"Di Rupos private E-Mail-Adresse geknackt", schreibt De Morgen auf seiner Titelseite. Bei der Zeitung ist ein anonymer Brief mit einer CD-Rom eingegangen. Darauf gespeichert sind hunderte E-Mails von Premierminister Elio Di Rupo. Es geht um ein privates Konto vom Anbieter Skynet, das Di Rupo zwischen 2004 und 2008 gebrauchte, in der Zeit, als er Vorsitzender der französischsprachigen Sozialisten und wallonischer Ministerpräsident war. "Ich bin schockiert, dass ein Hacker in meine Privatsphäre eingedrungen ist", reagiert Di Rupo entsetzt in der Zeitung.
Wer hinter dem Angriff steckt, ist unklar. Ebenso, ob die Hacker einen politischen Hintergrund haben. Weil es sich ausschließlich um private Korrespondenz handelt, veröffentlicht De Morgen den Inhalt der zugespielten Mails nicht. Wohl aber stellt das Blatt die Frage nach der Sicherheit im Internet. Niemand ist gegen solch einen Eingriff gefeit, selbst der Regierungschef nicht, trotz Antiviren-Programmen und Firewalls. Die Zeitung gibt einige Tipps, um seine Daten im Netz besser zu schützen. So sollte man für jedes Konto ein anderes Passwort gebrauchen und das sollte so kompliziert wie möglich sein: mit Zahlen, Buchstaben, Groß-und Kleinschreibung.
Fabiola sorgt wieder für Ärger
Der Regierungschef sorgt heute noch in anderen Zeitungen für Schlagzeilen. "Di Rupo schon wieder sauer auf Königin Fabiola", titelt Het Nieuwsblad. Nach der Saga um ihre Stiftung, sorgt die 85-Jährige jetzt mit ihrer Villa im spanischen Motril an der Costa del Sol erneut für Ärger. Das Anwesen soll an eine spanische Stiftung übergehen.
Der Regierungschef hat jetzt den belgischen Botschafter in Madrid damit beauftragt, zu untersuchen, ob Fabiola damit die Erbschaftssteuer umgehen will. "In diesen extrem schwierigen Krisenzeiten haben wir wirklich Besseres zu tun, als uns ständig Sorgen um Fabiola zu machen", erklärte Di Rupo am Donnerstag im Parlament. Die Villa Astrida war das Ferienhaus des ehemaligen Königspaares. Baudouin starb dort vor fast 20 Jahren.
Regierung vs. N-VA
Wie Het Laatste Nieuws berichtet, hat der Regierungschef am Donnerstag in der Kammer auch die N-VA angegriffen. Die flämischen Nationalisten seien mitverantwortlich für die momentane schwierige finanzielle Situation des Landes. Bart De Wever habe Belgien ein ganzes Jahr blockiert, so der kämpferische Premier. Davor hatten Abgeordnete der N-VA die Haushaltspolitik der Regierung scharf kritisiert.
Diese gegenseitigen Beschuldigungen sind genau das, was wir jetzt nicht brauchen, gibt Gazet Van Antwerpen zu bedenken. Auch Het Belang Van Limburg fordert Reformen für den Arbeitsmarkt, die Lohnkosten und die Renten - statt dem ewigen Hau-den-Lukas-Geplänkel.
Ordnungsstrafen: Kammer gibt grünes Licht
Le Soir blickt zurück auf die Abstimmung im Parlament vom Donnerstag über die Verschärfung der Ordnungsstrafen. Wie erwartet, hat eine große Mehrheit bestehend aus den Koalitionsparteien und der N-VA für die Gesetzesänderung gestimmt. Nur die Grünen und die FDF waren dagegen. Die Debatte hat allerdings gezeigt, wie umstritten und kompliziert das Thema ist. Während mehr als vier Stunden haben die Abgeordneten über Sinn und Zweck strengerer Ordnungsstrafen heftig und kontrovers gestritten. Die Gegner kritisieren, dass die Gewaltenteilung nicht eingehalten wird und, dass die Kommune zu einer Art Ersatz-Justiz mutiert. Auch das Mindestalter für die Strafen von jetzt 14 Jahren wird als völlig falsch kritisiert.
La Libre Belgique bemerkt: Die Regierung will dem Gefühl der Straflosigkeit entgegenwirken, indem jetzt auch kleine Vergehen wie Ruhestörung, Belästigung und Vandalismus bestraft werden können.
Le Soir meint: Da, wo die Justiz ihrer Arbeit nicht nachkommt, müssen jetzt die Städte und Gemeinden ran. Allerdings ohne Garantien, dass dort auch sachlich, unbefangen und unparteiisch geurteilt wird. L'Avenir fügt hinzu, dass in erster Linie die Eltern eine Verantwortung tragen für ihre Kinder, die Graffiti auf die Wand sprühen, Menschen beleidigen, Gegenstände beschädigen oder auf den Boden spucken.
Unterrichtsreform: Streitthema in Flandern
De Standaard befasst sich mit der Reform des Unterrichtswesens, die in Flandern innerhalb der Regierungskoalition für Ärger sorgt. Die Sozialisten wollen die Schüler, ähnlich wie in den skandinavischen Ländern, länger zusammen lernen lassen und nicht schon nach dem sechsten Schuljahr zwischen allgemeinem und berufsbildendem Unterricht unterscheiden. Die N-VA ist aber strikt gegen eine solche Reform. Der christdemokratische Ministerpräsident Kris Peeters versucht seit Monaten zwischen beiden Lagern zu verhandeln.
Het Nieuwsblad findet: Die Streitigkeiten sind beschämend für eine flämische Regierung, die ständig mit erhobenem Zeigefinger der Föderalregierung zu verstehen gibt, wie gut sie doch funktioniert und wie tatkräftig sie ist. Aber an allererster Stelle ist dieser Streit ein unnötiger Zeitverlust für alle flämischen Schüler und Lehrer.
"Eupener Schüler entgehen einer Katastrophe", schreibt das Grenz-Echo. Auf dem Weg zu einem Ausflug konnten die 64 Schüler und ihre Begleiter auf einer Autobahn in Deutschland in letzter Minute ihren Bus verlassen. Wenige Augenblicke später stand das gesamte Fahrzeug wegen eines Motorschadens in Brand.
Archivbild: Benoit Doppagne (belga)