"Ägypten auf dem Weg in die Hölle", titelt das Wirtschaftsblatt L’Echo. "Das totale Chaos droht", meint Het Nieuwsblad. "Das Land brennt, aber niemand löscht", lautet die Schlagzeile von De Morgen. Die Zeitungen blicken auch heute entsetzt auf die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Muslimbrüdern und der Armee.
Doch mittlerweile geht es um mehr. "Jeder kämpft gegen jeden", weiß De Morgen zu berichten und zeigt das Foto eines einfachen Bürgers in Kairo, der zur Waffe greift, um sein Haus, seine Straße zu sichern. Die Zustände beschriebt das Blatt als bürgerkriegsähnlich.
Kein Urlaub in Ägypten
"Alle Flüge nach Ägypten gestrichen", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Ägypten zu gefährlich für Touristen", heißt es bei Het Belang van Limburg. Die belgischen Reiseveranstalter Jetair und Thomas Cook haben die Warnungen des Außenministeriums befolgt und gestern Abend alle Flüge nach Ägypten abgesagt - auch ans Rote Meer, weit entfernt von den Protesthochburgen und den blutigen Szenen der letzten Tage.
Knapp 4.000 Belgier, die für die nächsten beiden Wochen einen Urlaub in Ägypten gebucht hatten, sind betroffen. Sie können an einen anderen Ferienort oder bekommen ihr Geld zurück. "Eine weise Entscheidung", bemerkt L’Avenir. Nicht nur Belgien rät zur Zeit von Reisen in das nordafrikanische Land ab, auch die meisten anderen europäischen Länder. Auch wenn in den Badeorten am Roten Meer keine unmittelbare Gefahr droht, Ägypten befindet sich am Rande eines Bürgerkriegs. Da ist alles möglich.
Het Nieuwsblad bezeichnet die Entscheidung der Reiseveranstalter hingegen als zynisch. Die 3.000 Belgier, die sich derzeit noch in Ägypten befinden, werden nicht ausgeflogen, sondern können ihren Urlaub ganz normal fortsetzen. Sie können also weiter ganz entspannt Cocktails am Strand schlürfen und im Meer schnorcheln, während einige Hundert Kilometer nördlich ein Blutbad nach dem anderen angerichtet wird und unzählige Menschen im Kugelhagel sterben. Unter diesen Umständen von "Fortsetzung des Traumurlaubs" zu sprechen, wie die Reiseveranstalter das tun, ist respektlos, urteilt Het Nieuwsblad.
Wer sind die Guten, wer die Bösen?
Trotz des erneuten Blutvergießens am gestrigen "Tag des Zorns" wollen die Muslimbrüder in Ägypten nicht aufgeben, berichtet La Libre Belgique. Die Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi kündigten neue Proteste an. Unter diesen Umständen kann niemand mehr sagen, wer die Guten und wer die Bösen sind, findet Het Laatste Nieuws. Die Muslimbrüder haben vor knapp einem Jahr die Wahlen gewonnen, missbrauchten ihre Macht allerdings, um jede Form von Demokratie wieder abzuschaffen und die Sharia einzuführen, das islamische Recht. Danach hat die Armee die Macht an sich gerissen und trampelt die Protestbewegung nieder. Die Islamisten töten ebenfalls. Das Chaos ist perfekt.
Gazet van Antwerpen befürchtet, dass die Gewalt in Ägypten negative Auswirkungen auf die Friedensgespräche zwischen Israel und den Palästinensern haben könnte. Kairo scheint die Kontrolle über die Wüste Sinai verloren zu haben. Islamisten feuerten von dort aus eine Rakete auf die israelische Hafenstadt Eilat ab. Für Israel sind sichere Grenzen von Lebensbedeutung. Der Staat wird keine Drohungen an der südlichen Landesgrenze zulassen. Auf einen neuen Brandherd im Nahen Osten kann die Welt gut und gerne verzichten.
Reynders hält an Kairo-Besuch fest
De Morgen sieht kurzfristig nur einen Ausweg: Die internationale Gemeinschaft, inklusive Europa, muss Ägypten den Geldhahn zudrehen. Allein die EU hatte Hilfsgelder in Höhe von fünf Milliarden Euro vorgesehen. Wenn es keine Zuwendungen mehr gibt, vielleicht begreifen beide Seiten dann, dass sie an den Verhandlungstisch zurückkehren müssen. "Sag niemals nie", gibt sich die Zeitung hoffnungsvoll.
Wie Le Soir berichtet, hält Außenminister Didier Reynders an seiner für Donnerstag geplanten Reise nach Kairo fest. Im Gespräch mit dem Blatt betont der Minister, dass wir dem Krisenland im Friedensprozess zwar helfen können, aber den richtigen Weg müssten die Ägypter selbst finden. Am Montag beraten die 28 EU-Staaten in Brüssel über die Lage. Reynders ist vermutlich der erste europäische Politiker, der nach dem Gewaltausbruch nach Kairo reisen wird.
Hockey-EM in Belgien und Fritten aus dem Automat
La Libre Belgique blickt auf die Hockey-Europameisterschaft, die heute in Boom bei Antwerpen startet. Die Roten Löwen aus Belgien treffen im ersten Gruppenspiel auf Deutschland. Unter den Zuschauern wird auch König Philippe sein. Neben Spanien, Großbritannien und Deutschland gehört auch Belgien zu den Titelanwärtern.
La Derniere Heure berichtet exklusiv über Belgiens ersten Fritten-Automaten, der seit gestern in Brüssel in Betrieb ist. Bislang kannten wir nur Brot-, Milch- oder Eierautomaten, doch jetzt backt die Maschine auch unsere Nationalspeise. Wer 2,50 Euro in den Automaten steckt, bekommt nach 90 Sekunden eine Tüte Fritten samt Soße. So schlecht seien die Fritten aus dem Automaten gar nicht, berichten die ersten Test-Esser. Richtige belgische Fritten aus einer richtigen Frittenbude schmeckten aber besser, so das Urteil der Testpersonen.
Bild: Virginie Nguyen Hoang (afp)