Die Vereinten Nationen versuchen, im Syrienkonflikt wieder die Kontrolle zu erlangen, titelt L’Echo. Generalsekretär Ban Ki-Moon fordert, dass man den UN-Chemiewaffenexperten noch ein paar Tage Zeit gibt. Der mögliche Militärschlag scheint damit zumindest aufgeschoben zu sein. Großbritannien will den Bericht der UN-Inspektoren abwarten, US-Präsident Barack Obama erklärte in der Nacht, noch keine Entscheidung getroffen zu haben.
Inzwischen verdichten sich die Hinweise, dass Syriens Machthaber Baschar al-Assad hinter dem Giftgasangriff steckt, berichtet Het Laatste Nieuws. Zu dieser Feststellung sind am Mittwoch die NATO-Botschafter in Brüssel gekommen. Laut der Zeitung soll das Regime in Damaskus jetzt Menschen als lebende Schutzschilde gegen einen westlichen Vergeltungsschlag missbrauchen. Die Bevölkerung wird an Orte möglicher Angriffsziele gebracht - zum Teil unter Zwang. So berichten Augenzeugen von zahlreichen Festnahmen.
"Blutvergießen muss ein Ende haben"
Im Gespräch mit De Morgen fordert Belgiens ehemaliger Premierminister und derzeitiger Sprecher der Liberalen im Europäischen Parlament, Guy Verhofstadt, ein militärisches Eingreifen der EU, um die Bevölkerung zu schützen. "Das Blutvergießen in Syrien muss ein Ende haben." Nichts tun und weiter zuschauen verschlimmere die Situation nur noch.
Belgien bleibt unterdessen abwartend. Unser Land fordert klare Beweise und eine Resolution der Vereinten Nationen. Hierzulande ist eine Polemik entbrannt, ob das Parlament wegen der Syrienkrise, ähnlich wie in den Niederlanden und Großbritannien, aus der Sommerpause zurückgerufen werden soll. Das haben Abgeordnete der Opposition, mittlerweile aber auch der Mehrheitsfraktionen, gefordert.
Kammerpräsident André Flahaut sieht derzeit keinen Bedarf, weil noch nicht genügend Informationen vorliegen. Das kann De Morgen überhaupt nicht nachvollziehen. Die Haltung von Flahaut ist nach Ansicht der Zeitung skandalös. Natürlich kann das Parlament eines kleinen Landes wie Belgien den Lauf der Dinge in Syrien nicht beeinflussen, aber eine parlamentarische Debatte über ein so wichtiges Thema hat auch eine gesellschaftlich-pädagogische Funktion.
Ähnlich sieht es Het Laatste Nieuws. Während für uns Normalsterbliche der Sommerurlaub schon längst vorbei ist, können sich Abgeordnete und Senatoren am 29. August weiterhin am Pool entspannen und ihre Ferien genießen. Das Parlament meldet sich erst Anfang Oktober aus der Sommerpause zurück. Wie Verteidigungsminister Pieter De Crem erklärte, sollen die Außen- und Verteidigungsausschüsse von Kammer und Senat aber nach dem Wochenende zusammenkommen und über die Krise in Syrien und die Rolle Belgiens beraten.
Geschönte Statistik bei der Bahn?
L’Avenir berichtet über einen Zahlenkrieg zwischen der Bahn und der Verbraucherschutzorganisation Test-Achats. Die Verbraucherschützer haben die Pünktlichkeit der belgischen Züge unter die Lupe genommen und bezweifeln die von der SNCB angegebene Pünktlichkeitsrate von 90 Prozent. Laut eigener Studie von Test-Achats haben vier von zehn Zügen Verspätung, die Pünktlichkeitsrate beträgt also nicht 90, sondern nur 60 Prozent. Schienennetzbetreiber Infrabel bezweifelt die schlechten Zahlen und stellt die Untersuchungsmethoden von Test-Achats in Frage.
L'Avenir kennt die Tricks der Bahn: Verspätungen aufgrund von großen Baustellen oder von externen Faktoren werden in der SNCB-Statistik nicht berücksichtigt. Die Bahn braucht die guten Zahlen, ansonsten darf sie ihre Tarife nicht erhöhen. Mangelnde Pünktlichkeit heißt weniger Einnahmen. Wegen der öffentlichen Finanzierung haben Reisende und Steuerzahler aber Anrecht auf einen besseren Service, findet Het Nieuwsblad. Doch statt sich inhaltlich mit der Bahn zu beschäftigen, hat die Regierung andere Sorgen. Die Koalitionspartner müssen neue Manager für die SNCB-Gruppe ernennen, können sich aber nicht einigen.
Schnellgerichte, Waffen und ein kompromittierendes Foto
Nach Angaben von Het Laatste Nieuws werden ab Oktober elf Schnellgerichte in Belgien eingesetzt. Dadurch sollen Kleinkriminelle schneller bestraft werden. Das Gerichtsverfahren soll innerhalb von zwei Monaten über die Bühne sein, verspricht Justizministerin Annemie Turtelboom.
"Die Polizei sucht den Waffendieb in den eigenen Reihen", meldet Gazet van Antwerpen auf Seite Eins. Bei der Polizei in Mortsel sind 60 Revolver verschwunden. Einer tauchte bei einer Hausdurchsuchung wieder auf. Das Kontrollorgan der Polizei geht davon aus, dass ein Beamter die Waffen an Kriminelle verkauft hat.
La Dernière Heure zeigt ein altes, bisher unveröffentlichtes Foto, das König Albert, seine Geliebte und seine mutmaßlich uneheliche Tochter Delphine Boël gemeinsam zeigt. Das Blatt fügt hinzu: "Das Bild, das alles verändert."
Archivbild: Elisabeth Callens (belga)