"Die USA sind überzeugt von einem Giftgasangriff in Syrien", titelt Het Belang Van Limburg. "Die militärische Option liegt auf dem Tisch", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. "Die USA sind bereit zu handeln", so die Schlagzeile von De Standaard.
Im Nahen Osten stehen die Zeichen auf Krieg. Die USA wollen anscheinend die Ergebnisse der Mission der UN-Inspektoren gar nicht erst abwarten. Die sollen ja überprüfen, ob in Syrien wirklich Giftgas zum Einsatz gekommen ist. Am vergangenen Mittwoch sind in einem Vorort von Damaskus hunderte Menschen ums Leben gekommen.
Und Amerika ist nicht nur davon überzeugt, dass dabei tatsächlich Chemiewaffen eingesetzt worden sind, sondern auch, dass das Regime von Baschar-al-Assad dafür verantwortlich war. Damit ist die "rote Linie", von der US-Präsident Barack Obama vor einem Jahr gesprochen hat, überschritten. "Ein amerikanischer Angriff auf Syrien scheint bevorzustehen", schreiben denn auch sinngemäß Gazet Van Antwerpen und De Morgen.
Kein Beweis gegen Assad
La Libre Belgique hält das für verfrüht. Bislang gibt es nicht den definitiven Beweis dafür, dass tatsächlich das Regime von Baschar-al-Assad für den Giftgas-Angriff verantwortlich ist. Ohne diesen Beweis fehlt es aber an Legitimität für eine mögliche Militärintervention des Westens. Zumal Syrien wegen seiner Nähe zu Russland und dem Iran ein geopolitisches Minenfeld ist. Vorsicht walten zu lassen, das ist im vorliegenden Fall kein Zeichen von Schwäche. Es ist nur die erste Etappe.
Es ist erstmal Aufgabe der UN-Inspektoren, den Vorfall zu untersuchen, hält Het Belang Van Limburg fest. Denn Assad ist nicht der einzige mögliche Verdächtige. Man kann nicht ausschließen, dass er die Kontrolle über Teile der Armee verloren hat. Denkbar ist auch, dass den Rebellen chemische Waffen in die Hände gefallen sind, die sie dann eingesetzt haben, um den Verdacht auf das Regime zu lenken. Umso verstörender, dass die USA den Bericht der Inspektoren offenbar nicht abwarten wollen.
Im Grunde hat Amerika keine Wahl, glaubt De Standaard. Seit der Aussage über die ominöse "rote Linie" steckt US-Präsident Obama in einem engen Korsett. Hier steht die Glaubwürdigkeit der USA auf dem Spiel. Doch sollte man sich das in Washington zweimal überlegen und sich zunächst die Bilanz der letzten Militärinterventionen im Afghanistan, im Irak und auch in Libyen vor Augen halten.
"Verfluchte Dossiers"
Für die Regierung in Brüssel beginnt unterdessen langsam aber sicher wieder der Alltag. Und "das Comeback der 'verfluchten Dossiers' setzt Di Rupo gleich unter Druck", schreibt L'Echo auf seiner Titelseite. Besagte "verfluchte Dossiers", das sind im Wesentlichen die Akten, die im Juli liegengeblieben sind, weil man keine Einigung erzielt hatte. Konkret: ein dringend notwendiges Programm zur Konjunkturbelebung, die Besetzung einiger Spitzenposten in Staatsbetrieben und die Bezüge der Manager in staatseigenen Unternehmen.
Indem sie diese Akten verschoben hat, hat sich die Regierung ihre eigene Bilanz verhagelt, notiert L'Echo in seinem Leitartikel. Im Juli hatte man beeindruckende Erfolge aneinandergereiht. Schade, dass man sich wegen ein paar kleineren Nachprüfungen die Feier verdorben hat.
SNCB-Chef "macht es" für 290.000 Euro
Apropos Managergehälter: Der bisherige Chef der SNCB-Holding, Jannie Haek, ist offenbar bereit, für 290.000 Euro im Jahr den Job zu machen. Das schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins und beruft sich dabei auf eine interne E-Mail. 290.000, das ist ja die Summe, die als Obergrenze kursiert.
Besagte E-Mail von Jannie Haek ist bemerkenswert, konstatiert Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Da gibt ein Geschäftsführer offen zu, dass er überbezahlt ist. Das muss an den Familienverhältnissen liegen, aus denen er stammt. Haek ist der Sohn eines Fabrikarbeiters und einer Hausfrau. Der Rest liegt in der Welt der Manager begründet. Wichtig ist oft nicht, wie viel man verdient, Hauptsache war es im vorliegenden Fall, dass Haek mehr verdiente als die beiden anderen SNCB-Direktoren. Hier geht es allein um Status, Hackordnung, schlicht: um Egos.
Obergrenze mit Ausnahmen?
Wie De Morgen berichtet, ist die geplante Deckelung der Manager-Bezüge zumindest für gewisse Betriebe bald kein Thema mehr. Der zuständige Minister für Staatsbetriebe, Jean-Pascal Labille, will offenbar Ausnahmen vorsehen: Manager in großen beziehungsweise börsennotierten Unternehmen könnten demnach mehr verdienen als 290.000 Euro pro Jahr. Die PS scheint nun also doch zurück zu rudern - und das ist schade, meint De Morgen in seinem Leitartikel. Dabei war die Idee, die Spitzengehälter in staatseigenen Unternehmen zu deckeln, doch eigentlich vollkommen legitim. Damit hätte der Staat zumindest mit gutem Beispiel vorangehen können. Merkwürdig ist dabei, dass ausgerechnet diejenigen, die am lautesten neue Sparmaßnahmen fordern, kein Problem damit haben, wenn Manager von Staatsbetrieben ein Gehalt von 290.000 Euro als Kleckerbetrag abtun.
Die N-VA gegen den Rest der Welt
"Es wird keine Bannmeile um die N-VA geben", titelt Le Soir. Mit Ausnahme der FDF wollen also alle frankophonen Parteien sich mit der Nationalistenpartei gegebenenfalls an den Verhandlungstisch setzen. Das ist eine Reaktion auf einen entsprechenden Aufruf von FDF-Chef Olivier Maingain, der dafür plädiert hatte, die N-VA auf flämische Seite zu isolieren. Das war eine dumme Idee, urteilt Le Soir in seinem Kommentar. In Belgien ist die Demokratie die Königin und der Wähler der Souverän. Hinzu kommt: Zöge man tatsächlich eine Bannmeile um die N-VA, dann wäre das eine Demütigung für den flämischen Wähler, der sich also von den Frankophonen quasi bevormunden lassen musste, bevor er sich überhaupt geäußert hat. Der Vorstoß der FDF ist im höchsten Masse kontraproduktiv.
Kein geringerer als Bart De Wever selbst sieht das übrigens ähnlich. In Het Laatste Nieuws reagiert er amüsiert auf den Appell der FDF. Denn De Wever weiß, meint das Blatt, dass dadurch seine strategische Positionierung hintermauert wird, nämlich: "Die N-VA gegen den Rest der Welt".
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