"London trauert um ermordeten Soldaten", schreibt De Morgen auf Seite eins. Die Zeitungen greifen erneut die Attacke von zwei Islamisten auf einen britischen Soldaten am vergangenen Mittwoch in London auf. Am helllichten Tag und auf offener Straße wurde der Mann ermordet, die Täter ließen sich danach filmen.
Le Soir schreibt dazu: Das ist nach Bin Laden und den Al-Kaida-Führern aus dem Irak die dritte Generation der islamistischen Terroristen. Es ist die so genannte "Generation Nike", die den Slogan der Sportfirma aufgreift: "Just do it" - zu Deutsch: "Tu's einfach".
Diese Generation hat nicht unbedingt Ausbildungscamps in Afghanistan besucht, sondern hat sich alles selbst beigebracht - vor dem Computer: Es ist eine Generation, die sich aufregt über das, was in der Welt passiert. Sie ist frustriert darüber, wie die Moslems in der Welt behandelt werden. Das ist natürlich ihr Recht. Doch einen Mord rechtfertigt das nicht. Schwierig wird es allerdings für Polizei und Gesellschaft, solche Taten künftig zu verhindern, denn die Angehörigen der dritten Generation fallen in der Regel erst dann auf, wenn sie zur Tat schreiten, kommentiert Le Soir.
Radikalisierte "Nike-Generation"
La Libre Belgique ihrerseits findet: Das Problem bei dem Mord ist, dass die Attentäter nicht aus den Ländern kommen, für die sie den Mord begangen haben. Sie sind in Großbritannien aufgewachsen und haben sich dort radikalisiert. Das konnte geschehen, weil Meinungsfreiheit in Großbritannien groß geschrieben wird. Deshalb können auch radikale Islamisten ihren Fanatismus predigen. Jetzt sieht man, welche Folgen dieser allzu liberale Umgang mit der Meinungsfreiheit hat, schreibt La Libre Belgique.
L'Echo beschäftigt sich mit dem Kurseinbruch an der Börse in Tokio. Sie hatte gestern um gut sieben Prozent nachgegeben und damit eine weltweite Kettenreaktion ausgelöst: Das ist nichts Außergewöhnliches, findet die Wirtschaftszeitung. Denn die hohen Börsenwerte entsprechen nicht den realen Werten. Der Wirtschaft geht es nicht so gut, wie es die Aktienwerte darstellen. Diese sind gepusht durch die Geldpolitik der großen Wirtschaftsmächte. Gegen die Krise wurde Liquidität gesetzt. Eine Hilfskonstruktion, die früher oder später zusammenbrechen muss. Tokio gestern war ein Beispiel dafür, was wir künftig wahrscheinlich noch öfter erleben werden, prophezeit L'Echo.
Von Headhuntern und Parteibüchern
Het Nieuwsblad greift eine Debatte gestern in der Kammer auf. Dort ging es um die Besetzung von Führungspositionen in Staatsbetrieben. Die Regierung hat jetzt Headhunter damit beauftragt, geeignete Personen zu finden. Von den Oppositionsparteien gab es dafür gestern heftige Kritik.
Het Nieuwsblad findet die Kritik gerechtfertigt: Es ist schon unverschämt, was für ein Theater die Regierungsparteien dort aufführen. Längst ist doch klar, und seit Jahrzehnten ist das so üblich, dass die Chefposten in Staatsbetrieben nicht aufgrund von Fachwissen und Eignung besetzt werden, sondern aufgrund von Parteibüchern.
Anstatt sich offen dazu zu bekennen oder auch nur Selor, das Rekrutierungsbüro für staatliche Einrichtungen zu bemühen, wird jetzt Geld für Headhunter ausgegeben. Nur um den Schein der Neutralität zu wahren. Wie gesagt, das ist lächerlich, und das Beste, was die Headhunter jetzt tun könnten, wäre, auf diesen Job zu verzichten, regt sich Het Nieuwsblad auf.
Ein anderes Thema aus der Kammersitzung nimmt sich L'Avenir zur Brust: Weniger arbeiten. Dieser Vorschlag wurde gestern in der Kammer gemacht. Und zwar sollen die Mitarbeiter des öffentlichen Gesundheitswesens freiwillig ihr Arbeitspensum verringern, einfach nur um Geld zu sparen. Sicher: Im Gesundheitssektor muss gespart werden. Und er bietet viele Ansätze: Zum Beispiel könnte man weniger röntgen, denn das ist teuer und schadet zudem der Gesundheit. Doch Nein, man kürzt bei der Arbeitszeit und damit den Gehältern. Das ist unmotivierend für Leute, die ihren Beruf ernst nehmen. Die Maßnahme, dann auch noch als "solidarisch" zu bezeichnen, ist unverschämt, denn sie macht jedem ein schlechtes Gewissen, der sich dem Programm nicht anschließt. Weniger arbeiten um Arbeitsplätze zu erhalten? Wir haben schon von Maßnahmen gehört, die ehrgeiziger waren, schreibt L'Avenir.
Arme Kinder
"Jedes zehnte neugeborene Kind in Flandern kommt aus einer armen Familie", schreibt De Morgen auf Seite eins. Und das ist eine Rekordzahl für die vergangenen Jahre, in denen die Zahl stetig gestiegen ist. Kommentierend meint dazu Het Laatste Nieuws: Der Befund ist ein Armutszeugnis. Zwar sagt uns die Regierung sowohl in Flandern als auch auf föderaler Ebene: Der Kampf gegen Armut kostet viel Geld - und das haben wir nicht! Und so passiert nichts.
Zehn Prozent der Flamen bleiben arm, Jahr für Jahr. Und das in einem Land, das die hohen Steuern gerade noch mal erhöht. In einem Land mit sozialer Sicherheit und einem Gesundheitssystem, das weltweit seinesgleichen sucht. Kurz: In einem Land, das auf dem Papier solidarisch erscheint, es in der Praxis aber nicht ist. Wie kann das sein, warum tun wir nichts dagegen? fragt Het Laatste Nieuws.
Bild: Carl Court (afp)