„Empörung hilft den Syrern nicht“, so die anklagende Schlagzeile von De Standaard. „Die UNO ist machtlos angesichts des Grauens in Syrien“, titelt La Libre Belgique. Der mutmaßliche Giftgasangriff in einem Vorort von Damaskus beschäftigt nach wie vor nahezu alle Zeitungen. De Standaard bringt ein Interview mit einem Augenzeugen. Dessen Aussagen sind erschütternd. „Den Opfern kam weißer Schaum aus dem Mund“, sagt der Mann, der über Facebook interviewt wurde. Auch Het Nieuwsblad bringt Berichte von Überlebenden. „Einige Leichen waren blau, andere gelb“, beschreibt der Mann das Grauen im Osten der syrischen Hauptstadt Damaskus.
Dass hier tatsächlich Giftgas eingesetzt worden ist, darüber besteht kaum noch ein Zweifel, hebt unter anderem Le Soir hervor. Das Blatt beruft sich auf UN-Diplomaten, die nach eigener Aussage über ausreichend glaubwürdige Informationen verfügen, die in diese Richtung weisen. Und die internationale Gemeinschaft schaut tatenlos zu, beklagen viele Leitartikler.
Die Welt schaut tatenlos zu
Zwar fehlt noch der definitive Beweis, bemerkt La Libre Belgique. Die Geschichte ist voll von Falschmeldungen, die einzig dazu dienten, die öffentliche Meinung zu manipulieren. Doch über einen Beweis verfügen wir schon: Die UNO ist quasi nutzlos. Der UN-Sicherheitsrat ist noch nicht mal dazu im Stande, den Inspektoren, die ja schon vor Ort sind, ein Mandat zu geben, den Vorfall zu untersuchen. Das Einzige, was der Sicherheitsrat geschafft hat, ist eine lächerliche Erklärung, in der man seine Besorgnis zum Ausdruck bringt.
Die Haltung des UN-Sicherheitsrats ist ein Skandal, wettert auch De Standaard. Das Blatt druckt seinen Leitartikel sogar auf der Titelseite ab. Allein sein Entsetzen zum Ausdruck zu bringen, bringt niemandem was; zuallerletzt der syrischen Bevölkerung. Es ist die internationale Gemeinschaft, die mit ihrer Untätigkeit Syrien erst in ein Pulverfass verwandelt hat. Hätte man früher eingegriffen, dann wäre das Land wohl nicht zur neuen Spielwiese für Dschihad-Kämpfer geworden.
Die Vereinten Nationen schaffen es noch nicht mal, die elementarsten Dinge zu verlangen, beklagt auch L’Avenir. In der Zwischenzeit spielt Assad mit der Welt wie eine blutrünstige Katze mit einer halbtoten Maus. Natürlich trägt in erster Linie Assad die Verantwortung für die Barbarei in seinem Land. Gleich dahinter kommt aber schon die internationale Gemeinschaft, die angesichts eines unsäglichen Massakers eine erbärmliche Ohnmacht an den Tag legt.
Syrien ist Figur auf geopolitischem Schachbrett
Das hat wohl auch damit zu tun, dass „die ganze Welt Interessen hat in Syrien“, wie es De Morgen formuliert. Russland will sich weiterhin über Syrien einen Zugang zum Mittelmeer sichern. Der Iran benutzt Syrien als Hebel zur Konsolidierung seiner Macht in der Region. Die Amerikaner sowie Saudi-Arabien und Katar wollen im Umkehrschluss in Syrien den Interessen des Iran schaden.
Deswegen ist das ganze diplomatische Theater um Syrien dennoch einfach nur scheinheilig, urteilt Het Nieuwsblad. Syrien ist für Strategen kein Land, in dem Menschen wohnen, sondern eine Figur auf dem geopolitischen Schachbrett. Weil hier so viele Interessen im Spiel sind, passiert nichts.
