"Wieder 27.000 neue Arbeitslose", titelt Het Nieuwsblad. Die Zeitung hat die neusten Arbeitsmarkt-Statistiken des Wirtschaftsministeriums unter die Lupe genommen. Besonders betroffen von den Auswirkungen der Krise sind die Jugendlichen: Über 23 Prozent der unter 25-Jährigen haben keinen Job, fast einer von vier.
Auch De Morgen beschäftigt sich mit dem Problem Jugendarbeitslosigkeit. Nach neusten Zahlen der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, haben 14 Prozent der belgischen Jugendlichen so gut wie keine Perspektive. Einer von sieben jungen Menschen hat die Schule geschmissen, macht keine Ausbildung und sitzt arbeitslos zuhause. "Die verlorene Generation wächst", bringt es das Blatt auf den Punkt.
Macht einen Abschluss!
De Standaard hat sich dieselbe Studie angeschaut und hebt quasi den Umkehrschluss hervor: "Schulbildung schützt Belgien vor der Krise", so die Schlagzeile auf Seite eins. Mehr als in anderen Industrieländern sorgt die gute Schulbildung in Belgien dafür, dass Menschen auch in schwierigen Zeiten einen Job finden. Die Botschaft an die Jugend lautet also: Macht einen Abschluss.
Le Soir ist dieser Feststellung offensichtlich einmal nachgegangen. Das Blatt hat bei den Arbeitsämtern nachgefragt, wer denn die besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. "Die Diplome, die am besten ins Arbeitsleben führen", lautet die Schlagzeile. Demnach bieten vor allem wissenschaftliche Studiengänge gute Jobperspektiven. Gleiches gilt für Jura oder Wirtschaftswissenschaften. Weniger rosig sind die Aussichten für Politikwissenschaftler, Historiker oder Psychologen.
Jugendarbeitslosigkeit hat jedenfalls nichts mit Schicksal zu tun, glaubt De Standaard in seinem Leitartikel. Eine gute Schulausbildung bleibt der stärkste Motor für soziale Mobilität, Aufstiegsmöglichkeiten, größere Gleichheit, Auswege aus der Armut.
Je besser die Menschen geschult sind, desto eher können sie sich neuen Gegebenheiten und eben auch einer Krise anpassen. Der Unterricht von heute ist unsere Wirtschaft von morgen. Und deswegen der Appell an die flämische Regierung: Zieht die Unterrichtsreform durch.
Reifeprüfung zu einfach?
Das Thema Unterricht steht auch im Mittelpunkt vieler frankophoner Zeitungen. Die Ergebnisse des Tests zum Abschluss der Grundschule liegen vor. Demnach haben über 96 Prozent der Schüler diese, man könnte sagen "Reifeprüfung" bestanden. Ist dieses Ergebnis wirklich so erfreulich?, fragen sich viele Beobachter.
L'Avenir ist da skeptisch. Wenn über 96 Prozent der Schüler den Test bestehen, dann stimmt was nicht. Am Ende der Grundschule fallen nur drei Prozent der Kinder durch. Nach dem ersten Sekundarschulzyklus sind plötzlich 15 Prozent der Kinder nicht auf einem ausreichenden Niveau.
Die Ergebnisse der Reifeprüfung lassen also keinerlei Rückschlüsse zu. Zu allem Überfluss lässt man Kinder in dem trügerischen Glauben, sie seien bestens auf die Sekundarschule vorbereitet. Der Test am Ende der Grundschule im frankophonen Unterrichtswesen sagt nichts aus, glaubt auch La Libre Belgique. Als Gradmesser für die Fähigkeiten der angehenden Sekundarschüler taugt die Prüfung jedenfalls nicht.
Le Soir gibt sich salomonisch. In dieser Sache wird man sich wohl nie einig werden. Für den einen ist eine Durchfallrate von vier Prozent zu viel, für den anderen zu wenig. Stellen wir die Frage also anders: Wie viele Kinder müssen den Test nicht bestehen, damit die Kritiker den Eindruck haben können, dass die Schule beziehungsweise das Unterrichtswesen insgesamt auf einem vermeintlich annehmbaren Niveau ist?
