"Auch Doppelnamen in Zukunft möglich" titelt das GrenzEcho. Die Zeitung greift in ihrem Aufmacher die Pläne von Justizministerin Annemie Turtelboom auf. Sie will es künftig den Eltern überlassen, ob ihr Kind den Nachnamen des Vaters, der Mutter oder eine Kombination beider Elternnamen bekommen soll. Bislang gilt in Belgien, dass ein Neugeborenes den Nachnamen des Vaters erhält.
La Libre Belgique findet den Vorschlag unnötig: Glaubt die Justizministerin tatsächlich, dass sie die erste ist, die das belgische Namensrecht ändern will? Natürlich verstehen wir ihre Beweggründe. Sie will etwas modernisieren, ein Relikt aus patriarchalen Zeiten abschaffen. Aber sollte ihr Vorschlag angenommen werden, ist es offenkundig, dass neue Probleme auf uns zukommen. Wie soll man gegenüber den Kindern begründen, dass man sich für die eine oder andere Möglichkeit entschieden hat? Was passiert, wenn sich die Eltern nicht einig werden? Wird die Tendenz bei Vätern, sich aus der Verantwortung für Kinder zu ziehen, nicht noch verstärkt, wenn das Kind noch nicht einmal den Namen des Vaters bekommen wird? fragt kritisch La Libre Belgique.
Arme Rentner
"Die ärmsten Rentner kriegen zu wenig Geld", titelt De Standaard. Die Zeitung greift eine Untersuchung der Universität Antwerpen auf. Demnach bekommen alleinstehende Rentner in Belgien eine Minimumrente von 1.000 Euro. Leben Rentner zusammen, bekommen sie pro Person 600 Euro. Damit gelten sie nach belgischen Verhältnissen als arm. Für De Standaard ist das ein unhaltbarer Zustand: Es wird Zeit, dass unser Rentensystem grundsätzlich erneuert wird.
Einige unserer Nachbarn zeigen, wie es besser geht. Die Niederlande zum Beispiel setzen die Mindestrente von vornherein über der Armutsgrenze an, in Frankreich bekommen alle notdürftigen Rentner Wohngeld. So etwas, nämlich Wohngeld, haben übrigens fast alle europäischen Länder. In Belgien dagegen gibt es nur Geld für Hauseigentümer, nicht für Mieter. Wenn Flandern bald die Zuständigkeit in diesem Bereich von der föderalen Ebene übertragen bekommt, kann Flandern zumindest für seine Rentner an dieser Situation etwas ändern, so De Standaard.
"Schwerer Betrug", schreibt De Morgen über seinen Leitartikel. Belgien bietet zurzeit Steuersündern, die Geld auf ausländischen Konten haben, an, ihre Situation zu bereinigen. Die Zeitung hinterfragt kritisch die Kriterien, die dabei angewendet werden sollen: Als schwerer Betrüger gilt künftig derjenige, der 100.000 Euro und 50.000 Euro Schwarzgeld hat. Kein Betrüger ist derjenige, der 100 Millionen besitzt und eine Million Schwarzgeld. Das ist so, als wenn man im Straßenverkehr die Strafe für zu schnelles Fahren davon abhängig macht, ob jemand mit einem Porsche oder mit einem Ford Fiesta zu schnell gefahren ist. Es trifft mal wieder eher die kleinen Betrüger. Das wird an den Dossiers deutlich, die jetzt eine Regularisierung beantragen. Im Durchschnitt geht es dabei um 150.000 Euro. Die großen Fische schwimmen am Netz vorbei, so De Morgen.
Flämisch im Schützengraben ?
"Die Armeespitze ist noch zu flämisch", schreibt Le Soir auf Seite eins und kommentiert die Kritik des Föderalpolitikers Denis Ducarme an dieser Situation: Tatsächlich kann man sich fragen: Hat die belgische Armee zurzeit nicht andere Probleme als die sprachliche Herkunft ihrer rund 40 Generäle? Zwei Drittel von ihnen kommen aus Flandern. Eine Lappalie? Nein. Denn sprachliche Ausgewogenheit im Militär ist wichtig. Wir müssen darauf achten, dass sich die Situation aus dem ersten Weltkrieg nicht umkehrt. Damals lautete im Schützengraben die Devise: Französische Befehle für flämisches Kanonenfutter. Heute kommt der Großteil der einfachen Soldaten aus der Wallonie. Dieser Tatsache muss Rechnung getragen werden, auch bei den Aufstiegschancen in die allerhöchsten Ränge, schreibt Le Soir.
Den gestrigen Etappensieg des britischen Radprofis Christopher Froome auf der Tour de France kommentiert La Dernière Heure. Es ist erst das zweite Mal in der Geschichte der Frankreichrundfahrt, dass der Träger des gelben Trikots die Etappe auf dem Mont Ventoux gewinnt. Das erste Mal schaffte das König Eddy Merckx und damals gab es keine Zweifel, dass er tatsächlich der beste aller Fahrer war. Froomes Erfolg hingegen überrascht und lässt Spekulationen über Doping aufkommen. Doch daran sollten wir erst mal nicht glauben. Jede Tour hat einen herausragenden Fahrer, und diesmal ist es eben Christopher Froome, meint La Dernière Heure.
Über Stop-Rillen und Kaiserschnitte
Het Laatste Nieuws macht sich Gedanken zu dem flämischen Streit um Stop-Rillen in Fahrradwegen entlang der Schelde. Dadurch soll zu schnelles Fahren verhindert werden. Am Wochenende hatte das Thema für Diskussion bis in höchste Politikerkreise gesorgt: Das zeigt mal wieder, dass Flandern keine Probleme hat. Übertroffen werden wir zurzeit nur von den Briten. Dort ist das wichtigste Thema gerade Prinzessin Kate und die Frage: Normale Geburt oder Kaiserschnitt für ihr Kind?, spöttelt Het Laatste Nieuws.