"Rupft sie!", titelt heute in Blockbuchstaben La Dernière Heure. "Sie", das sind die Franzosen. Auf der Titelseite prangt ein Foto des Kapitäns der Roten Teufel, Vincent Kompany, der sich gerade einen Hahn in den französischen Nationalfarben vorzuknöpfen scheint. Heute Abend trifft die Fußballnationalmannschaft in Brüssel auf Frankreich. Es ist eigentlich nur ein Freundschaftsspiel, aber selbst hierfür laufen die Fans heiß, wie es Het Laatste Nieuws formuliert.
Le Soir erwartet ein "Galaspiel" im König-Baudoin-Stadion. Und: "Belgien ist Favorit", schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins. Wobei auch klar ist, allein der 6. September ist wirklich wichtig, wenn es im Qualifikationsspiel gegen Schottland geht.
Um Haaresbreite…
Und noch ein Sportler ist auf vielen Titelseiten wiederzufinden: Jonathan Borlée, der belgische Leichtathlet. Borlée hat am Dienstagabend bei der Leichtathletik-WM in Moskau im 400-Meter-Lauf nur um Haaresbreite eine Medaille verpasst. "Zwei Hundertstel von Bronze entfernt", schreibt Het Nieuwsblad. Dabei ist er ein "prächtiges Rennen gelaufen", schreibt Het Belang van Limburg. De Standaard bringt auf Seite eins das Zielfoto von diesem 400-Meter-Finale; und das zeigt, wie knapp das Rennen war.
Wer oder was ist ask.fm?
"Die Justiz erklärt den Kampf gegen Cyber-Mobbing zur Top-Priorität", titelt derweil Het Nieuwsblad. "Die Justiz muss jede Hass-Mail ernst nehmen", schreibt auch Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Die Ministerinnen für Justiz und Inneres, Turtelboom und Milquet, haben ein gemeinsames Rundschreiben an die Staatsanwaltschaften und Polizeidienste des Landes gerichtet. Demnach soll der Kampf gegen Mobbing im Internet ab jetzt deutlich verschärft werden. Fachleute wie die Kinderschutzorganisation "Child Focus" warnen schon länger davor, dass Hass-Attacken im Internet insbesondere unter Jugendlichen längst beängstigende Ausmaße angenommen haben.
Ein Beispiel dafür ist wohl der Fall der 14-jährigen Britin Hannah Smith. Die verübte als Reaktion auf Internet-Attacken Selbstmord.
Das Rundschreiben der zuständigen Ministerinnen kommt bestimmt nicht zu früh, urteilt denn auch Het Nieuwsblad. Fälle wie die der Hannah Smith gibt es überall. Auch in Belgien hat das Cyber-Mobbing schon junge Menschenleben gefordert. Bislang fehlte es den Justizbehörden an Instrumenten, um gegen dieses schreckliche Phänomen vorzugehen. Jetzt endlich kommt Bewegung. Doch haben wir viel zu lange den Kopf in den Sand gesteckt.
Im Fokus steht hier die Internetseite ask.fm. Aussagen auf dieser Webseite sollen Hannah Smith in den Tod getrieben haben. Wer oder was ist ask.fm? fragt sich selbstkritisch der Leitartikler von Het Laatste Nieuws. Anscheinend kennt jeder 15-Jährige dieses soziale Netzwerk. Ihren Eltern ist es dagegen kein Begriff. Woher soll ich denn wissen, wenn es mein eigener Sohn war, der auf ask.fm gnadenlos gegen Hannah Smith gelästert hat, fragt sich der Leitartikler. Und was wäre, wenn mein Sohn selbst Opfer solcher Attacken ist? Eben weil die Eltern nicht wissen, was genau im Internet passiert, bedarf es strenger Normen für soziale Netzwerke wie ask.fm.
Eine Schwalbe am Sommerhimmel?
Einige Zeitungen beschäftigen sich mit der sich andeutenden wirtschaftlichen Erholung. Viele Parameter sind im grünen Bereich. Der Konjunkturmotor scheint wieder anzuspringen.
Und diesmal stimmt das auch, glaubt L'Echo in seinem Leitartikel. Diesmal gibt es wirklich Anlass für Optimismus. Die Binnennachfrage hat sich stabilisiert, der Außenhandel zieht an. Es ist wie Frühjahr im Sommer. Das alles darf aber kein Vorwand für die Regierungen sein, um jetzt die nötigen Reformen zurückzustellen. Im Gegenteil: Man muss die Grundlage schaffen für ein dauerhaftes Wachstum und dabei vor allem dem Arbeitsmarkt Priorität einräumen.
Wenn er denn kommt, dann ist der Aufschwung auf Kosten der Bürger in Europa, glaubt indes Le Soir. Man muss sich doch nur mal in Europa umschauen. In Griechenland und Portugal und auch in Spanien und Italien herrscht wirtschaftlicher Ausnahmezustand. Wenn die Konjunktur wieder anzieht, dann bestimmt nicht wegen der Binnennachfrage in der EU. Die Europäer, die einen Job haben, müssen sich Lohnmäßigungen gefallen lassen. Europa setzt also auf den Rest der Welt, um seine Wirtschaft zu beleben. Das ist unmoralisch. Und das ist gefährlich.
Schulen am Rande der Legalität
"Das kostenlose Schulsystem ist ein Mythos", titelt heute La Libre Belgique. Das Grenz-Echo schlägt in dieselbe Kerbe: "Schule kann teuer sein", so die Schlagzeile. Das jedenfalls geht aus einer neuen Erhebung des Bunds der Familie hervor.
Was diese Studie da ans Licht gebracht hat, ist mitunter regelrecht schockierend, konstatiert L'Avenir in seinem Kommentar. Einige Schulen bewegen sich am Rande der Legalität, wenn sie den Eltern Kosten in Rechnung stellen, die sie gar nicht erheben dürfen. Bevor ein Kind das erste Mal die Schule betreten hat, haben die Eltern schon mehrere Dutzend Euro auf den Tisch gelegt. Hier bedarf es dringend Transparenz.
Pünktlich mit sechs Minuten Verspätung
Gazet van Antwerpen befasst sich mit den jüngsten Pünktlichkeits-Statistiken der nationalen Eisenbahngesellschaft SNCB. Die sind so schlecht wie lange nicht mehr. In den ersten sechs Monaten diesen Jahres waren nur knapp 86 Prozent der Züge pünktlich. Und das heißt nach SNCB-Lesart, dass sie weniger als sechs Minuten zu spät waren. Dabei sind sechs Minuten für viele Pendler schon eine halbe Ewigkeit, meint das Blatt in seinem Leitartikel. Zwar kann die SNCB auch nachvollziehbare Gründe für ihr Pünktlichkeits-Problem anführen. Nichtsdestotrotz: So geht es nicht. Immerhin stopft der Steuerzahler der Staatsbahn jedes Jahr drei Milliarden Euro in den Rachen.
"Die Krankenversicherung greift die Zahnärzte an", schreibt Le Soir auf Seite eins. Grund ist die hohe Zahl von Röntgenaufnahmen. 400.000 Röntgen-Bilder sind überflüssig, sagt das LIKIV, auch bekannt unter dem Kürzel INAMI. Die Zahnärzte weisen den Vorwurf zurück.
Bild: Bruno Fahy (belga)