"Auch Belgien ist wachsam angesichts der Terrorbedrohung", titelt Gazet Van Antwerpen. Fast alle Zeitungen berichten über den weltweiten Terroralarm, den die USA ausgelöst haben. Nach Erkenntnissen amerikanischer Geheimdienste steht ein neuer Anschlag des Terrornetzwerks Al-Kaida kurz bevor.
"Es gelten Vorsichtsmaßnahmen, wie man sie seit dem 11. September 2001 nicht mehr gesehen hat", sagt ein Experte in Gazet Van Antwerpen. "Und auch in Belgien gilt seit Samstagabend erhöhte Wachsamkeit", sagt ein Sprecher des Krisenstabs des Innenministeriums in Het Nieuwsblad. Es gibt zwar keine unmittelbare Bedrohung gegen Belgien, "aber Brüssel ist wegen seiner vielen internationalen Institutionen natürlich immer ein Ziel", sagt ein Terrorismus-Experte in De Morgen.
Wir dürfen den Kampf gegen den Terrorismus nicht aufgeben, mahnt Gazet Van Antwerpen. Niemand weiß, was hinter dem neuerlichen Terroralarm steckt. Aber vielleicht ist es gut, dass wir noch einmal an die ständige Bedrohung erinnert werden, der wir ausgesetzt sind. Möglicherweise warten Terroristen nämlich nur drauf, dass wir unvorsichtig werden, um dann zuzuschlagen. Angst und Panik sind dabei schlechte Ratgeber. Wir müssen schlicht und einfach wachsam bleiben.
Beweis für den Nutzen der NSA?
Mit der Terrorbedrohung müssen wir anscheinend leben, konstatiert Het Belang Van Limburg. Das gilt aber auch für Big Brother, mit Namen den amerikanischen Geheimdienst NSA. Doch aller Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden zum Trotz: Die letzten Tage sind der Beweis, dafür, dass die Arbeit der Geheimdienste wichtig ist. Es ist bestimmt kein angenehmes Gefühl, dass der Begriff "Privatleben" inzwischen wohl der Vergangenheit angehört. Doch muss jeder, der über gesunden Menschenverstand verfügt, zugeben, dass der Zweck die Mittel heiligt: Wir müssen mit aller Macht Terroranschläge verhindern.
Dabei ist es aber auch nicht schwer, den jüngsten Terroralarm einmal zynisch zu betrachten, gibt Het Nieuwsblad zu bedenken. Was wäre denn, wenn die jüngsten Warnmeldungen allein dazu dienen, eben den Beweis für den Nutzen der Geheimdienste zu erbringen? Nach den Enthüllungen von Edward Snowden kommt eine Geschichte, die die Arbeit der NSA rechtfertigt, jedenfalls nicht ungelegen. Das Problem: Es bleiben Zweifel. Über Sinn oder Unsinn eines Terroralarms zu urteilen, dafür fehlen uns die nötigen Informationen.
Arabischer Frühling 2.0?
De Standaard hat Verständnis für die Paranoia in den USA. Die Anschläge des 11. Septembers haben die Amerikaner ins Herz getroffen. Kein Geheimdienst, keine Polizeibehörde will sich in Zukunft noch einmal vorwerfen lassen müssen, etwas übersehen zu haben. Und selbst, wenn sich das Ganze am Ende als Fehlalarm erweist, wenigstens hat Präsident Obama deutlich gemacht, dass er wachsam bleibt. Und ganz nebenbei wird in der Tat den Kritikern der NSA der Wind aus den Segeln genommen.
In der Zwischenzeit ist aus der Ausnahme die Regel geworden, beklagt Het Laatste Nieuws. Auch zwölf Jahre nach dem 11. September ziehen wir immer noch in Zaventem die Schuhe aus und den Gürtel ab, finden es normal, dass wir kein Fläschchen Wasser und auch keine Kontaktlinsenflüssigkeit mit in den Flieger nehmen dürfen. Der Punkt ist: Niemand, auch nicht alle Dienste von US-Präsident Obama zusammen, werden Al-Kaida auf Dauer neutralisieren. Das geht nur, über einen arabischen Frühling 2.0, am besten ohne Gottesparteien.
N-VA einsam und alleine?
"Die flämische Presse folgt der N-VA nicht in die Unabhängigkeit", so die Schlagzeile von Le Soir. Am Wochenende hatte ein N-VA-Parlamentarier in einem Interview beklagt, dass die Medien nicht die Forderung nach einer Unabhängigkeit Flanderns mittragen. Le Soir lässt Verantwortliche von Zeitungen auf den Vorwurf reagieren. "Wir müssen nicht die Thesen von De Wever verkaufen", sagt zum Beispiel Luc Van Der Kelen, bis vor kurzem Leitartikler von Het Laatste Nieuws.
Le Soir kann die Kollegen aus dem Norden des Landes verstehen. Die N-VA hat nie erklärt, wie sie denn konkret die Spaltung des Landes bewerkstelligen will, hat nie bewiesen, dass es Flandern danach besser gehen würde, hat vor allem nie dargelegt, wie man denn mit Brüssel verfahren würde. Die flämischen Medien kritisieren zwar meist zu recht das belgische System, zeigen seine Unzulänglichkeiten auf, sie sind aber nicht weltfremd. Höchstens 15 Prozent der Flamen fordern eine Spaltung des Landes und man darf davon ausgehen, dass die übrigen 85 Prozent nicht bereit sind, eine neue 541-Tage-Krise hinzunehmen.
Familiendrama in Chênée
Fast alle Zeitungen berichten über das Familiendrama in Chênée bei Lüttich. Am Freitagabend hat ein Vater seine zwei Söhne umgebracht. "Getötet, weil der Vater die Scheidung nicht verkraften konnte", schreibt Het Nieuwsblad. Der Selbstmord des Vaters scheiterte. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen, wie La Dernière Heure berichtet.
"Warum die Belgier der Volksanleihe kühl gegenüber stehen", diese Frage will heute La Libre Belgique beantworten. Die "Volksanleihe", das ist ja ein Sparprodukt, das die Regierung im Herbst lancieren will. La Libre hat aber die Konditionen mit denen eines normalen Sparbuchs verglichen. Resultat: Im Moment ist ein Sparbuch attraktiver.
"Unternehmenschefs entrinnen der Steuer auf Luxuswagen", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Die Steuer auf Firmenwagen ist ja angehoben worden. Wenn man jetzt aber geltend macht, dass das Auto allein für berufliche Zwecke eingesetzt wird, also nie privat, dann greift die Steuer anscheinend nicht.
"Wir reden später nochmal drüber"
Fast alle flämischen Zeitungen berichten heute über einen peinlichen Auftritt des bekannten Popsängers Daan. Bei einem Festival in Antwerpen war der so betrunken, dass seine Musiker nach einer halben Stunde die Bühne verließen. Im Anschluss schlug er seine Gitarre in Stücke und brach das Konzert ab. Eine letzte, lallende Ansage ans Publikum lautete: "Wir reden später nochmal drüber".
Bild: BRF