"Geldhahn für Syrienkämpfer zugedreht", titelt De Standaard. Het Nieuwsblad schreibt: "Arbeitslosengeld und Sozialhilfe gestrichen". Die Städte Antwerpen und Vilvoorde haben mindestens 30 Menschen aus ihrem Bevölkerungsregister gestrichen, die nachweislich an Kampfhandlungen in Syrien beteiligt sind. Nach Geheimdienstinformationen haben sie regelmäßig die syrisch-türkische Grenze passiert, um bei Banken in der Türkei ihr belgisches Arbeitslosengeld abzuheben.
Antwerpens Bürgermeister Bart De Wever hatte vor dem Sommer mit der Streichung gedroht. Das Sozialamt ist noch einen Schritt weitergegangen und hat der Frau eines jungen Moslems die Sozialhilfe gestrichen. Die Frau habe sich geweigert, einen Job zu suchen und Niederländisch zu lernen. Die föderale Arbeitsministerin Monica De Coninck von den flämischen Sozialisten unterstützt das Vorgehen und ermutigt die Arbeitsämter im Land, schärfere Kontrollen durchzuführen.
De Standaard berichtet ebenfalls über eine Debatte in Flandern zum Thema Rassismus - ausgelöst von der Antwerpener N-VA-Schöffin Liesbeth Homans. Die hatte am Wochenende erklärt, Rassismus sei ein relativer Begriff. Das Wort werde heutzutage viel zu schnell in den Mund genommen. Oppositionspolitiker werfen Homans vor, die Fremdenfeindlichkeit kleinzureden. Nach Ansicht der Zeitung steckt hinter den Aussagen der nationalistischen Politikerin eine Strategie. Sie will Wähler des rechtsextremen Vlaams Belang anlocken. Damit riskiert sie allerdings, die Büchse der Pandora zu öffnen. Auf dieses Gebiet, aus dem giftige Dämpfe entweichen, wagen sich eigentlich nur politische Hasardeure.
Rekordarbeitslosigkeit
Wie Het Laatste Nieuws berichtet, fahren mehr Wallonen unter Alkoholeinfluss als Flamen. Bei jedem sechsten schweren Verkehrsunfall im Süden des Landes ist Alkohol am Steuer die Ursache; im Norden des Landes nur bei jedem zehnten Unfall. Hintergrund ist nach Ansicht der Zeitung das unterschiedliche Risiko, erwischt zu werden. In Flandern liegt es wegen regelmäßigerer Kontrollen drei Mal höher.
Het Nieuwsblad schreibt: "Arbeitslosigkeit in Belgien so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr". Derzeit sind 610.000 Menschen auf der Suche nach einem Job. Die Arbeitslosenquote steigt damit auf 8,7 Prozent. Experten erwarten, dass die Zahlen im kommenden Jahr weiter steigen. Im EU-Vergleich schlägt sich Belgien eher gut. Seit Beginn der Krise ist die Arbeitslosenzahl um etwas mehr als einen Prozentpunkt gestiegen; im Rest Europas waren es mehr als vier Prozent.
Die Krise ist noch nicht vorbei, meint das Blatt. Und sie ist vor allem einschneidender, als wir gedacht haben. Nach der Sommerpause brauchen wir so schnell wie möglich ein Programm zur wirtschaftlichen Wiederbelebung, das die Regierung uns versprochen hat.
Zeugnisse für Regierung und Staatschutz
Apropos Regierung: Le Soir nimmt ab heute die Arbeit des Kabinetts Di Rupo unter die Lupe. 90 Prozent des Koalitionsabkommens seien bereits umgesetzt, hatte der Premierminister verlauten lassen. Doch die schwierigsten Aufgaben stehen noch bevor: die Teilung des Gerichtsbezirks Brüssel-Halle-Vilvoorde sorgt für neuen Ärger, die Wirtschaft braucht einen neuen Schwung, die Steuerpolitik eine Langzeitvision und die Lohnkosten müssen gesenkt werden.
De Morgen befasst sich mit einem Bericht, der dem Staatsschutz ein vernichtendes Zeugnis ausstellt. Das Kontrollorgan der Geheimdienste, das so genannte "Komitee R", hatte Untersuchungen der "Sûreté" zum Einfluss der Scientology-Kirche in Belgien unter die Lupe genommen. Es hatte unter anderem Kritik gegeben, weil in diesem Zusammenhang Namen von unbeteiligten Politikern an die Öffentlichkeit gelangt waren. Das sei nicht hinnehmbar, moniert das Kontrollorgan. Laut Zeitung könnte der Bericht für den Leiter des Staatsschutzes problematisch werden. Alain Winants ist Kandidat für seine eigene Nachfolge.
Wochenende mit zahlreichen Highlights
Alle Zeitungen blicken auf das musikalische Großereignis des Wochenendes zurück. "Fantastische Ausgabe des Pukkelpop-Festivals", titelt Het Belang van Limburg. Auffallend gut besucht waren alle Elektro-Konzerte, was De Standaard zu der Schlagzeile verleitet: "Die DJs laufen den Rockern den Rang ab".
"Fantastisches Wochenende für Belgier in der englischen Premier League", bemerkt Het Laatste Nieuws. In der englischen Fußball-Liga spielen mittlerweile 16 belgische Spieler. Kevin De Bruyne war bei Chelsea am Wochenende herausragendster Spieler auf dem Platz, Torwart Simon Mignolet hielt für Liverpool einen Elfmeter und Christian Benteke schoss für Aston Villa gleich zwei Tore.
Unter anderem La Libre Belgique kommt auf den Traumstart der Belgier bei der Hockey-Europameisterschaft in Boom bei Antwerpen zurück. Die Roten Löwen haben gegen Olympiasieger Deutschland gewonnen. Und nicht nur auf dem Platz haben sie geglänzt. Mit ihrer A-capella-Version der Nationalhymne haben die elf Spieler es in alle Medien geschafft. Im Stadion zugejubelt haben auch König Philippe und sein fast zehnjähriger Sohn Gabriel, der selbst begeisterter Hockey-Spieler ist.
Bild: Dirk Waem (belga)