Die Themen im Einzelnen.
"Der König teilt das Land", titelt De Morgen auf Seite eins und fasst damit eine eigene Umfrage zusammen. Die Zeitung hatte Flamen und Wallonen Fragen rund um die Rolle des Königs gestellt. Ergebnis unter anderem: 66 Prozent der Wallonen wollen den König auf jeden Fall behalten, bei den Flamen sind es nur 31 Prozent.
In seinem Kommentar zieht De Morgen einen historischen Vergleich. Vor gut 50 Jahren war die Situation genau anders: Als es Streit um Leopold den Dritten gab, waren die Sympathien umgekehrt verteilt. Die Flamen wollten Leopold auf dem Thron behalten, die Wallonen ihn davon entfernen. Lösung: Man setzte den gerade 20-jährigen Baudouin als König ein und alle waren zufrieden. Heute ist die Situation anders. Eine Krise haben wir zwar auch und sie droht mit den Wahlen im nächsten Jahr noch größer zu werden.
Auch diskutieren wir wieder darüber, ob Albert der Zweite weiter auf den Thron bleiben soll oder nicht, aber der Kronprinz ist diesmal keine Lösung. Kaum jemand traut Kronprinz Philippe das Regieren zu; genau deshalb wird König Albert jetzt auf seinen Thron festgenagelt, schreibt De Morgen.
Antworten dringend gesucht
Het Nieuwsblad macht sich Gedanken zu den jungen Belgiern, die von ihrem Kampfeinsatz im Bürgerkrieg in Syrien zurückkehren. Die Frage stellt sich: Wie sollen wir mit diesen Menschen umgehen? Es ist die gleiche Frage, die der gesamte Syrien-Konflikt aufwirft: Wie sollen wir mit ihm umgehen? Wie schwer das ist, das zeigt gerade US-Präsident Obama. Da ist eine rote Linie überschritten worden: Das syrische Regime hat Giftgas eingesetzt, doch Obama zögert, bei der militärischen Hilfe, obwohl er sie für den jetzt eingetretenen Fall versprochen hat. Auch wir zögern, was wir mit den belgischen Rückkehrern machen sollen. Klare Antworten sind schwierig. Bart De Wever hat in Antwerpen jetzt eine Antwort gegeben, mit Sicherheit eine sehr radikale, aber immerhin eine Antwort. Wir sollten uns darum bemühen, so schnell wie möglich bessere Antworten zu finden. Und das aus zwei Gründen: Erstens, um den jungen Menschen selbst zu helfen, zweitens, um uns als Gesellschaft vor möglichen Gefahren zu schützen, die von diesen Rückkehrern ausgehen kann, so Het Nieuwsblad.
Ähnlich sieht das De Standaard. Es ist bemerkenswert, dass die föderale Innenministerin Jöelle Milquet noch keinen Plan zu haben scheint, wie man mit den Rückkehrern umgehen soll. Das öffnet Tür und Tor für Politiker, die sich profilieren wollen, siehe Filip Dewinter vom Vlaams Belang oder Bart De Wever in Antwerpen. Sicher: Es ist schwer, eine Balance zu finden, zwischen der ausgestreckten Hand und der geballten Faust, mit denen wir die islamistischen Kämpfer empfangen könnten. Aber die Balance zu finden ist wichtig. Beim Arbeiten daran müssen wir auf Improvisieren und Profilierung verzichten, findet De Standaard.
Versagen der EU
Le Soir beschäftigt sich mit der angekündigten Waffenlieferung der USA an die syrischen Rebellen. Dass der Krieg jetzt diese Wendung nimmt ist eine erneute Bankrotterklärung für Europa. Die EU hat es wieder mal nicht geschafft, mit einer Stimme zu sprechen und frühzeitig Lösungen für den Konflikt zu finden.
La Libre Belgique schreibt zu dem gleichen Thema: Man darf nicht denken, dass der Krieg jetzt bald vorbei sein wird. Denn der eigentliche Gegner im Syrien-Konflikt ist der Iran. Zumindest für die USA: Je länger der Krieg dauert, und je mehr Unterstützung Syrien durch den Iran benötigt, desto schwächer wird das Regime in Teheran. Dort herrscht sowieso schon Wirtschaftskrise und vielleicht - so hofft man in den USA - könnte am Ende ja der Sturz der Machthaber in Iran stehen, schreibt La Libre Belgique.
Chlorbehandelte Hühnchen bald im Kuhlregal
Die Wirtschaftszeitung L'Echo macht sich Gedanken zu den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA. Die Franzosen und mit ihnen auch wir Belgier pochen auf unsere "exception culturelle", auf den Schutz unseres Kulturbetriebs. Doch eigentlich geht es um viel mehr: Auch andere Themen würden im Sinne der Bürger so eine Starrköpfigkeit benötigen wie die Franzosen sie bei der "exception culturelle" zeigen. Denn wenn alle Handelsschranken fallen, dann haben wir bald auch mit chlorbehandelten Hühnchen und mit Hormonen und Antibiotika vollgestopftes Fleisch in unseren Kühlregalen liegen. Auch so ein Thema muss diskutiert werden, findet L'Echo.
Auch Kritiker sollten zu Wort kommen
Das Grenz-Echo schließlich knüpft sich den Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft: Wie ein Fisch im Wasser fühlt sich Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz, wenn er über das Konzept eines "Belgien zu viert" redet. Am vergangenen Donnerstagabend war es wieder so weit: Lambertz hatte nach Eupen eingeladen, um seinen Standpunkt nochmals deutlich zu machen. Entweder die Deutschsprachige Gemeinschaft springt mit auf dem Zug, wenn er abfährt, oder aber sie dürfte über kurz oder lang "von der Landkarte verschwinden". Widerworte duldet der Ministerpräsident kaum. Das ist schade. Es wäre im Sinne der Debatte, wenn mehr Kritiker zu Worte kämen, meint das Grenz-Echo.