"Im Bann des Burgers", schreibt De Morgen heute auf Seite eins. Und es ist kein Hamburger wie jeder andere, den viele Zeitungen heute auf ihrer Titelseite abdrucken. Gestern wurde der erste künstlich hergestellte Hamburger der Welt der versammelten Presse vorgestellt. Für das Fleisch musste kein Tier sterben; es wurde vielmehr aus Stammzellen gezüchtet. Das Ganze hat seinen Preis: "250.000 Euro für einen Hamburger aus Stammzellen", schreibt L'Avenir.
Gestern wurde der Hamburger vor unzähligen Kameras zubereitet und verspeist. "Der Test war überzeugend", schreibt L'Echo auf Seite eins. Eine Ernährungswissenschaftlerin und ein Journalist hatten die Ehre, das künstliche Stück Fleisch zu essen, ihr Urteil steht auf einigen Titelseiten: "Der In-vitro-Burger ist gesünder als ein richtiger", so die Schlagzeile von L'Avenir. "Schmackhaft, aber nicht so saftig", so das Prädikat auf Seite eins von Het Belang Van Limburg.
In vitro-Hamburger
Das Hamburger-Test-Essen gestern in London kann einer der wichtigsten Durchbrüche dieses Jahrzehnts sein, glaubt Het Nieuwsblad. Die Erdbevölkerung wächst stetig an, zugleich stellt die Lebensmittelproduktion eine immer größere Bedrohung für das weltweite Ökosystem dar. Das größte Problem ist hier der steigende Fleischkonsum. Und genau das kann mit diesem einen Hamburger gelöst werden. Allerdings sorgt das, was Kritiker schon den Frankenstein-Burger genannt haben, für Bedenken aller Art. Doch sollte man seine Meinung auf Studien stützen, nicht auf diffuse, irrationale Ängste.
Het Belang Van Limburg schlägt in dieselbe Kerbe: Gegen 2060 leben wahrscheinlich zehn Milliarden Menschen auf der Erde. Und die müssen ernährt werden. In diesem Fall dürfte die Umweltbelastung, die durch Nutztiere verursacht wird, viel schlimmer sein als die von allen Autos, LKW und Flugzeugen der Welt zusammen. Der Labor-Burger kann eine Alternative darstellen. Kann ... Viel wird davon abhängen, wie die Menschen auf die neue Entwicklung reagieren. Man denke nur an die Widerstände gegen genetisch manipulierte Lebensmittel. Es gibt aber noch einen dritten Weg. Schlicht und einfach: Weniger Fleisch essen.
Belgiens tödliche Straßen
"Die Verkehrskontrollen müssen noch strenger werden", fordert das IBSR, das belgische Institut für Straßenverkehrssicherheit, auf Seite eins von Het Laatste Nieuws. Im vergangenen Jahr kamen auf belgische Straßen 767 Menschen ums Leben. Das sind zwar weniger als im Jahr 2011, aber immer noch viel zu viele. Um die Zahl weiter zu drücken, brauchen wir also schärfere Kontrollen, meint das IBSR.
Het Laatste Nieuws widmet der neuen Verkehrstoten-Statistik einen nachdenklichen Leitartikel. 2012 gab es knapp 100 Verkehrstote weniger. Doch was heißt das für diejenigen, die ein Kind, einen Partner, ein Elternteil bei einem Verkehrsunfall verloren haben? 767 Toten, das ist immer noch schrecklich viel. Das entspricht drei abgestürzten Boeing 767. Zwar weist der Trend hierzulande in die richtige Richtung, doch gehören Belgiens Straßen nach wie vor zu den tödlichsten in Westeuropa. Man kann noch drastischere Geschwindigkeitsbeschränkungen einführen, die Gefahr ist allerdings, dass am Ende jeder sicher stillsteht.
Belgien steht trotz der rückläufigen Zahl der Verkehrstoten im europäischen Vergleich nach wie vor schlecht da, konstatiert auch Gazet Van Antwerpen. Offensichtlich haben immer noch zu viele Verkehrsteilnehmer den Eindruck, dass die Straßenverkehrsordnung für alle gilt, nur nicht für sie selber. Einige Starrköpfe schalten bei jeder Präventionskampagne ohnehin auf Durchzug. Bei solchen Leuten hilft nur eine härtere Gangart: Wer nicht hören will, muss fühlen.
Der Staat hat schon 3,5 Millionen Euro an ausländischen Verkehrssündern verdient", schreibt derweil Het Nieuwsblad auf Seite eins. Seit Anfang des Jahres sind der Verkehrspolizei schon 180.000 Raser mit ausländischen Nummernschildern ins Netz gegangen, das entspricht einem Viertel aller in Belgien geschnappten Straßenrowdys.
Basisrente stößt auf Ablehnung
Einige Zeitungen befassen sich mit dem gestrigen Vorschlag der flämischen Grünen. Groen! brach eine Lanze für eine Basispension in Höhe von 1.000 Euro. Die Idee kommt allerdings nicht gut an: Eine Basispension sorgt dafür, dass die Leute weniger lang arbeiten, urteilen Pensionsminister Alexander De Croo und auch der CD&V-Experte Robrecht Bothuyne in De Morgen. Das Börsenblatt L'Echo bringt die Meinung eines unabhängigen Fachmanns, der davor warnt, dass eine Basispension, die nicht so sehr die geleisteten Arbeitsjahre berücksichtigt, wohl für böses Blut sorgen dürfte.
"Unrealistisch", urteilt auch Le Soir in seinem Leitartikel. So löblich der Vorschlag der flämischen Grünen auch sein mag, die Idee ist einfach nicht zu bezahlen. Die Vergreisung der Gesellschaft wird Belgien ohnehin schon mehr kosten, als die meisten anderen Länder. Bis 2060 dürften die Kosten für die Pensionen um rund 20 Milliarden Euro ansteigen. Da kann man sich kein haushaltspolitisches Abenteuer erlauben. Erst recht nicht mit einer Staatsschuld von 100 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.
"6.720 Arbeitsplätze verloren innerhalb von sechs Monaten", schreiben Le Soir und De Standaard auf Seite eins. Seit Beginn des Jahres rollt eine Welle von Umstrukturierungen über das Land, angefangen bei ArcelorMittal in Lüttich und Caterpillar in Charleroi. Die Krise schlägt also weiterhin voll zu. Eben mit dramatischen Folgen für den Arbeitsmarkt.
Verschwörung in der Türkei?
"Der türkische Bruch", titelt derweil La Libre Belgique. Das Blatt beschäftigt sich mit dem Urteil, das ein türkisches Gericht gegen die Mitglieder einer mutmaßlichen Verschwörung verhängt hat. Eine Reihe von Militärangehörigen, Polizisten, aber auch Intellektuellen wurde wegen angeblicher Umsturzpläne zu langen Haftstrafen verurteilt. Das Urteil ist hochpolitisch, glaubt La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Die Justiz, die von der regierenden AKP von Ministerpräsident Erdogan umgeformt wurde, hat nicht den Hauch eines Beweises geliefert, dass es wirklich Putschpläne gab. Im Endeffekt geht es hier um die Frage, wie religiös oder wie laizistisch das Land in Zukunft sein wird. Die AKP jedenfalls zeigt einmal mehr ihren Machtanspruch.
Bild: David Parry (afp)