniens Premier Cameron Recht haben und ein Angriff mit Chemiewaffen nicht unbestraft bleiben darf, braucht die internationale Gemeinschaft definitiv eindeutige Belege, um das Kriegsverbrechen zu ahnden.
Laut Gazet van Antwerpen gibt es bei der belgischen Polizei immer mehr Frauen. Jeder dritte Beamte ist aktuell weiblich. Vor zehn Jahren war nur jeder fünfte Polizist eine Frau.
Wie Het Nieuwsblad berichtet, werden Touristen in Brügge häufig abgezockt. Das gilt besonders für Restaurants in der Altstadt. Die Qualität lasse zu wünschen übrig, das Preis-Leistungs-Verhältnis sei so schlecht wie sonst nirgends, urteilen enttäuschte Besucher. Die Stadt fürchtet um ihr Image. Der Hotel- und Gaststättenverband hat sich eingeschaltet.
Archivbild: Olivier Vin (belga)