Het Laatste Nieuws will sich damit aber nicht abfinden. Wo ist Barack Obama, wenn man ihn nötig hat? Was tut einer der begnadetsten Redner, wenn in Damaskus Hunderte Menschen vergast werden? Er schweigt. Was tut ein Friedensnobelpreisträger, um den dreckigsten Krieg der Welt zu beenden? Nichts. Selbst wenn in Syrien die „rote Linie“ überschritten wird, die Obama selbst definiert hat. Doch wer soll Obama die Leviten lesen? Wir machtlosen Europäer sind wohl auch nicht in der Position.
Wer arbeitet für 290.000 Euro im Jahr?
„Welchen Topmanager bekommt Di Rupo für 290.000 Euro?“, fragt sich De Morgen auf Seite eins. Die Regierung will ja die Gehälter der Manager von Staatsbetrieben deckeln. Nach den Plänen des zuständigen Ministers Jean-Pascal Labille könnte das so aussehen, dass die Verantwortlichen von Belgacom oder der Post noch höchstens anderthalb Mal so viel verdienen dürfen wie der Premierminister. Das entspricht besagten 290.000.
Der Geschäftsführer von Bpost, Johnny Thijs, hat aber schon klargemacht: „Für 290.000 Euro würde er den Job nicht machen.“
Doch sind auch die Liberalen in der Regierungskoalition von den Plänen des PS-Ministers nicht überzeugt. Der Open VLD-Vizepremier Alexander De Croo bricht in De Standaard eine Lanze für die Spitzengehälter der Manager.
Wenn einem Verantwortlichen 290.000 nicht reichen, dann soll er sich doch in der Privatwirtschaft umsehen, donnert Gazet van Antwerpen. Für ein solches Gehalt findet man bestimmt eine ganze Reihe von brauchbaren Kandidaten, die den Job mit Sicherheit genauso gut erledigen.
Ausgerechnet zwei Zeitungen, die sich in der Regel eher links positionieren, sehen das etwas nuancierter. Die Haltung von Postchef Thijs mag abgehoben anmuten, notiert Le Soir. Doch muss man ihm zu Gute halten, dass seine Leistungen für ihn sprechen. Ihm ist es gelungen, die Post zukunftsfähig zu machen. Die Regierung ist denn auch in einer schwierigen Lage. Auf der einen Seite braucht man Spitzenleute, auf der anderen muss man das soziale Gleichgewicht wahren, erst recht in einem Staatsbetrieb.
De Morgen ist auch hin- und hergerissen. Anderthalb Mal mehr zu verdienen als ein Premierminister, das ist doch schon mal was. Hinzu kommt: In gewissen Bereichen ist es einfach unangebracht, zu hohe Gehälter einzustreichen. Das gilt für Staatsbetriebe, aber zum Beispiel auch für die Leitung eines Krankenhauses oder einer Universität. Dennoch: Wenn ein Postchef nur noch ein Drittel und der Belgacom-Chef nur noch ein Achtel seines bisherigen Gehalts verdienen sollen, dann ist ihr Widerstand nachvollziehbar. Der Staat wird nicht besser funktionieren, wenn Manager mit einer solchen Erfolgsbilanz verjagt worden sind. Die PS wäre gut beraten, nicht ausgerechnet in dieser Akte versuchen zu wollen, einen roten Pokal zu gewinnen.
Immobilienblase und Pilotensorgen
"Werden die Immobilien-Preise weiter steigen?", fragt sich L'Echo auf Seite eins. Im ersten Halbjahr 2013 sind die Preise für Häuser jedenfalls erneut um 2,2 Prozent geklettert. In einigen Nachbarländern wie in Holland ist es genau umgekehrt; da fallen die Immobilienpreise.
In der Provinz Limburg scheint es eine andere Entwicklung zu geben. Dort ist der "Verkauf von Immobilien stark zurückgegangen", wie Het Belang van Limburg auf seiner Titelseite berichtet. In Limburg sind die Preise denn auch gefallen.
"Landen in Zaventem wird gefährlicher", so die etwas beängstigende Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Und diese Warnung kommt von Leuten, die es wissen müssen. Es sind die Piloten, die die Alarmglocke ziehen. Sie reagieren damit auf die Pläne des zuständigen Staatssekretärs Wathelet, der neue Windnormen für Zaventem vorschlagen will.
Bild: Paul J. Richards (afp)