"Die Billig-Fluglinie Ryanair droht der Wallonie", titelt das Wirtschaftsblatt L'Echo. Het Laatste Nieuws meint: "Über 10.000 Flugverbindungen, eine Million Passagiere, und 1.000 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe". Grund für die Drohung der irischen Fluggesellschaft ist die Ankündigung der wallonischen Regionalregierung, künftig eine Steuer von drei Euro pro Flugticket zu erheben. Neben dem Regionalflughafen von Lüttich wäre davon vor allem der Airport in Charleroi betroffen.
De Morgen macht mit dem Foto des Firmenchefs von Ryanair auf und der Schlagzeile: "Michael O'Leary, der Mann, der immer bekommt, was er will." Als Reaktion auf die geplante Flugticketsteuer erpresst O'Leary die Regionalregierung in Namur, damit die Flugbewegungen seiner Gesellschaft in Charleroi um fast 20 Prozent abzubauen. Immerhin geht es um über zehn Flüge pro Tag. In Charleroi starten und landen jedes Jahr 6,5 Millionen Passagiere. Die übergroße Mehrheit davon sind Ryanair-Kunden.
Die Zeitung bemerkt: "Es ist die altbekannte Masche der irischen Fluggesellschaft. Wenn Firmenchef O'Leary etwas nicht passt, droht er mit Wegzug. Er schafft es immer wieder, Regierungen nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. De Morgen kritisiert das umstrittene Geschäftsmodell des Billigfliegers Ryanair. Auf der einen Seite streicht das Unternehmen zahllose Fördergelder ein und strittige Ermäßigungen bei den Start- und Landegebühren, auf der anderen Seite ist es nicht dazu bereit, auch nur einen Euro Steuern zu zahlen. Das Perverse, so das Blatt, die Fluglinie spielt zudem die Regionalflughäfen in Europa gegeneinander aus. Wenn Charleroi nicht mitspielt, dann bekommt eben Maastricht oder Marseille die Flugrouten angeboten.
Dunkle Wolken über Charleroi
Gazet van Antwerpen findet: Die wallonische Regierung darf sich auf keinen Fall von Ryanair erpressen lassen. Die geplante Steuer auf Flugtickets ist nachvollziehbar. Reisende werden wohl kaum den Flughafen wechseln, wenn sie für einen Billigflug in Charleroi statt 50 nun 53 Euro zahlen müssen.
L'Avenir glaubt allerdings, dass Ryanair Ernst macht und im Notfall wegzieht aus der Wallonie. Moralisch wäre das jedenfalls nicht, vor allem wenn man so viele Fördergelder vom Staat kassiert hat wie die irische Billiglinie.
Le Soir befasst sich mit den anderen Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung im Süden des Landes. Neben der geplanten Steuer auf Flugtickets werden die Ministerien und Behörden sparen müssen. Auch in den Schulen sind Kürzungen geplant. Was allerdings auffällt, ist die Zerstrittenheit der Koalitionspartner. Seit über einem Jahr tun sich Sozialisten, Christdemokraten und Grüne schwer, zusammen zu arbeiten. Pikantes Beispiel: Nach einer Woche mühsamer Beratungen über das Budget, war Haushaltsminister André Antoine bei der abschließenden Pressekonferenz nicht anwesend. Das spricht Bände, notiert das Blatt. Dabei hat gerade die Wallonie verantwortungsvolle Führungspersönlichkeiten nötig. Der Dauerstreit zwischen den Koalitionären ist in diesen Krisenzeiten unverantwortlich. Ähnlich sieht es La Libre Belgique. L'Echo wirft den wallonischen Ministern fehlenden politischen Mut vor. Was für ein Kontrast zur föderalen Ebene. Während Premierminister Elio Di Rupo seinen Haushalt mit Händen und Füßen in einer riesigen Medienshow verteidigt, versteckt sich die wallonische Regionalregierung.
Fleißige Bauarbeiter
De Standaard meldet auf Seite eins: Belgische Bauarbeiter sind günstiger als die in den Nachbarländern. Rechnet man Lohnkosten und Produktivität zusammen, kostet ein belgischer Bauarbeiter im Schnitt 15 Prozent weniger als sein Kollege in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland. Das geht aus Berechnungen einer Expertengruppe der Regierung hervor. Schaut man nur auf die Lohnkosten, sind unsere Arbeiter knapp vier Prozent teurer als in den Nachbarländern. Allerdings produzieren sie in einem vergleichbaren Zeitraum mehr, was die Gesamtkosten sinken lässt.
Het Nieuwsblad berichtet, dass neue Wohnungen und Häuser in Belgien zwanzig Prozent kleiner sind als noch vor ein paar Jahren. Appartements sind im Schnitt 70 Quadratmeter groß, während das neue Durchschnittshaus eines Belgiers über eine Wohnfläche von 105 Quadratmetern verfügt.
Königlicher Abschied
Alle Zeitungen kommen ausführlich und mit Fotostrecken auf die Abschiedstournee von König Albert und Königin Paola zurück. Am Mittwoch hat sich das Paar in Gent von der flämischen Bevölkerung verabschiedet und das neue Fußballstadion von AA Gent eingeweiht. Heute begibt sich das Königspaar nach Eupen und nimmt am Mittag ein Bad in der ostbelgischen Menge. Am Freitag sind Albert und Paola im wallonischen Lüttich zu Gast.
Bei den Feierlichkeiten zum Thronwechsel in Brüssel rechnen die Veranstalter mit bis zu 750.000 Zuschauern.
Bild: Eric Feferberg (afp)