"She did it!" titelt La Libre Belgique - Sie hat es geschafft. "Flipkens im Halbfinale: Sie ist phänomenal", so die Schlagzeile von La Dernière Heure. "Proficiat - Flipkens kann vom Finale träumen", titeln fast gleichlautend L'Avenir und Het Laatste Nieuws.
Die belgische Tennisspielerin Kirsten Flipkens hat am Dienstag in Wimbledon für einen neuen Sensationssieg gesorgt. Im Viertelfinale schaltete die 27-Jährige die Polin Petra Kvitova aus. "Das Tennismärchen geht weiter", schreiben denn auch De Morgen und Gazet van Antwerpen auf Seite eins.
Het Nieuwsblad spricht von einer neuen "Tennisheldin". Im Halbfinale trifft Flipkens jetzt auf die Französin Marion Bartoli. "Und das ist machbar", glaubt Het Laatste Nieuws.
"Fairness Tax" ist fair
Viele Zeitungen beschäftigen sich auch heute noch mit dem Staatshaushalt. Zunächst hatte die Regierung am Montagmorgen die Haushaltskontrolle abgeschlossen. Es mussten ja zusätzliche Mittel aufgetrieben werden, damit das Budget in der EU-Spur bleibt. La Libre Belgique bringt dazu ein Interview mit Vizepremier und Außenminister Didier Reynders. Der kommentiert unter anderem die so genannte "Fairness Tax", also eine Art Mindestabgabe für große Unternehmen.
Diese Steuer ist das richtige Signal, glaubt La Libre in ihrem Leitartikel. Die Tatsache, dass große Unternehmen bislang so gut wie keine Steuern zahlten, hatte in der öffentlichen Meinung zunehmend für Ärger und Frust gesorgt. Selbst der britische Premier David Cameron hat kürzlich die Frage in den Raum gestellt, ob es denn normal ist, dass große Unternehmen keine Steuern zahlen. Und Cameron ist bestimmt kein linker Politiker. Vor diesem Hintergrund sollten es sich die Arbeitgeberverbände, insbesondere die FEB und der flämische VOKA, zweimal überlegen, ehe sie weiter gegen die Fairness Tax wettern.
Die Branche sucht aber offensichtlich schon nach möglichen Gegenmitteln, um die Steuer zu umgehen, wie L'Avenir berichtet. Die Tinte unter dem Nachtraghaushalt war noch nicht trocken, da glaubten Steueroptimierer schon, Hintertürchen im Gesetz gefunden zu haben.
Nach der Haushaltskontrolle ist Premierminister Elio Di Rupo am Dienstag aber gleich ein zweiter Coup gelungen: Die Föderalregierung holte die Regionen und Gemeinschaften mit ins Boot. Die sollen sich jetzt also noch aktiver als bisher an den Anstrengungen zur Haushaltssanierung beteiligen.
Plötzlich sind sich alle einig…
Die am Dienstag demonstrativ an den Tag gelegte Einigkeit war fast schon rührend, notiert De Standaard. Alle Machtebenen ziehen plötzlich an einem Strang. Vergessen die Zeit, wo man sich gegenseitig Stöcke in die Speichen steckte. Das ist im Grunde nur eine Folge der Drohungen der EU-Kommission, ein Defizit-Strafverfahren gegen Belgien einzuleiten. Daran sieht man: Wenn der Druck von außen groß genug ist, dann raufen sich plötzlich doch alle zusammen.
Het Laatste Nieuws nennt das Abkommen des Föderalstaats mit den Regionen und Gemeinschaften seinerseits schon historisch. Vor allem dem flämischen Ministerpräsidenten Kris Peeters bescheinigt das Blatt geradezu eine Metamorphose. Bislang wollte Peeters prinzipiell nichts mit der Föderalregierung zu tun haben. Sein Gesinnungswechsel hat wohl auch damit zu tun, dass er auf die anderen angewiesen ist. Im Herbst erwartet Peeters nämlich einen ausgewachsenen Wettbewerbspakt, der für Flandern sehr wichtig wäre.
Belgien muss jedenfalls keine Angst mehr vor einer Geldbuße der EU haben, glaubt Gazet van Antwerpen. Jetzt werden ja sogar die Regionen und Gemeinschaften die Haushaltsdefizite der Gemeinden ausgleichen. Das darf aber für die Kommunen kein Freibrief sein, warnt das Blatt. Die Städte und Gemeinden haben ein vitales Interesse daran, auch in Zukunft vernünftig zu wirtschaften.
