"Der Palast kontrollierte meine Bankkonten", titelt Het Nieuwsblad. "Ich ziehe vor Gericht, weil der König mich diskriminiert", schreibt Het Belang Van Limburg auf Seite eins. Die Zitate stammen von Delphine Boël, der unehelichen Tochter von König Albert. Die will ja von einem Gericht attestiert bekommen, dass sie wirklich die Tochter des Königs ist. Sie will dafür einen Gentest erwirken. Ihren Schritt begründet Delphine Boël jetzt in einem Kommuniqué. "Ich habe finanzielle Probleme wegen des Schweigens des Königs", schreibt Het Laatste Nieuws in Blockbuchstaben auf Seite eins. Demnach seien ihre Bankkonten sogar auf einer schwarzen Liste gelandet, was sie in ihrer Arbeit beeinträchtigt habe. Anscheinend ist es tatsächlich so, dass ihre Firma tiefrote Zahlen schreibt. Delphine Boël ist Künstlerin und das Unternehmen vermarktet ihre Werke.
Euthanasie - Damoklesschwert und Meinungsdiktatur
"Nur die CD&V sagt 'Nein'", titelt De Morgen. Nein zur Euthanasie für Minderjährige. Sozialisten und Liberale scheinen sich demgegenüber einig zu sein, das Recht auf Sterbehilfe auf Minderjährige auszuweiten. Neben der CD&V ist auch die frankophone CDH strikt dagegen.
"Es gibt aber eine Mehrheit für die Ausweitung der Euthanasie auf Kinder", schreibt La Libre Belgique. Notfalls kann eine Wechselmehrheit ein solches Gesetz verabschieden, mit den Stimmen der Opposition, im vorliegenden Fall mit den Grünen und auch der N-VA. CD&V und CDH sind ihrerseits "not amused" über die Tatsache, dass sie von den Mehrheitspartnern ins Abseits gestellt worden sind. "Beide Parteien drohen der Koalition", schreibt denn auch Le Soir. Für De Standaard hängt ein Damoklesschwert über der föderalen Regierungskoalition.
"Die christlichen Parteien lernen nicht hinzu", wettert De Morgen in seinem Leitartikel. Immer noch verwechseln sie ihre eigene Überzeugung mit der der ganzen Gesellschaft. Auch mit einem Gesetz zur Euthanasie für Minderjährige hat immer noch jeder die Wahl. Wer sein Schicksal allein in die Hände Gottes legen will, der verdient höchsten Respekt. Denselben Respekt muss man aber auch Menschen entgegenbringen, die einen anderen Weg wählen wollen. Die CD&V kann ihre Meinung nicht der ganzen Welt aufzwingen.
Dabei sollte man es doch inzwischen besser wissen, glaubt Le Soir. Wie schon vor zehn Jahren geht es auch bei der Ausweitung der Euthanasie auf Minderjährige darum, eine nicht unübliche Praxis in den Rechtsraum zurück zu holen. Machen wir uns nichts weis: Aktive Sterbehilfe wird auch bei Minderjährigen längst praktiziert. Krankheiten im Endstadium, begleitet von furchtbaren Schmerzen, dafür gibt es kein Alter. Und mit welchem Recht kann man Minderjährigen das verweigern, was man Erwachsenen zugesteht? Natürlich braucht man da Sicherheitsriegeln, doch die sind in den vorliegenden Gesetzesvorschlägen enthalten.
Samenspender mit Gendefekt
Um delikate ethische Fragen dreht sich auch die Titelgeschichte von De Standaard. "Kinder krank wegen Samenspende", titelt De Standaard. In Gent sind Kinder zur Welt gekommen, die an einer Erbkrankheit leiden: Neurofibromatose. Der Gendefekt kommt von dem Samenspender. Der Verband der In-vitro-Kinder fordert denn auch die Aufhebung der bislang geltenden Anonymität für Samenspender. Und diese Forderung ist absolut nachvollziehbar, meint De Standaard in seinem Leitartikel. Man will nicht nur wissen, welchen Charakter der biologische Vater hat, sondern auch welche Krankheiten. In jedem Fall bewegt man sich hier in einer äußerst heiklen Thematik. Wie viel Kontrolle muss sein? Erwarten wir nicht am Ende das genetisch perfekte Baby? Wie bei der Euthanasie wird es immer dann wirklich problematisch, wenn der Mensch sich zum Gott aufschwingt.
Missbrauchsvorwürfe an Antwerpener Schule
"Schule geschlossen nach Todesdrohungen" titelt derweil Gazet Van Antwerpen. Im Mittelpunkt steht ein Antwerpener Kindergarten. In den letzten Tagen sind Gerüchte und Vorwürfe laut geworden über einen möglichen sexuellen Missbrauch durch eine Kindergärtnerin. Besorgte Eltern belagern die Schule und verlangen Antworten auf die bangen Fragen. Zwischenzeitlich drohte der Protest auszuarten. Deshalb beschlossen die Antwerpener Stadtväter kurzerhand, den Kindergarten eine Woche vor Ende des Schuljahres zu schließen.
Und diese Entscheidung ist richtig, urteilt Gazet Van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Man musste vermeiden, dass am Ende die Polizei für die Sicherheit der Kinder sorgen muss. Was nicht heißt, dass die Haltung der Eltern nicht nachvollziehbar wäre. Natürlich will jeder wissen, was an den Missbrauchsvorwürfen dran ist. Hier bedarf es aber einer gründlichen Untersuchung. In unserem Rechtsstaat urteilt die Justiz, nicht der spontane Volkszorn.
Und glücklicherweise hat dieses Land aus der Dutroux-Affäre gelernt, notiert Het Nieuwsblad. Sexueller Missbrauch von Kindern muss immer ernst genommen werden, das weiß man jetzt. Offensichtlich hat man die Antwerpener Eltern davon aber noch nicht überzeugen können. Sie haben Angst, dass die Sache unter den Teppich gekehrt werden könnte. Seit Dutroux wissen wir aber noch etwas anderes: Missbrauchsvorwürfe müssen umsichtig geprüft werden. Wenn jemand fälschlicherweise an den Pranger gestellt wird, dann ist nämlich auch der Schaden immens.
Kein Alkohol unter 18?
"Kein Alkohol unter 18?", fragt sich das Grenz-Echo auf Seite eins. "Muss man Alkohol für Minderjährige verbieten?", so auch die Schlagzeile von La Libre Belgique. Anscheinend denkt das föderale Gesundheitsministerium über strengere Regeln für den Alkoholkonsum von Jugendlichen nach.
Das flämische Massenblatt Het Laatste Nieuws ist darauf aber nicht zu sprechen. "Feiert noch schnell das Ende der Prüfungen", appelliert das Blatt an die 17- jährigen frischgebackenen Abiturienten. Feiert so lange ihr das noch dürft. Denn es gibt Moralapostel, die der Ansicht sind, dass alle 17- Jährigen für einige wenige Koma-Säufer büßen müssen. Die staatliche Bevormundung nimmt hierzulande Ausmaße an. Als nächstes wird der Alkoholkonsum von über 65-Jährigen reglementiert. Geehrte Herren Politiker: Das ist nicht ihre Angelegenheit, denn es ist nicht ihr Leben.
Archivbild: Etienne Ansotte (belga)