Delphine Boël - Fortsetzung folgt…
Fast alle Zeitungen berichten auch heute über die gerichtlichen Schritte, die Delphine Boël gegen die Königsfamilie anstrengt. Der erste Prozesstag am Dienstag war schon nach einer Viertelstunde beendet. Das Gericht hat sich auf September vertagt. Het Laatste Nieuws hat offensichtlich langsam genug von dem ganzen Theater.
Noch monatelang werden wir wohl vollkommen belanglose Details um die Ohren gehauen bekommen, werden wir mit Forderungen und Argumenten belästigt, die nichts zur Sache tun, beklagt das Blatt. Dennoch sei die Frage erlaubt, ob der König gut schläft, wenn er sich so wenig väterlich verhält.
Fortschrittsverweigerer in Toga?
Einige Zeitungen üben Kritik an den Magistraten und Anwälten in der Wallonie und in Brüssel, die heute gegen die geplante Justizreform protestieren wollen. Hier werden gleich wieder die großen Prinzipien bemüht, notiert etwa Het Nieuwsblad. Da ist etwa von einem Todesstoß für die Demokratie die Rede. Der Laie kann den allerdings nicht erkennen. Den Richtern und Anwälten sei gesagt: Wer nichts verändert, weil neue Probleme auftauchen könnten, der sorgt einzig dafür, dass alte Probleme bestehen bleiben.
Auch Het Belang Van Limburg sieht keinen Grund, die Reform auf Eis zu legen. So wie bisher kann es ja nun auch nicht weiter gehen, schreibt die Zeitung. Bezeichnend: Heute protestieren nur die frankophonen Magistrate und Anwälte. Einen dramatischeren Beweis für die Mentalitätsunterschiede in diesem Land gibt es wohl nicht.
De Wevers Rache an Kulturschaffenden?
In Flandern sorgt eine Entscheidung des Gemeindekollegiums von Antwerpen für Diskussionsstoff. Die Mehrheit um Bürgermeister Bart De Wever will insbesondere im sozialen und kulturelle Bereich drastische Kürzungen vornehmen. "Der Kultursektor ist in Aufruhr", titelt die links gerichtete Zeitung De Morgen.
Kommentierend fügt das Blatt hinzu: Es ist legitim, die Politik der Bezuschussungen infrage zu stellen. Es würde die N-VA allerdings ehren, wenn sie da mehr Klasse an den Tag legen würde. Irgendwie wird man den Eindruck nicht los, dass sich die Partei jetzt an den Kulturschaffenden rächt wegen ihrer linken und anti-nationalistischen Haltung.
Das liberal gesinnte Massenblatt Het Laatste Nieuws kann solche Kritik nicht mehr hören. Wenn De Wever spart, dann ist es aus Spaß an der Freude; wenn der sozialistische Bürgermeister von Gent spart, dann ist es aus einer reinen Notwendigkeit heraus. Insgesamt vielleicht ein bisschen zu einfach.
"Nehmen Sie morgen nicht den Zug", schreibt Het Laatste Nieuws in Blockbuchstaben. Dieser Aufruf stammt sogar von der SNCB selbst. Für morgen hat die sozialistische CGSP zu einem Streik bei der Bahn aufgerufen. Das ist bitter für viele Jugendliche, denn morgen beginnen zwei große Rockfestivals. Mindestens 23.000 junge Leute wollten mit dem Zug dorthin fahren...
Häusle kaufen wird teuer
"Wohnkredite werden teurer", warnt Gazet Van Antwerpen auf Seite eins. Demnach soll der Zinssatz für Hypothekendarlehen stark ansteigen. Das ist eine schlechte Neuigkeit für Leute, die einen variablen Zinssatz haben oder all jene, die in nächster Zeit ein Haus kaufen wollen, schreibt das Blatt.
Auf der Titelseite von L'Echo ist über den PS-Präsidenten Paul Magnette zu lesen: "Magnette grätscht in die EU-Kommission". Magnette beschuldigt demnach die Kommission, sich allzu sehr in die inneren Angelegenheiten der Staaten einzumischen.
RoP - Bild: BRF