Le Soir sieht in der gestrigen Einigung jedenfalls die Keime für ein künftiges belgisches Miteinander. Bislang hatte Premier Di Rupo den so genannten Konzertierungsausschuss, in dem ja der Föderalstaat und die Teilstaaten vor allem über Zuständigkeitskonflikte diskutieren, eher stiefmütterlich behandelt. Dieser Konzertierungsausschuss wurde mit dem Abkommen am Dienstag mit einem Mal aufgewertet. Und nach der 6. Staatsreform dürfte dieses Begegnungsgremium wohl noch wichtiger werden. Entsprechend sollte man es auch behandeln.
Für Premier Di Rupo könnte es am Ende jedenfalls die erfolgreichste Woche seit Bestehen seiner Regierung werden, glaubt Het Laatste Nieuws. Nach der Haushaltskontrolle und dem Abkommen mit den Teilstaaten bleibt jetzt nur noch das Einheitsstatut. Dann ist der Hattrick perfekt.
Apropos Einheitsstatut: Hier sind die Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften offensichtlich festgefahren. Die Sozialpartner beweisen ihr eigenes Unvermögen, urteilt denn auch De Morgen.
Keine Patentlösung für Ägypten
Viele Zeitungen berichten heute über die Ereignisse in Ägypten. "Feuerwerk auf dem Tahir-Platz", titelt De Standaard. Und in der Tat: das Blatt zeigt Fotos von dem zentralen Platz in Kairo, wo es fast so aussieht, als feierten die Menschen den Beginn eines neuen Jahres. Die Bilder stammen natürlich von am Dienstag Abend. In der Nacht hatte es dann aber wieder Tote gegeben. Die Demonstranten fordern ja den Rücktritt von Präsident Mursi. "Aber die Moslembruderschaft gibt dem Druck der Straße nicht nach", bringt es Le Soir auf den Punkt.
Und sollte die Islamistenpartei ins Abseits gestellt werden, wird sie sich aller Voraussicht nach weiter radikalisieren, orakelt Het Nieuwsblad. Zwar sind die Sorgen und Forderungen der Demonstranten nachvollziehbar. Doch sollten sie wissen: Auch ein möglicher Rückzug von Präsident Mursi ist keine Patentlösung. Das Land braucht Dialog.
L'Avenir blickt voller Sorge nach Ägypten. Innerhalb eines Jahres hat es die Moslembruderschaft geschafft, die Ägypter gegeneinander aufzubringen. Inzwischen stehen sich Befürworter und Gegner von Präsident Mursi so unversöhnlich gegenüber, dass sogar ein Bürgerkrieg nicht mehr auszuschließen ist.
Fliegender Zoll
"Der Zoll macht Jagd auf Raser und Falschparker", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Die Schlagzeile sagt im Grunde schon alles: Der Zoll bekommt jetzt intelligente Kameras mit denen sofort zu sehen ist, ob jemand vorbeigefahren ist, der zum Beispiel ein Parkknöllchen nicht bezahlt hat - das Autokennzeichen wird nämlich mit einer Datenbank abgeglichen. Der so genannte "fliegende Zoll" kann dann die Verfolgung aufnehmen. Der säumige Zahler wird dann zur Kasse gebeten. Die letzte Konsequenz steht auf Seite eins von Het Laatste Nieuws und Gazet van Antwerpen: "Buße nicht bezahlt - Auto verkauft", so die Schlagzeile.
"Europa will die Zuschüsse für Flughäfen streichen", titelt L'Echo. Wenn sich dies bewahrheitet, wären das schlechte Neuigkeit für die Airports von Charleroi und auch von Lüttich. Es geht hier nämlich nur um große Flughäfen, die kleinen in Flandern, wie etwa der Flughafen von Ostende, könnten weiter bezuschusst werden...
"Lohndumping explodiert in Belgien", schreibt heute Le Soir. Immer mehr Menschen in Belgien arbeiten weit unter Tarif; hier handelt es sich meist um Arbeiter aus Osteuropa; die werden von Unternehmen nach Belgien geschickt, die die EU-Gesetzgebung missbrauchen und die Arbeiter für gut die Hälfte der belgischen Löhne arbeiten lassen. Das ist natürlich auch unlautere Konkurrenz für die heimischen Arbeiter.
Bild: Virginie Lefour (belga)