Das ganze Land ist sauer auf den Freizeitpark Walibi", titelt Het Nieuwsblad. "Wer mehr zahlt, mahlt zuerst", fasst das Grenz-Echo die Polemik zusammen. Belgiens bekanntester Freizeitpark hat einen sogenannten "Speedy-Pass" eingeführt. Wer zusätzlich zum Eintritt pro Person 35 Euro zahlt, erspart sich das lästige Warten.
Het Laatste Nieuws hat ausgerechnet: Eine vierköpfige Familie muss für den Freifahrtschein fast 300 Euro auf den Tisch legen. Die Empörung ist groß: Philippe Courard, der Staatssekretär für Familien, spricht von einer "asozialen Maßnahme". Der Speedy-Pass schaffe eine Zweiklassengesellschaft an der Achterbahn. Walibi lässt die Kritik kalt - der Speedy-Pass bleibt. Man habe lediglich einen zusätzlichen Service für einige Besucher geschaffen, erklärt ein Sprecher des Freizeitparks bei Wavre in Wallonisch-Brabant.
Teurer Spaß
Laut Het Laatste Nieuws hat die amerikanische Disneyland-Kette die teuren Freifahrscheine als erstes eingeführt, und zwar vor knapp 15 Jahren. Auch im deutschen Phantasialand bei Köln und im spanischen Portaventura kann man gegen Bezahlung an den Warteschlangen vorbei. Het Nieuwsblad meint: Der Fall Walibi führt uns vor Augen, dass die Ungerechtigkeit zwischen reich und arm zunimmt. Wir leben längst in einer Zweiklassengesellschaft. Doch seien wir ehrlich: In dieser Debatte ist die Walibi-Geschichte nur ein kleines Detail.
Viele Zeitungen befassen sich mit dem neuen gemeinschaftspolitischen Kurs der flämischen Liberalen. OpenVLD-Vorsitzende Gwendolyne Rutten hatte am Wochenende für die Abkehr vom "Konföderalismus" plädiert und geht damit deutlich auf Distanz zur nationalistischen N-VA. Het Laatste Nieuws gibt ihr Recht: Belgien braucht nach der Wahl im kommenden Jahr keine zusätzliche Staatsreform und eine Neuauflage der politischen Krise von 2010. Viel wichtiger sind wirtschaftliche und soziale Reformen.
Het Belang van Limburg meint: Für die Wähler ist die Neu-Positionierung ein Zugewinn. Sie können sich jetzt für das eine oder andere Modell entscheiden.
L'Avenir hält fest: Umsonst gibt es die positive Entwicklung bei der OpenVLD aber nicht. Im Gegenzug wollen die flämischen Liberalen den Föderalismus zu Ende und Zusagen an die Französischsprachigen überdenken. Etwa soll die Parität in der Föderalregierung abgeschafft werden. Derzeit besteht das Kabinett aus der gleichen Anzahl Minister aus dem Norden wie dem Süden des Landes.
Gazet Van Antwerpen bemerkt: Frau Rutten träumt. Die Frankophonen wird man nie zu so einem Schritt bewegen können. Gleichzeitig träumt aber auch Bart De Wever. Eine weitere Staatsreform im kommenden Jahr ist so gut wie undenkbar.
Kompliziertes Kindergeld
La Libre Belgique blickt auf die aktuelle Staatsreform. In dieser Woche wollen die acht Parteien das neue Finanzierungsgesetz verabschieden. Zugleich werfen die Veränderungen ihre Schatten voraus. Es wird sich einiges ändern in unserem Alltag, meint das Blatt. Etwa beim Kindergeld, das künftig nicht mehr vom Staat, sondern von den Gemeinschaften gezahlt wird. Was passiert, wenn die Eltern sich scheiden lassen, und die Mutter in die Wallonie zieht, während der Vater in Flandern wohnt? Künftig wird die Gemeinschaft zahlen müssen, in der das Kind seinen offiziellen Wohnsitz hat, erklärt die Zeitung und führt weitere Beispiele an, etwa bei der Gesundheitsvorsorge oder dem Arbeitsmarkt.
Le Soir beschäftigt sich mit den Spannungen zwischen Brüssel und Flandern bezüglich des neuen Fußballstadions. Das soll auf einem Grundstück der Stadt Brüssel gebaut werden, das allerdings im flämischen Grimbergen liegt. Der flämische Ministerpräsident Kris Peeters fordert im Gegenzug eine Einigung beim Bau des umstrittenen Einkaufszentrums in Machelen, an der Grenze zur Hauptstadtregion. Die Zeitung glaubt, dass alles auf das altbekannte Prinzip hinausläuft: Eine Hand wäscht die andere… Unklar ist auch, ob es in dem neuen Fußballstadion eine Aschebahn geben wird, die Organisatoren der Leichtathletikwettbewerbs Memorial Van Damme drängen darauf.
Wie De Standaard berichtet, haben noch nie so viele Belgier ihre Autoversicherung nicht gezahlt. Auf der "schwarzen Liste" der Versicherer stehen derzeit 200.000 Landsleute.
Bierbrauer sauer auf Frankreich
L'Echo schreibt auf Seite eins, dass die belgischen Bierbrauer gegen die Steuererhöhung von 160 Prozent in Frankreich klagen. Dem Protest bei der EU-Kommission werden sich auch niederländische und dänische Brauer anschließen. Belgien exportiert ein Drittel seiner Biere nach Frankreich.
La Dernière Heure blickt auf das Geburtstagskind des Tages: Königin Fabiola wird heute 85. Mit ihren Stiftungen hat die Königin in den letzten Monaten für Ärger gesorgt. Die gebürtige Spanierin beschreibt die Zeitung aber auch als humorvoll und sprachenbegabt, als Musikliebhaberin und als Autorin von Kindermärchen.
Bild: Walibi