"Der phänomenale Steve Darcis", titelt La Dernière Heure. "Magic Darcis schlägt Nadal", schreibt L'Avenir auf Seite eins. Und La Libre Belgique titelt schlicht und einfach "Olé".
Der Lütticher Tennisprofi Steve Darcis hat am Montag beim Tennisturnier in Wimbledon keinen geringeren als Rafael Nadal geschlagen - glatt in drei Sätzen. Nadal ist einer der besten Spieler der Welt. Er hat gerade zum achten Mal Roland Garros gewonnen.
Steve Darcis beherrscht denn auch heute die Titelseiten fast aller Zeitungen.
Der Mensch hinter dem König
"Auch die Mutter von Delphine Boël zieht gegen Albert vor Gericht", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Baronin Sybille de Selys Longchamps schließt sich ihrer Tochter an. Delphine Boël will ja vor Gericht einen Gentest erwirken, um beweisen zu können, dass sie wirklich die Tochter des Königs ist. Das Verfahren soll heute vor der Brüsseler Ratskammer beginnen.
Der Prozess ist aber im Grunde zweitrangig, meint L'Avenir in seinem Leitartikel. König Albert wird nicht vor den Gerichten des Landes gegen Delphine Boël gewinnen. Diese Auseinandersetzung kann er nämlich nur mit sich selber austragen. Hier geht es einzig um den Menschen hinter dem König, seine moralische Integrität. Und damit auch den Respekt und die Sympathie, die man ihm entgegenbringt.
Erlahmte Politik
Die Regierung werkelt derweil weiter am Haushalt. Insgesamt fehlen für dieses und das kommende Jahr 3,3 Milliarden Euro, damit der Haushalt in der EU-Spur bleibt. "Die nächsten beide Tage sind entscheidend", schreibt La Dernière Heure. Anscheinend will man vor dem EU-Gipfel Ende der Woche eine Einigung erzielen. Doch ist das Klima nicht besonders gut, weiß De Standaard. Unter anderem gibt es Spannungen auf flämischer Seite zwischen Open-Vld und CD&V.
Man streitet sich inzwischen über Kinkerlitzchen, ärgert sich Het Belang Van Limburg. Die CD&V ärgert sich über die jüngste Ankündigung der Asylstaatsekretärin Maggie De Block, die 90 Millionen Euro zu viel hatte. Das ist doch eigentlich eine gute Neuigkeit, meint das Blatt. Aber gut ist in unserer politischen Landschaft manchmal eben nicht gut.
"Es geht nur noch ums Taktieren", beklagt auch Het Laatste Nieuws. Die Parteien haben nur noch die Wahlen 2014 vor Augen. Und offensichtlich geht jeder davon aus, dass danach erstmal wieder eine monatelange Krise folgt. Resultat: Auf allen Ebenen herrscht Misstrauen. Die Politik erlahmt.
Magistrate gegen Reformpläne
"Magistrate in Aufruhr", titelt De Standaard. In Brüssel und in der Wallonie legen die Richter am Mittwoch die Arbeit nieder. Sie wollen damit gegen die Reformpläne der Regierung protestieren. Kommentierend meint das Blatt dazu: Die Magistratur in diesem Land steht bestimmt nicht im Verdacht, aus revolutionären Reformern zu bestehen. In den letzten Jahrzehnten hat es kein Justizminister geschafft, die Justiz auf Vordermann zu bringen. Die Magistrate begründen ihre Ablehnung der Reformpläne von Justizministerin Turtelboom mit prinzipiellen Vorbehalten, bangen um ihre Unabhängigkeit. Dabei geht es hier auch um Geld und Macht. Die Magistratur muss einsehen, dass es nicht allein die Schuld der Politik ist, wenn sich bei der Justiz nichts bewegt.
Und nach der Reform der Justiz steht schon eine nächste Neuordnung an: "Wie die Polizei umgebaut werden soll", erklärt Le Soir auf Seite eins. Es soll eine grundlegende Reform werden; in der nächsten Woche will die Regierung die letzten Streitfragen klären.
Kameras ineffizient
Het Nieuwsblad räumt mit einem Vorurteil auf: "Überwachungskameras haben so gut wie keine Wirkung", schreibt das Blatt. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie.
Und es ist wichtig, dass man sich einmal mit dieser Frage wissenschaftlich auseinandergesetzt hat, meint Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Resultat ist also: Überwachungskameras sind kein Patentrezept für mehr Sicherheit. Sie lösen keine Probleme, sondern verlagern sie allenfalls außerhalb der Reichweite der Linsen. Deswegen sollten Behörden zweimal darüber nachdenken, wo eine Kamera sinnvoll ist und wo eben nicht.
"Am Donnerstag droht Chaos bei der Bahn", titelt Het Belang Van Limburg. Das Sicherheitspersonal des Netzbetreibers Infrabel will die Arbeit für 24 Stunden niederlegen. "Ausgerechnet am Donnerstag", schreibt das Blatt. Das ist nämlich einer der Tage im Jahr, wo am meisten Menschen den Zug nehmen. Unter anderem finden zwei große Rockfestivals statt: Mindestens 23.000 Leute haben sich angekündigt. "Bahnstreik trifft tausende Reisende", schreibt auch Gazet Van Antwerpen.
Mutter Courage
L'Echo kommentiert heute das Wahlprogramm der deutschen CDU/CSU um Angela Merkel, die ja für ihre eigene Nachfolge kandidiert. Merkel verspricht unter anderem eine Erhöhung des Kindergelds und steuerliche Vorteile für Familien. "Was ist denn da los?", fragt sich L'Echo. Hat sich Mutter Courage plötzlich an ihre Kinder erinnert? Die Mutter der Sparmaßnahmen will jetzt also ihr Portemonnaie öffnen. Das wäre aber auch für Europa eine interessante Perspektive. Es gibt nämlich niemanden mehr, der konsumiert. Deutschland mit seinen 80 Millionen Verbrauchern kann die Nachfrage aber wieder ankurbeln.
Gekreuzigter Cavaliere
Viele Zeitungen schließlich fassen sich mit dem jüngsten Gerichtsurteil gegen den früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Der muss wegen der Bunga-Bunga-Affäre für sieben Jahre ins Gefängnis. Voraussetzung ist, dass das Urteil in letzter Instanz bestätigt wird. Gazet Van Antwerpen spricht dennoch schon jetzt vom Ende einer Ära. Der Mann ist ja eigentlich eine Katze mit sieben Leben. Aus dieser Geschichte kommt Berlusconi aber wohl nicht unbeschadet heraus. Die Gefahr ist, dass er ganz Italien mit in den Abgrund zieht. Eine neue Regierungskrise in Italien, das wären aber schlechte Neuigkeiten für ganz Europa. Schließlich steigen ja schon wieder die Zinsen auf Staatsobligationen.
La Libre Belgique sieht hier biblisch die letzte Versuchung des Cavaliere. Der selbst ernannte Messias kann der Regierung den Stecker rausziehen und sich dann wieder vor dem Wahlvolk als Opfer einer kommunistischen Kreuzigung hinstellen. Dieses Wahlvolk hält ihm ja schon seit Jahren die Stange. Fazit: Die Wege der Italiener sind unergründlich.
Archivbild: Ben Stansall (afp)