Die Themen im Einzelnen: König Albert soll eine uneheliche Tochter haben. Das Thema greifen auch heute wieder einige Zeitungen auf. Zwei Dinge gibt es festzustellen schreibt La Libre Belgique. König Albert II ist ein perfekter Herrscher. Zweitens: In Zeiten der Krise braucht das Land Stabilität. Der König garantiert diese Stabilität. Aber im Norden unseres Landes gibt es immer noch politische, nationalistische und populistische Strömungen, die die Stabilität unseres Landes erschüttern wollen. Nichts anderes passiert jetzt wieder.
Ist der König der Vater von Delphine Boël? Die Suche nach Antworten auf diese Frage hat nichts in der Öffentlichkeit zu suchen. Diese Affäre, die einige versuchen, in eine Staatsaffäre umzuwandeln, ist eine Privatangelegenheit. Sie sollte mit Liebe, Taktgefühl und Diskretion behandelt werden. Ganz im Sinne von Delphine Boël, im Sinne des Königs, und im Sinne von uns alle, meint La Libre Belgique.
Ganz anders Het Laatste Nieuws: Das alles erinnert uns an ein Märchen mit dem Titel "Der König, seine verärgerte Liebhaberin und die unglückliche Tochter". Leider ist es kein Märchen, sondern die wahre Geschichte unseres eigenen Königs.
Märchen ohne Happy End
Dass er so lange mit der Anerkennung seiner unehelichen Tochter gezögert hat, fällt jetzt auf ihn zurück. Eine Möglichkeit wäre gewesen, ihr einen Adelstitel zu geben, sich öffentlich zu ihr zu bekennen - das Volk hätte seinen König geliebt, ihm seinen Fehltritt verziehen. Dass die Tochter jetzt den DNA-Test fordern muss, ist nur noch demütigend für Albert. Es ist eine flehentliche Bitte, die einer öffentlichen Anklage gleichkommt. Dass unser Märchen noch ein Happy End bekommt - die Chance darauf ist sehr klein, schreibt Het Laatste Nieuws.
In die gleiche Kerbe schlägt De Morgen. Was ein kleiner Makel auf seiner Regentschaft schien, wächst sich aus zu einem eitrigen Geschwür. Das Schweigen des Königs ist unerträglich. Das könnte jetzt die Stunde von Kronprinz Philippe sein. Er könnte die Chance ergreifen, sich von seinem Vater endlich zu emanzipieren. Er könnte das Schweigen brechen und uns vermitteln: Wir Belgier haben einen Kronprinz mit Courage, schreibt De Morgen.
Die Stunde der unpopulären Maßnahmen
Mit den Haushaltsberatungen der Föderalregierung beschäftigt sich La Libre Belgique in ihrem Aufmacher. "Die Stunde der unpopulären Maßnahmen", titelt das Blatt. Krisenabgabe, Indexsprung, Erhöhung der Mehrwert- oder Dieselsteuer, Steuer auf Sparguthaben, - solche Maßnahmen könnten drohen. "Bei der Mehrwertsteuer sucht die Regierung das Geld wohl nicht", will hingegen schon Het Laatste Nieuws wissen. Und allgemein zu den Budgetverhandlungen macht sich Gazet van Antwerpen in ihrem Kommentar Gedanken: Gut 500 Millionen Euro für 2013 - Milliarden für 2014, das alles ist ein Pulverfass für die Föderalregierung. Denn es müsste ein Wunder geschehen, wenn die Entscheidungen, wo das Geld herkommen kann, allen Koalitionspartnern gefallen wird. Verlierer sind quasi schon vorprogrammiert. Hinzu kommt noch der jüngste Streit um das Euthanasiegesetz. Liberale und Sozialisten wollen Euthanasie auch für Minderjährige, die Christdemokraten sind strikt dagegen. Wie gesagt: Sprengstoff für die Föderalregierung, und knapp ein Jahr vor den Wahlen ist das keine gute Botschaft für das Bündnis unter Regierungschef Elio Di Rupo, schreibt Gazet van Antwerpen.
"Wie bereiten unsere Unis die jungen Menschen auf die Arbeitswelt vor?", fragt sich Le Soir in seinem Aufmacher. Nicht wirklich gut, aber schon besser als noch vor Jahrzehnten, so die Antwort. Und De Morgen vermeldet, dass die flämischen Universitäten Weltmeister beim Sponsoring sind. 16 Prozent aller Forschungsprojekte sind demnach von der Industrie bezahlt. Deutschland folgt übrigens auf Platz zwei mit 15 Prozent, die US-amerikanischen und britischen Unis kämen erst dahinter, heißt es bei De Morgen.
Kommentierend schreibt Le Soir: Die Unis werden immer abhängiger von privaten Geldern. Die öffentliche Hand zieht sich zurück. Daraus entwickelt sich ein System wie in der Wirtschaft, nämlich ein Wettbewerbssystem. In Bildungseinrichtungen ist das falsch. Denn Universitäten sind nicht dafür da, Profit für private Geldgeber abzuwerfen, Universitäten sollen keine Produkte erzeugen, sondern Erkenntnis. Deshalb sollte der Staat wieder mehr Geld in die Unis stecken. "Die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit wird davon profitieren", so Le Soir.
Biogemüse versus Massenproduktion
L'Avenir macht sich Gedanken zu der Agrarreform der EU, über die diese Woche verhandelt wird: Alles, was mit der EU zusammenhängt, scheint uns immer meilenweit entfernt von unserem Alltag. Und es stimmt: Es ist oft abstrakt. Doch jetzt geht es um das, was wir in Zukunft essen sollen. Zur Debatte steht ein System, wo vor allem die Produktion von großen Mengen gefördert wird. Aber genau das Gegenteil liegt im Trend: Der Verbraucher will Biogemüse vom Kleinbauern, überspitzt formuliert. Diesen Trend sollten wir stärken.
Das Ergebnis der EU-Verhandlungen wird auf unseren Teller kommen, ganz konkret in unserem Alltag. Deshalb sind die Verhandlungen diese Woche sehr wichtig für uns.
Archivbild: Nicolas Maeterlinck (belga)