"Ägypten am Rande eines Bürgerkriegs", titeln De Standaard und L'Avenir. "Blutiges Chaos", schreibt Le Soir. "Ägypten am Abgrund", meint das Grenz-Echo. Het Nieuwsblad kommt mit nur einer einzigen Zahl aus: "638 Tote" ist in roten Buchstaben auf der Titelseite zu lesen. Und das ist erst die vorläufige Opferbilanz.
Nach den schweren Ausschreitungen in der Hauptstadt Kairo und im Rest des Landes sind die Fronten verhärteter denn je. Die Armee hat am Mittwoch mit Bulldozern und Flammenwerfern zwei Protestlager von Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi gewaltsam räumen lassen.
Zutiefst verfeindete Lager
"Gnadenlos niedergeschmettert", notiert Het Laatste Nieuws. Außerdem darf die Polizei von nun an mit scharfer Munition auf Plünderer und Saboteure schießen. Befürchtet wird ein weiteres Blutbad, weil die Muslimbrüder sich rächen wollen.
Het Belang van Limburg weiß nicht, wie sich Ägypten aus der Spirale der Gewalt befreien kann. Beide zutiefst verfeindete Lager, die islamistischen Mursi-Anhänger und die Armee, befeuern sich gegenseitig.
Das Problem, bemerkt Het Nieuwsblad, ist, dass sich beide Lager als alternativlos für die Zukunft des Landes betrachten. Ägypten ist wie das Rote Meer zu Zeiten Moses': zweigeteilt. Auf der einen Seite die Menschen, die für eine bedeutende Rolle des Islam im öffentlichen Leben stehen. Auf der anderen Seite die Menschen, die einen religionslosen Staat bevorzugen. Das ist ähnlich wie Feuer und Wasser: unvereinbar.
Machtposition missbraucht
De Standaard vergleicht die Situation mit einem Fußballspiel: Nicht nur alle Spieler müssen ausgetauscht werden, sondern auch die Spielregeln müssen sich dringend ändern. Het Nieuwsblad ist überzeugt: Beide Seiten haben ihre Machtposition und den Begriff Demokratie missbraucht. Die größte Partei zu sein ist kein Freibrief dafür, um einzig und allein seine Meinung durchzusetzen und den Rest der Bevölkerung buchstäblich mundtot zu machen.
La Libre Belgique meint: Am Anfang hatte es noch so ausgesehen, als wollten die Militärs mit ihrem Putsch Demokratie in Ägypten einführen. Spätestens seit dem Blutbad und der Verhängung des Ausnahmezustands sind die alten Methoden der Diktatur jedoch zurückgekehrt.
Le Soir ruft beide Lager zum Dialog auf: Um den Konflikt zu beenden, führt kein Weg daran vorbei. Für Gazet van Antwerpen ist die Lage dagegen aussichtslos. De Morgen sieht das anders: Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Die Zeitung fordert die internationale Gemeinschaft auf, die verfeindeten Parteien in Ägypten wieder an den Verhandlungstisch zu bringen.
Europa hat in den letzten Tagen und Wochen alles versucht. Leider vergeblich. Weil vor allem die Muslimbrüder überzeugt werden müssen, wünscht sich das Blatt eine Initiative aus der arabischen Welt.
Wettbewerbsverzerrung am Flughafen Charleroi?
L'Echo berichtet über eine Untersuchung der EU-Kommission. Sie geht der Frage nach, ob das Geld, das die Wallonische Region in den geplanten Flughafenausbau in Charleroi stecken will, keine unerlaubte Staatshilfe ist. Im Raum steht der Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung.
Laut Le Soir und De Standaard wird es an der Spitze der Stadt Brüssel noch vor Ende des Jahres einen Wechsel geben. Bürgermeister Freddy Thielemans will den Platz für seinen PS-Parteikollegen Yvan Mayeur räumen. Thielemans ist 69 und seit fast 13 Jahren Bürgermeister der Hauptstadt. Sein Rückzug aus gesundheitlichen Gründen war vorgesehen, allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Het Nieuwsblad kommt auf den ersten Tag des Musikfestivals Pukkelpop bei Hasselt zurück. "Perfekter Start", titelt Het Belang van Limburg. 60.000 Fans haben gestern vor allem belgischen Nachwuchs-Bands zugejubelt - The Happy, Steak Number Eight und School is Cool fielen positiv auf. Top-Act war der US-Rapper Eminem.
Dreimal Borlée in einem Finale
Alle Zeitungen blicken auf das Finale im 4x400 Meter Staffellauf bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft heute Abend in Moskau. Am Start ist auch das belgische Quartett mit den drei Borlée-Brüdern Dylan, Kevin und Jonathan.
Es ist das erste Mal in der WM-Geschichte, dass drei Brüder gemeinsam ein Finale bestreiten. Das Rennen wird hart. Zu den schwersten Gegnern Belgiens gehören Jamaika, Trinidad und Tobago, Großbritannien und die USA.
La Dernière Heure veröffentlicht einen Aufruf von Fußball-Nationaltrainer Marc Willmots an die Fans der Roten Teufel. "Bitte pfeift die Nationalhymne der gegnerischen Mannschaft nicht mehr aus. Das gehört sich nicht!" Am Mittwochabend beim Länderspiel gegen Frankreich war die Marseillaise von einem Pfeifkonzert und Buhrufen übertönt worden.
akn - Bild: Eric Lalmand (belga)