"US-Botschafter Howard Gutman im Mittelpunkt eines Sex-Skandals", titelt Het Nieuwsblad. Auch La Dernière Heure hat den wohl populärsten Diplomaten in Belgien auf Seite eins. De Morgen schreibt: "Botschafter Gutman ist erbost und traurig und weist alle Vorwürfe zurück".
Eine ehemalige US-Agentin wirft dem Diplomaten vor, regelmäßig seinen Personenschutz abgeschüttelt zu haben, um sich sexuelle Wünsche von Prostituierten und auch Minderjährigen erfüllen zu lassen. Seinen "Aktivitäten" soll Gutman in einem Brüsseler Park nachgegangen sein. Das steht in einem jetzt veröffentlichten Bericht aus dem Jahr 2011. Das US-Außenministerium soll die Affäre um Gutman sowie sieben weitere Sex- und Drogenfälle von Diplomaten unter den Teppich gekehrt haben. Der amerikanische Botschafter in Belgien sei zwar zur Befragung nach Washington beordert, jedoch im Amt belassen worden.
Wie Het Laatste Nieuws berichtet, wird den US-Behörden und Ex-Außenministerin Hillary Clinton vorgeworfen, die Untersuchungen vertuscht zu haben. Die Zeitung schreibt weiter: Howard Gutman war seit 2009 Botschafter in Belgien und hat dazu beigetragen, das USA-Bild nach der Bush-Ära hierzulande wieder aufzupolieren. Er hat alle 589 Gemeinden des Landes besucht und ist deshalb besonders bekannt und beliebt. Für Het Laatste Nieuws steht die Affäre vielleicht im Zusammenhang mit der möglichen Kandidatur von Hillary Clinton für die Präsidentschaft 2016. Die Enthüllungen könnten auf das Konto ihrer politischen Gegner gehen, die ihr damit schon frühzeitig schaden wollen.
Erdogan droht Demonstranten
De Standaard titelt: "Krieg in Istanbul". Mit Härte ist die türkische Polizei gegen Demonstranten vorgegangen. Unter dem Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern hat sie den Taksim-Platz geräumt.
Auch De Morgen widmet dem Thema seine Titelseite und zitiert den türkischen Premierminister Recep Tayyip Erdogan mit den Worten: "Ich dulde keine Demonstranten mehr". Das Blatt bemerkt: Angeführt wird der Protest durch die aufstrebende Mittelschicht, die jetzt, wo sie die wirtschaftliche Freiheit entdeckt hat, auch ihren neuen Lebensstil und die politische Offenheit festigen will. Erdogans Problem sind nicht seine konservativen Ideen, sondern, dass er den Konservatismus seinen Landsleuten aufzwingt. Etwa die eingeschränkte Rolle der Frau, das fehlende Mitspracherecht und das verschärfte Alkoholverbot. Der türkische Premierminister hat zwar den Krieg auf der Straße vorübergehend gewonnen, aber ob er damit auch die moderne Dynamik in seinem Land blockieren kann, bezweifelt De Morgen und nennt Erdogan einen "alt gewordenen Mann".
Offshore-Leaks: Hintermänner werden enttarnt
Le Soir meldet, dass es noch vor dem nächsten G8-Gipfel kommende Woche neue Enthüllungen in der Offshore-Leaks-Affäre geben wird. Das internationale Journalisten-Netzwerk, darunter die Brüsseler Zeitung, hatten im April über 100.000 Steuerbetrüger enttarnt. Die Millionen Dokumente wurden ein zweites Mal analysiert. Jetzt sollen die Hintermänner enttarnt werden, diejenigen, die von den Offshore-Konten und Briefkastenfirmen in den Steuerparadiesen profitieren.
L'Echo titelt: "50.000 Arbeitsplätze im Baugewerbe gefährdet". Hintergrund sind die Auftragsflaute und die mögliche Anpassung der Arbeiter an die Angestelltenrechte. Durch die deutlich längere Kündigungsfrist wird eine Entlassung bis zu 15 Mal teurer, warnt ein Sprecher der Vereinigung des Bausektors. Die Unternehmen würden in Zukunft auf Zeitverträge und Arbeiter aus anderen europäischen Ländern zurückgreifen.
De Standaard berichtet, dass bis zum Ende des Jahres eine Meldestelle für Sozialbetrug in Belgien eingerichtet wird. Dort können, auch anonym, Hinweise gegeben werden. Initiiert wurde die Maßnahme vom Ermittlungsdienst der Belgischen Sozialbehörden, dem SIRS. Als Vorbild gelten die Niederlande, wo Betrugsfälle seit längerem gemeldet werden können. Für Kritik sorgt vor allem, dass die Klagen auch anonym sein können. Das Blatt fordert einen ethischen Kodex, um zu vermeiden, dass man einen Ex-Partner, Nachbarn oder Kollegen zu Unrecht verpfeift.
Dewinter zu Gast bei Assad
Die Zeitung meldet auch, dass Vlaams Belang-Spitzenpolitiker Filip Dewinter sich derzeit in Syrien aufhält. Der rechtsextreme Politiker will sich nach eigener Aussage objektiv über die Lage im Land informieren. Dewinter ist auf Einladung des syrischen Parlaments nach Damaskus gereist. Wie De Standaard schreibt, wird der Besuch größtenteils durch das Assad-Regime bezahlt. In einem kurzen Interview erklärt er: Die europäischen Islamisten werden zurzeit in Syrien ausgebildet und werden morgen in ihrer Heimat Anschläge verüben. Schätzungsweise 80 Kämpfer aus Belgien halten sich derzeit in Syrien auf.
Het Laatste Nieuws berichtet, dass ab kommendem Jahr das so genannte Reißverschlussverfahren auf Belgiens Straßen gilt. Die Regierung bereitet ein entsprechendes Gesetz vor. Wenn die Fahrbahnen reduziert werden, müssen sich Autofahrer, wie in Deutschland und Österrreich üblich, an einer Engstelle abwechselnd einordnen. Das hält den Verkehr auf beiden Spuren flüssig. Wer sich nicht daran hält, riskiert ein Bußgeld von 110 Euro.
Foto: Bulent Kilic (afp)