Die Themen im Einzelnen.
"Auf Abschiedstour in Eupen", schreibt Le Soir auf Seite eins. "Die DG verabschiedet Albert und Paola", so das GrenzEcho. Während der König und seine Frau sich von den Belgiern verabschieden, analysieren einige Zeitungen die Atmosphäre, in der sich der Thronwechsel vollziehen wird.
"Eine Feier in Klammern", meint dazu L'Avenir und führt aus: Jetzt wird es ernst. Nur noch zwei Tage bis zum großen Ereignis. Alles, was in Belgien offiziell und patriotisch ist, bereitet sich auf diesen wahrlich historischen Tag vor, der allerdings auch ein bisschen traurig ausfällt. Nichts vom Glanz des Thronwechsels in den Niederlanden. Die gekrönten Häupter von Europa werden größtenteils fernbleiben am Sonntag. Sparzwang sei Dank. Und alles ist begleitet von kritischen Kommentaren aus dem Norden des Landes. Miesepeterstimmung also. König Philippe könnte besser in seine Amtszeit starten, große Herausforderungen warten auf ihn, meint L'Avenir.
"Feier in Klammern"
Le Soir macht sich Gedanken zu der Stimmung in Flandern vor dem Thronwechsel. Die Zeitung stellt ein allgemeines Desinteresse fest. Je näher der Thronwechsel rückt, desto lauter wird die Kritik an einem König in Belgien allgemein. Jüngster Höhepunkt ist für die Zeitung ein langer Meinungsartikel in der Zeitung De Standaard. Dort behauptet der Chefkommentator heute, dass Belgien einen König nicht braucht. Kommentierend meint dazu Le Soir: Diese Skepsis gegenüber dem Königshaus ist nicht überraschend. Doch in ihrem Ausmaß ist sie erhellend. Die Meinung des Chef-Kommentators ist bezeichnend. Dass eine politisch einflussreiche Zeitung am Vorabend der "Krönung" eines neuen Königs schreibt, dass die Monarchie in Belgien keinen Mehrwert besitzt, ist alles andere als banal. Es zeigt vor allem, wie zerbrechlich das monarchische System in Belgien künftig ist. In Flandern wird es keiner unterstützen, wenn es mal in Frage gestellt werden könnte. Diese Abneigung zieht sich durch alle Parteien.
Die Zeitungen befeuern mit ihren Kommentaren die öffentliche Meinung. Und alles weist darauf hin, dass der Süden des Landes, der die Monarchie stützt und dem Ereignis am Sonntag mit Enthusiasmus entgegen fiebert, zu schwach sein wird, um sich gegen den Druck aus dem Norden zu behaupten. König Philippe hängt am seidenen Faden, schreibt Le Soir.
Briefträger gesucht
"Bpost sucht Briefträger in den Niederlanden", titelt Het Laatste Nieuws. Der Zeitung zufolge hat die belgische Post im Waasland bereits drei Niederländer als Postboten angestellt, weil sie in Belgien keinen Kandidaten gefunden hat. Zu diesem Widerspruch, nämlich dass es in Belgien viele Arbeitslose gibt, einige Stellen aber nicht besetzt werden können, meint De Standaard: Das ist tatsächlich ein Widerspruch, den eigentlich keiner versteht. Doch schauen wir mal hin, wo diese Probleme entstehen, und da sehen wir: Es betrifft vor allem die Jobs, die nicht attraktiv sind. Sei es von der Bezahlung, sei es von den Arbeitszeiten. Hier muss angesetzt werden. Einfache Fragen könnten dabei helfen, zum Beispiel: "Warum müssen Gebäude immer nur nachts sauber gemacht werden? Wie können wir es schaffen, dass Erzieher unter Bedingungen arbeiten, die erträglich sind? Brauchen wir wirklich die Telefonisten, die uns ständig belästigen und uns Produkte von Telekommunikationsanbietern aufschwatzen wollen?", fragt De Standaard.
Het Nieuwsblad führt zum Arbeitsmarkt einen anderen Befund aus: Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Arbeit in Belgien ist zu teuer. Die Arbeitsgruppe Konkurrenzfähigkeit sagt uns: Die Stunde eines Kellners kostet in Deutschland 14 Euro, in Belgien 24. Wer ein normaler Angestellter eines belgischen Energiekonzerns ist, kostet 62 Euro, in Deutschland 45, in den Niederlanden 43. Schon lange reden unsere Regierungen davon, dieses Problem zu lösen, doch keiner geht die Sache an. Jetzt, wo alles auf vielen Seiten detailliert beschrieben ist, wäre es endlich an der Zeit. Aber ob etwas passiert, ist die Frage. "Und wenn, wird es sich dann um Gestümper handeln oder um einen vernünftigen Plan?", so Het Laatste Nieuws.
Der gute Wolfgang
Zum Besuch des deutschen Finanzministers am Donnerstag in Griechenland schreibt L'Echo: Schäuble hat in Athen das fortgesetzt, was wir seit einiger Zeit beobachten können: Die Mitglieder der so genannten Troika, dem Dreierbund aus Internationalem Währungsfonds, der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank, distanzieren sich von diesem Gebilde. Frei nach dem Motto: Ich bin nicht der Schuldige, Schuld sind die anderen in der Troika. So hat es Christine Lagarde als Chefin des Währungsfonds gemacht, so erst am vergangenen Mittwoch EU-Kommissarin Viviane Reding, und am Donnerstag eben Wolfgang Schäuble. Lächelnd hat er versucht, die Griechen für sich einzunehmen, 100 Millionen Euro für kleine und mittlere Unternehmen hatte er im Gepäck. Botschaft: Ich bin der Gute. Und das einen Tag, nachdem Tausende Beamte in Griechenland auf die Straße gesetzt wurden, um der Forderung von wem nachzukommen? Genau - von der Troika.
Archivbild: Eric Lalmand (belga)