"In Flandern ist die nationalistische N-VA wieder im Aufwind und landet bei 35 Prozent. In der Wallonie verlieren die Sozialisten und in Brüssel gewinnen sie Stimmen hinzu". So lassen sich die Umfragen von De Morgen und Le Soir zusammenfassen. Beide Zeitungen haben die Sonntagsfrage gestellt. Während die PS bei der Wahl 2010 mit über 37 Prozent in der Wallonie unumstritten als Sieger hervorgegangen ist, sieht die Situation derzeit ganz anders aus. Die Partei verliert bei den Wahlabsichten fast zehn Prozentpunkte und landet erstmals unter der 30-Prozentmarke. Laut De Morgen ist das der Preis für das Premierminister-Amt von Elio Di Rupo. Er leitet eine sechs-Parteien-Koalition und ist einigen politisch nicht mehr links genug.
Im Norden des Landes hat die N-VA wieder Wind in den Segeln. 35 Prozent der Flamen wollen den Nationalisten ihre Stimme geben - das sind sieben Prozent mehr als bei der letzten Wahl. Het Nieuwsblad stellt fest: Parteichef Bart De Wever beflügelt das Ergebnis. Er hat am Wochenende erklärt, er wolle überall an die Macht. Will heißen: Nach den Wahlen im kommenden Jahr will die N-VA nicht nur in die flämische, sondern auch in die föderale Regierung. Verständlich, meint Het Laatste Nieuws.
De Wever träumt von einer weiteren Staatsreform
Die Nationalisten streben allerdings eine neue Staatsreform an. Die können sie sich aber abschminken, fügt das Blatt hinzu. Denn dafür braucht die N-VA Partner. Aber niemand außer ihr, im Norden wie im Süden des Landes, ist derzeit zu neuen Umwälzungen bereit.
De Morgen hält den so genannten Konföderalismus, den Bart De Wever ständig als Allheilmittel anpreist, für ein Feigenblatt. Die Nationalisten wollen die flämische Unabhängigkeit, also Separatismus und kein Föderalismus. Dazu sollten sie sich öffentlich bekennen, meint die Zeitung.
Le Soir bemerkt: Die traditionellen Parteien brauchen dringend eine neue Strategie, wenn sie der N-VA Paroli bieten wollen. L'Avenir hält fest, dass Flandern kaum geteilter sein könnte - zwischen Anhängern von De Wevers Partei und ihren Gegnern. Der Wahlkampf, der bereits begonnen hat, droht lang und kompliziert zu werden.
Iran: Wie lang ist Rohanis Leine?
La Libre Belgique befasst sich mit dem Sieg des moderaten Hassan Rohani bei den Präsidentschaftswahlen im Iran. Die Menschen im Land feiern das Ergebnis und das Ende der Ära des radikalen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. "Doch was ist von dem Neuen zu erwarten?", fragt das Blatt auf Seite eins. Schließlich ist der echte Machthaber im Iran Ayatollah Ali Khamenei, seit 1989 der politische und religiöse Führer des Landes.
Het Belang Van Limburg meint: Die nächsten Monate werden zeigen, wie lange Rohanis Leine ist, sprich wie viel Spielraum der Ayatollah ihm gewährt. Die Zeitung hofft aber auf einen Umschwung und auf eine Entspannung bei den internationalen Beziehungen und beim Atomprogramm des Iran.
Viele Zeitungen, darunter De Standaard, berichten über die Straßenschlachten in der Türkei. "Premierminister Erdogan vertreibt Demonstranten mit brutaler Gewalt", so die Schlagzeile. "Überall Pfefferspray und Schlagstöcke", schreibt De Morgen. Der türkische Premier hat den Gezi-Park und den Taksim-Platz zwar mit Bulldozern räumen lassen, aber die Wut seiner aufgebrachten Bürger hat er damit noch nicht besänftigt.
Verfallsdatum ist gar keins
La Dernière Heure beschäftigt sich mit dem Verfallsdatum von Lebensmitteln, das die Hersteller oftmals bewusst viel zu knapp festlegen. Dadurch wirft jeder Belgier bis zu 20 Kilo Lebensmittel im Jahr unnötig weg. Die meisten Nahrungsmittel, auch Milchprodukte können noch lange nach dem angegebenen Verfallsdatum problemlos verzehrt werden. Einzige Ausnahme sind Eier und Kontaktlinsen. Diese sollten, einmal abgelaufen, nicht mehr gebraucht werden.
Wie De Standaard berichtet, hat die christliche Krankenkasse ein Tabu gebrochen und veröffentlicht erstmals eine Namensliste von Krankenhäusern, in denen man sich bei Speiseröhrenkrebs am besten nicht behandeln lässt - unter anderem wegen mangelnder Erfahrung. "Unsere Patienten haben ein Recht auf diese Information", wird ein Sprecher der Krankenkasse zitiert.
Het Laatste Nieuws warnt vor Taschendieben auf Musikfestivals. Offenbar haben es osteuropäische Banden auf Smartphones abgesehen. Bei einer Veranstaltung in den Niederlanden wurden an nur einem Abend über 200 Geräte gestohlen. Das könnte genauso gut auf den großen belgischen Sommerfestivals passieren, so die Polizei, die die Musikliebhaber zu Wachsamkeit aufruft.
Tropische Hitze
Gazet Van Antwerpen blickt auf das Wetter und die tropische Hitze, die uns in den kommenden Tagen erwartet. "30 Grad und mehr", titelt das Blatt. Am Mittwoch sind bis zu 35 Grad drin. Der Wärmerekord stammt vom Juni 1947. Damals wurden in Brüssel fast 40 Grad gemessen. Zum Ende der Woche soll es aber wieder normales, belgisches Sommerwetter geben. Temperaturen um 20 Grad und hin und wieder etwas Regen.
Archivbild: Nicolas Maeterlinck (belga)