"Völlig aus dem Häuschen", titelt Het Nieuwsblad. "Brasilien, wir kommen!" lautet die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. "Ganz Belgien tanzt Samba", schreibt La Libre Belgique. Die Roten Teufel haben es auf ausnahmslos alle Titelseiten geschafft. Die Fußballnationalmannschaft hat am Freitagabend gegen Serbien gewonnen, mit 2:1 im ausverkauften König Baudouin-Stadion in Brüssel. Weil Konkurrent Kroatien zuhause unerwartet gegen Schottland verloren hat, ist Belgien jetzt alleiniger Tabellenführer mit drei Punkten Vorsprung für die Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Brasilien.
"Ein teuflisch guter Abend", titelt La Dernière Heure auf Seite eins. Mit insgesamt 19 Zählern ist den Roten Teufeln in der Gruppe mindestens Platz zwei sicher. Die WM in Brasilien rückt damit ein großes Stück näher. "Danke Schottland" ist auf der Titelseite von Le Soir zu lesen. Der Sieg der Schotten hat den Belgiern ermöglicht, ihren Vorsprung auszubauen.
Auf nach Brasilien?
Für fast alle Zeitungen war Mittelfeldspieler Kevin De Bruyne am Freitag der beste Mann auf dem Platz. Er machte in der 13. Spielminute nicht nur das erste Tor, auch ein Großteil der Kreativität der Roten Teufel ging am Freitag auf sein Konto, findet La Dernière Heure. In den höchsten Tönen gelobt wird Torwart Thibaut Courtois, der am Freitag wieder mit ein paar Glanzparaden aufwartete. Er hat das Zeug zum besten Keeper der Welt, meint Het Laatste Nieuws.
Neben der sportlichen Berichterstattung widmen die Blätter den Fans der Roten Teufel viel Aufmerksamkeit. "Unglaubliches Volksfest", so beschreibt Het Nieuwsblad die Stimmung im Stadion. Die knapp 46.000 Anhänger der Nationalmannschaft waren nicht zu überhören, fieberten ausgelassen mit. Brüssel war am Freitag wie Rio de Janeiro - nur in Schwarz-Gelb-Rot. Unter den Zuschauern waren auch König Albert, Königin Paola, Prinzessin Mathilde und ihr Sohn Gabriel.
Wie L'Echo auf Seite eins berichtet, hat Kronprinz Philippe die Partie in einer Bar in San Francisco verfolgt. Er führte dort eine Handelsmission von belgischen Unternehmern an. Die USA-Reise verbucht der Prinz im Gespräch mit der Zeitung als vollen Erfolg. Belgien habe sich auf der Suche nach ausländischen Investoren gut vermarkten können. Zu den Abdankungsgerüchten um König Albert sagte er nichts - nur so viel: Er bereite sich mit Begeisterung auf seine künftige Rolle vor.
La Libre Belgique fügt hinzu, dass sie während der Handelsmission einen völlig entspannten, humorvollen und kontaktfreudigen Philippe kennen gelernt hat.
Belgische Syrienkämpfer begehen Kriegsverbrechen
Einem ganz anderen Thema widmet sich De Morgen auf seiner Titelseite: "Belgische Syrienkämpfer begehen Kriegsverbrechen", so die Schlagzeile. Aus abgehörten Gesprächen des Staatsschutzes geht hervor, dass junge Islamisten aus Belgien in Syrien an Enthauptungen beteiligt waren. Im Internet ist am Freitag außerdem ein Film aufgetaucht, der eine solch grausame Tötung zeigt. Neben Arabisch sprechen die mutmaßlichen Täter Flämisch und Französisch. Das Blatt spricht von barbarischen Taten. Die föderale Staatsanwaltschaft ermittelt.
Het Nieuwsblad fügt hinzu: Entwurzelt waren diese junge Extremisten schon bei uns, ihre Menschlichkeit ist in Syrien definitiv gefallen. Auf die besorgniserregende Frage: Was passiert mit diesen Menschen, sollten sie eines Tages nach Europa zurückkehren, brauchen wir dringend eine Antwort.
Geheimdienst liest Hotmail
De Standaard titelt: "Obamas Spione lesen unsere E-Mails". Der US-Geheimdienst NSA könne weltweit ungehindert in Hotmail-, Google- oder Facebook-Konten herumschnüffeln. Neun Internetfirmen, darunter Microsoft, Yahoo, Google und Apple, wird vorgeworfen, es den amerikanischen Geheimdienstmitarbeitern im Kampf gegen den Terrorismus durch Zugänge zu Servern leicht gemacht zu haben, an private E-Mails, Fotos oder Videos zu gelangen. Die EU und Belgien treten gegen den Einbruch in die Privatsphäre nicht auf, bedauert Belgiens oberster Datenschützer, Willem Debeuckelaere. Ironisches Fazit der Zeitung: Wer noch kein Terrorist ist, kann immer noch einer werden".
In Le Soir schlägt Gérard Mestrallet, der Big Boss von Energieriese GDF Suez, Alarm: "Electrabel ist keine Melkkuh mehr", erklärt er auf Seite eins. Die Atomabgabe von mehr als 500 Millionen Euro ist nicht mehr tragbar, so der Chef des Electrabel Mutterkonzerns. Der Energiekonzern hat in Belgien Hunderttausende Kunden verloren.
Vorsicht, Stau!
Het Laatste Nieuws blickt auf das erste sommerliche Wochenende des Jahres. Entspannen im Garten, grillen, ein Besuch im Freibad oder ein kühles Getränk auf der Terrasse: Das sind äußerst gute Aussichten für die kommenden Tage. Aber Vorsicht: Wer mit dem Auto an die Küste will, sollte sich auf lange Staus einstellen.
Bild: Bruno Fahy (belga)