"Historischer Sieg der Red Lions", so die Schlagzeile von La Dernière Heure. Gazet van Antwerpen freut sich schon auf ein "historisches Finale". Die Red Lions, also die Hockey-Nationalmannschaft der Herren, hat bei der Europameisterschaft in Boom bei Antwerpen das Finale erreicht. Belgien schlug England mit 3:0.
"Hockey, das ist in Belgien inzwischen ein lukratives Business", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. Das Blatt stellt sich die Frage, wie es möglich ist, dass eine Randsportart wie Hockey plötzlich Sponsoren anzieht.
"Hockey ist megacool"
Het Nieuwsblad scheint die Feststellung zu bestätigen. In Belgien ist das Hockey-Fieber ausgebrochen. Hockey ist in, oder, wie Kinder es auf Seite eins formulieren: "Hockey ist megacool".
Le Soir greift in seinem Leitartikel das Hockey-Fieber auf. Wenn man sich die Begeisterung um die Red Lions und die Red Panthers so anschaut, dann zeigt sich irgendwie, wie absurd die jüngsten Aussagen des wallonischen Ministerpräsidenten Rudy Demotte sind. Der schwadronierte ja über einen, wenn auch positiven, "wallonischen Nationalismus". Damit hat er sich allenfalls auf das Spiel der N-VA eingelassen. Sein Parteikollege, Premierminister Di Rupo, ist da geschickter. Er redet nicht über ein Nationalgefühl, sondern sucht sich passende Termine aus. Eben ein Spiel der Red Panthers. Zwar werden sportliche Erfolge allein das Land nicht zusammenhalten. Aber sie bringen dem Zusammengehörigkeitsgefühl mehr als die Banalisierung eines gefährlichen Begriffs wie Nationalismus.
60 Manager bekommen mehr als Di Rupo
Vor allem in Flandern wird derweil weiter über die Gehälter der Manager von Staatsbetrieben diskutiert. Die Regierung will ja die Bezüge der Spitzenverdiener deckeln - Maßstab soll das Gehalt des Premierministers sein. Konkret: Topmanager in staatseigenen Unternehmen dürfen demnach nicht mehr verdienen als der Premier, sprich 290.000 Euro pro Jahr.
Die Realität sieht derzeit anders aus. "13 SNCB-Direktoren verdienen mehr als Di Rupo", titelt De Standaard. Neben den Hauptverantwortlichen der drei Abteilungen der Staatsbahn gilt das auch noch für zehn Generaldirektoren. Het Nieuwsblad hat sich die Staatsbetriebe in ihrer Gesamtheit einmal angeschaut und stellt fest: "60 staatliche Manager verdienen mehr als der Regierungschef".
"Bellens und Thijs sind Großverdiener in ihrer Branche", weiß derweil De Morgen. Das Blatt hat die Bezüge der Chefs von Belgacom und Bpost mit denen ihrer europäischen Amtskollegen verglichen. Dabei hat sich gezeigt: Die Manager der belgischen Staatbetriebe werden fürstlich entlohnt. Belgacom-Chef Didier Bellens etwa bekommt fast eine Million Euro mehr als die Telecom-Chefs in Holland, Frankreich oder in der Schweiz.
Und doch hat Postchef Johnny Thijs ja schon klargemacht: Für 290.000 Euro würde er den Job nicht machen. Laut Het Laatste Nieuws wächst innerhalb der Regierung aber das Verständnis für diese Haltung. "Wenn der Postchef mehr will, dann kann er mehr bekommen", zitiert das Blatt einen nicht genannten Föderalminister. Anscheinend würde man demnach für börsennotierte Unternehmen wie Belgacom oder eben Bpost eine Ausnahmeregelung vorsehen. Diese Meinung wird aber nach wie vor nicht von allen Regierungsparteien geteilt.
"Sind diese Leute das wert?", fragt sich De Standaard in seinem Leitartikel. In Managerkreisen beruft man sich gerne auf den Markt: Talent ist rar gesät, jeder will aber Talent und deshalb ist Talent eben verdammt teuer. Das mag vielleicht auf Johnny Thijs zutreffen. Aber gilt das auch für die SNCB-Spitze? Im Gegensatz zu Bpost stimmt bei der Bahn nicht viel: Die Schulden sind gestiegen, die Kundenzufriedenheit eher mäßig. Und was das Thema Talent angeht: Bei der SNCB hilft es immer noch, wenn man die richtige Parteikarte hat oder mit einem Vizepremier befreundet ist.
"Es lebe Voeren"
"Voeren gehört seit 50 Jahren zu Limburg", schreiben Het Belang van Limburg und Gazet van Antwerpen auf Seite eins. Voeren, das war ja über Jahrzehnte hinweg der Zankapfel; die Frankophonen wollten nicht hinnehmen, dass man bei der Ziehung der Sprachgrenze 1963 Voeren oder Fourons der Provinz Limburg und damit Flandern zugeschlagen hatte. Het Belang van Limburg bringt dazu ein Doppel-Interview mit dem heutigen Bürgermeister Hub Broers und dem langjährigen wallonischen Vorkämpfer, José Happart.
Voeren hat eine bewegte Geschichte hinter sich, konstatiert die Zeitung in ihrem Leitartikel. Trauriger Höhepunkt waren die Straßenschlachten im Oktober 1979. Knapp zehn Jahre später brachte der damalige Bürgermeister José Happart wegen seiner Weigerung, Niederländisch zu lernen sogar die Regierung Maertens zu Fall. Inzwischen haben sich die Gemüter beruhigt. Zu behaupten, es gäbe keine Probleme mehr, wäre zwar übertrieben. Aber Voeren ist kein gemeinschaftspolitisches Schlachtfeld mehr. Jetzt heißt es nicht mehr "Fourons wallons" oder "Voeren vlaams", sondern nur noch "Es lebe Voeren".
"Merkel fest im Sattel"
L’Echo beendet heute eine Serie von Reportagen über das Nachbarland Deutschland im Vorfeld der Bundestagswahl vom 22. September. Für das Blatt besteht darüber hinaus kein Zweifel daran, dass Angela Merkel sich getrost auf eine dritte Amtszeit vorbereiten kann. Die neusten Haushalts- und Wirtschafsdaten sind hervorragend. Das sollte Merkel in die Karten spielen. Jetzt gilt es nur noch, keinen Fehltritt zu begehen. Nicht umsonst hat Merkel ihren Finanzminister Wolfgang Schäuble zurückgepfiffen, als der über ein neues Hilfspaket für Griechenland spekulierte. Das Thema steht erst Mitte nächsten Jahres an. Und dann sitzt Merkel wieder fest im Sattel.
Wie De Standaard berichtet, haben sich die politischen Parteien in Belgien acht Millionen Euro zusätzlich zugeschachert. Dies im Rahmen einer Änderung des Gesetzes zur Parteienfinanzierung. Begründet wird das "Geschenk" damit, dass die Funktionskosten des Senats drastisch gesenkt werden sollen, nämlich um elf Millionen Euro. Der Senat soll ja kleiner werden und nur noch 60 Abgeordnete umfassen. CD&V-Chef Wouter Beke verbittet sich jedenfalls jegliche Kritik: "Nur Journalisten mit bösem Willen unterstellen uns, dass wir unsere Versprechen nicht einhalten."
Bild: Dirk Waem (belga)