"Peeters kämpft um die flämische Regierung", titelt De Morgen. "Peeters und De Wever Auge in Auge", so De Standaard. "De Wever geißelt die Regierung Peeters", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins.
Der Streit in der flämischen Regierung um die Schulreform hält die flämischen Zeitungen in Atem. Trotz langer Krisensitzungen am Wochenende hat es bislang keine Einigung gegeben.
Die Parteien streiten vor allem darum, ob die Schüler in der Sekundarstufe künftig zwei Jahre länger als bisher zusammen lernen sollen. Die Sozialisten und die Christdemokraten von Regierungschef Kris Peeters wollen das, die nationalistische N-VA von Bart De Wever will das auf keinen Fall.
Streit auf Rücken der Kinder
Ihre Standpunkte haben die Parteiführer am Sonntag auch in TV-Sendungen bekräftigt. De Morgen verurteilt das scharf: "Denkt denn keiner an die Kinder?" Sich in ein Fernsehstudio zu setzen und seine Meinung öffentlich über dem Bildschirm zu verbreiten, ist keine gute Verhandlungsmethode. De Wever und Peeters können es trotzdem nicht lassen. Dass das Thema Schulbildung als Wahlkampfthema missbraucht wird, auf dem Rücken unserer Kinder, ist einfach unverschämt, kritisiert De Morgen.
De Standaard meint: Egal, was am Ende herauskommen wird, der größte Verlierer ist schon jetzt die politische Klasse in Flandern. Das Management des Streits ist eine Katastrophe. Verwundern muss das nicht, denn ein stärker ideologisch aufgeladenes Thema als das Bildungswesen ist kaum denkbar. Es geht - mit einiger Übertreibung - um die Zukunft unserer Kinder.
Peeters muss jetzt mit vernünftigen Vorschlägen kommen, will er nicht in die flämische Geschichte eingehen als erster Regierungschef, der seine Regierungskoalition nicht bis zum Ende der Amtszeit zusammengehalten hat, schreibt De Standaard.
Het Nieuwsblad meint: Es war ein Fehler, das Thema "Schulreform" erst so spät anzupacken. Der Streit kommt jetzt zu einem ungünstigen Zeitpunkt für Kris Peeters. Ein Jahr vor den Wahlen droht sein Bild als Politiker, der die Angelegenheiten Flanderns selbst regelt, großen Schaden zu nehmen, so Het Nieuwsblad.
Türkischer Frühling?
Zu den Protesten in der Türkei schreibt La Libre Belgique: Die Gruppe der Aufständischen ist bunt gemischt, doch zwei Worte erschallen in ihrem Protest immer wieder: Freiheit und Unabhängigkeit. Sie sind Ausdruck einer Unzufriedenheit verschiedener Gruppen gegenüber der schleichenden Islamisierung des Landes.
Denn das geschieht unter Regierungschef Erdogan. Beispiel: Das Gesetz von vor einem Jahr, das Schülern erlaubt, die Schule schon mit 14 oder 15 Jahren zu verlassen und zuhause weiter zu lernen. Mädchen könnten dadurch leichter gegen ihren Willen zur Heirat gezwungen werden, noch bevor sie volljährig sind, glauben Kritiker.
Die Partei von Erdogan besitzt eine Mehrheit, Erdogan selbst wurde dreimal zum Regierungschef gewählt. Alles in Ordnung also. Aber vielleicht stößt die "Methode Erdogan" mit ihren oft unerklärten und willkürlich erscheinenden Entscheidungen jetzt an ihre Grenzen, meint La Libre Belgique.
Anders sieht das Le Soir: Der "arabische Frühling" und das, was jetzt in der Türkei passiert, sind nicht miteinander zu vergleichen. Erdogan ist kein Despot. Er hat viel Gutes für die Türkei getan. Das Land ist eine aufstrebende Wirtschaftsmacht, ein politisches Schwergewicht in der Region und auch in Fragen der Menschenrechte gibt es Fortschritte.
Diese Tendenzen gilt es, weiter zu unterstützen, so Le Soir. Europa würde davon profitieren. Besser, als auf einen Erfolg der Aufständischen zu hoffen, wäre es, die Türkei enger an Europa zu binden. Den Beitrittsverhandlungen zur EU muss neues Leben eingehaucht werden, fordert das Brüsseler Blatt.
Ein Umwelt-Auto für Genk?
Het Belang Van Limburg berichtet, dass es eine Zukunft für die Autoproduktion auf dem Ford-Gelände in Genk geben könnte. Nach der Schließung des Werks 2014 will dort eine Investmentgruppe ein eigenes, umweltfreundliches Auto entwickeln. Dazu kommentiert das Blatt: Die Sozialpläne bei Ford und den Zulieferbetrieben sind unterschrieben. Es ist gut, dass man sich jetzt Gedanken um die Zukunft macht.
Das Projekt der Investmentgruppe Minerva hört sich verlockend an: Weiter Autos in Genk bauen, das wäre prima. Aber auch die Unsicherheit ist groß. Über die Investmentgruppe ist kaum etwas bekannt, und für spekulative Geschäfte, unterstützt mit öffentlichen Geldern, ist Genk einfach zu schade, findet Het Belang Van Limburg.
Fan-Tag bei den Roten Teufeln
La Dernière Heure schreibt zum Tag der offenen Tür der belgischen Fußballnationalmannschaft am Sonntag in Brüssel, bei dem 20.000 Fans anwesend waren: Vom Fußball kann die Politik lernen. Der belgische Fußballverband hat es geschafft, Emotionen rund um die Roten Teufel zu wecken. Wo Leidenschaft ist, steht man zusammen. Da herrscht Einheit. Was man braucht, ist der Wille zur Leidenschaft. Den möchten wir unseren Politikern wünschen.
kw - Bild: Virginie Lefour (belga)