"Eine König aus Bronze für die Nachwelt", titelt L'Avenir. König Albert II höchstpersönlich hat am Dienstag ein Bronzestandbild eingeweiht. Die Statue prangt quasi auf allen Titelseiten. Die Bronzebüste soll im Senat stehen. Königin Paola bekam übrigens ebenfalls eine Skulptur nach ihrem Abbild.
Doch gibt es wenige Tage vor dem Thronwechsel am kommenden Sonntag auch Misstöne. "Eine Büste und eine wahrhaft königliche Dotation", so die Schlagzeile von Het Belang van Limburg. "Kritik an der Dotation für König Albert", schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins. Die Regierung hat am Dienstag beschlossen, dem König eine Altersrente in Höhe von 923.000 Euro zuzugestehen. "Das ist die höchste Pension des Landes", bemerkt dazu La Dernière Heure. Obendrauf kommen nochmal zehn Mitarbeiter, die dem bald ehemaligen Königspaar zur Verfügung gestellt werden, wie unter anderem Het Nieuwsblad berichtet. Diese Dotation ist sehr großzügig bemessen, sagen Fachleute in Gazet van Antwerpen und auch die N-VA übt Kritik an der Regelung.
Stattliche Rente
"Weniger hätte auch gereicht", meint dazu Het Nieuwsblad in seinem Kommentar. Nicht, dass wir Albert und Paola ihre Pension nicht gönnten. Aber warum braucht ein ehemaliger König noch zehn Personalmitglieder? Zwar hat die Regierung die staatlichen Ausschüttungen für das Königshaus schon neu geregelt. Die Reform hätte aber auch noch weiter gehen können.
Gazet van Antwerpen ist seinerseits richtig wütend: Was hat Albert denn noch nach dem kommenden Sonntag zu tun? Er muss allenfalls noch ein paar Briefe beantworten. Und dafür bekommt er zehn Mitarbeiter. Das soll wohl ein Witz sein. Ganz nebenbei wird am Sonntag wegen des Defilés der Luftraum über Brüssel geschlossen, was am Flughafen Zaventem für Beeinträchtigungen sorgen wird. Das ist ebenfalls ein Witz, noch dazu ein kostspieliger.
Das Grenz-Echo blickt schon auf den Königsbesuch morgen in Eupen: "135 Minuten im Zeichen des Königs", so die Schlagzeile.
Die Minister der wallonischen Region und der französischen Gemeinschaft haben unterdessen ihre Haushaltskontrolle abgeschlossen. Vorgesehen sind neue Einsparungen und auch einige neue Steuern.
Haushaltberatungen oder Kasperletheater?
Für Le Soir haben die beiden frankophonen Regierungen ein jämmerliches Bild abgegeben. Die Haushaltsberatungen glichen zuweilen einem Kasperletheater, meint das Blatt in seinem Leitartikel. Frappierend ist vor allem die Unfähigkeit der Koalitionspartner, die Dinge einmal klar beim Namen zu nennen. Man muss fast den Eindruck haben, der südliche Landesteil ist noch nicht bereit für die sechste Staatsreform.
Apropos Teilstaaten: L'Echo beschäftigt sich mit der Haushaltslage in der deutschsprachigen Gemeinschaft. Das Haushaltsdefizit der DG flirtet mit der 30 Prozent-Marke. Ein nicht genannter Minister der Föderalregierung wird mit den Worten zitiert: "Das ist haarsträubend". In demselben Artikel relativiert DG-Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz die Zahlen. Unterm Strich sei die DG vorsichtiger als die föderale Ebene, sagt Lambertz in L'Echo.
Einige Zeitungen beschäftigen sich mit einem neuen Expertenbericht über die belgischen Lohnkosten. Arbeitgeber und Gewerkschaften kommen jeweils zu einer vollkommen unterschiedlichen Interpretation. Für den Unternehmerverband FEB liegen die Löhne in Belgien um 16 Prozent höher als in den Nachbarländern. Die Gewerkschaften rechnen vor, dass sich der Unterschied unterm Strich, wenn man sämtliche Parameter mit einbezieht auf gerade einmal 0,5 Prozent beläuft.
Mit ihrer extremen Auslegung ein und derselben Studie sorgen die Sozialpartner nur für Verwirrung, beklagt L'Avenir. Wir sind längst Zeuge eines Kriegs der Zahlen, wo jeder Statistiken bis zur Unkenntlichkeit karikiert. Arbeitgeber wie Gewerkschaften merken dabei nicht, dass sie auch ihre eigene Glaubwürdigkeit schädigen.
Für L'Echo ist trotz aller Interpretationsunterschiede klar: Die belgischen Löhne sind zu hoch. Hauptgrund für das Entgleisen der belgischen Gehälter ist die automatische Lohn-Index-Bindung. Die Regierung, die in den letzten Monaten so manches heißes Eisen angepackt hat, wird sich früher oder später auch diesem Tabu widmen müssen. Das wird allerdings vor der Wahl 2014 wohl nicht mehr passieren.
Niedriglohnland Deutschland
De Morgen befasst sich auf seiner Titelseite mit dem Phänomen Jugendarbeitslosigkeit, das inzwischen stellenweise Ausmaße annimmt: Vier von zehn Jugendlichen in Italien haben keinen Job; in Griechenland sind es 60 Prozent. Neben der Krise ist Deutschland einer der Hauptschuldigen, meint De Morgen in seinem Leitartikel. Es gibt keinen Mindestlohn; Minijobs verlangen den Menschen extreme Flexibilität ab. Und Deutschland hat sich faktisch zu einer Insel der Niedriglöhne gewandelt. Das auf Kosten der Binnen-Nachfrage. Würden alle das deutsche Modell übernehmen, dann würde i Europa niemand mehr konsumieren.
In Flandern sorgen weiter die sogenannten Rüttelstreifen auf Radwegen für Diskussionsstoff. am Dienstag hatte die zuständige Ministerin Hilde Crevits sich sozusagen im Selbstversuch ein Bild von der Lage gemacht. Resultat: Die Rüttelstreifen sollen schmaler werden.
Haben unsere Eliten nichts Besseres zu tun, fragt sich wütend De Standaard. Wir befinden uns mal wieder im Reich der Emokratie, wo Emotionen in der öffentlichen Meinung zu politischen Kurzschlussentscheidungen führen. Man muss nicht alles reglementieren. Wenn wir einen schlankeren Staat wollen, dann dürfen wir auf der anderen Seite nicht erwarten, dass er sämtliche Alltagsprobleme löst. Das Theater um die Rüttelstreifen ist ein Symptom einer manchmal etwas irre geleiteten Gesellschaft.