"Terroristen stechen auf offener Straße einen Soldaten ab", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Ein Mann ermordet einen Soldaten und redet danach in eine Kamera", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. De Standaard findet nur ein Wort: "Barbaren".
In London ist gestern ein Armeeangehöriger, der Zivilkleidung trug, auf offener Straße getötet worden. Die drei Täter benutzen Messer und Macheten. "Sie wollten ihr Opfer enthaupten", schreibt La Dernière Heure. Einer der Täter hat sich gleich nach der Tat vor die Kamera von einem Passanten gestellt, der die Szene gefilmt hat; der Mann versucht dabei, seine Tat zu erklären. "Der Täter entschuldigt sich quasi für die blutige Schlachterei", so Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite. Le Soir spricht von einer "makabren Inszenierung fanatischer Islamisten".
Der Ikarus von Zulte Waregem
Viele Zeitungen beschäftigen sich auch heute mit dem Sturm im Wasserglas, der gestern einen Moment lang den belgischen Fußball durcheinander gewirbelt hatte. Die Aufregung wurde durch eine Pressemeldung verursacht, wonach Fußball-Vizelandesmeister Zulte Waregem nach Antwerpen umziehen und sich dort ansiedeln würde. Der Manager und Geldgeber von Zulte Waregem, Patrick Decuyper, und auch der Antwerpener Bürgermeister Bart De Wever dementierten aber die Information: Die angeblichen Umzugspläne habe es nie gegeben.
Das allerdings wollen die Zeitungen nicht so wirklich glauben. "Decuyper hat sich nicht mehr getraut", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. "Die ehrgeizigen Pläne fielen dem Volksprotest zum Opfer", so formuliert es Het Nieuwsblad. De Morgen nennt Decuyper den "Ikarus von Zulte Waregem".
Auch der Antwerpener Bürgermeister Bart De Wever spielte eine Rolle in dieser Geschichte. Ihm ist daran gelegen, dass Antwerpen nach dem Bankrott von Beerschot einen neuen Spitzenverein bekommt. "Der Plan von De Wever und Decuyper verläuft im Sande", titelt Het Nieuwsblad. Laut Gazet Van Antwerpen ist die Sache aber noch nicht vorbei: "De Wever glaubt noch in einen Antwerpener Erstligisten", schreibt das Blatt auf Seite eins.
De Wever doch kein Zauberer?
Doch ist jetzt Plan B angesagt, glaubt Gazet Van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Antwerpen in kürzester Zeit einen neuen Spitzenclub zu bescheren, das jedenfalls kann De Wever vergessen. Gestern haben wir einen ausgedehnten Rundgang durch ein Luftschloss präsentiert bekommen. Doch ist das Soufflé ineinander gefallen. Man darf die guten Absichten von De Wever nicht in Zweifel ziehen. Möglicherweise ist er ja nur der für den Fußball so typischen Prahlerei auf den Leim gegangen.
"Überraschung!", meint ironisch Het Nieuwsblad. Bart De Wever kann doch nicht zaubern. Wir neigen anscheinend dazu, von unseren jeweils populärsten Politikern Wunder zu erwarten. Wenn sich das als Illusion erweist, und wir unseren Glauben verlieren, dann machen wir uns auf die Suche nach einem neuen potentiellen Heilsbringer. Es ist übrigens durchaus legitim, dass De Wever versucht, den Antwerpener Fußball zu beleben. Dabei darf man aber nicht vergessen: Fußball bleibt letztlich die wichtigste Nebensache der Welt.
Auch Het Laatste Nieuws kann verstehen, dass Bart De Wever Antwerpen wieder auf der fußballerischen Landkarte platzieren will. Ein Bürgermeister kann aber nicht selbst einen Fußballklub auf die Beine stellen; er kann höchstens Leute zusammenbringen. Der entscheidende Impuls muss aber vom Terrain, aus der Antwerpener Gemeinschaft kommen.
"Sport dient nicht der Politik"
Auch die frankophonen Zeitungen sind inzwischen auf die Geschichte aufmerksam geworden. "Bart De Wever hat noch im letzten Moment die Kurve gekriegt", bemerkt etwa La Libre Belgique; er scheint schnell verstanden zu haben, dass der ursprüngliche Plan eines Umzugs von Zulte Waregem ihm politisch ins Gesicht springen könnte. Auch ein Bart De Wever, der nach eigener Aussage nicht viel für Fußball übrig hat, scheint "König Sport" nötig zu haben, um seine Popularität zu festigen. Das ist keine Schande, doch sollte er einsehen, dass er sich an abenteuerlichen Konstruktionen die Finger verbrennen kann.
Und Fußball sollte auch nicht politischen Zielen dienen, mahnt Le Soir. Die Schaffung eines Fußballclubs, so etwas kann man nicht verordnen; so etwas entwickelt sich. Wenn De Wever glaubt, er könne über Nacht ein fußballerisches Flaggschiff zimmern, das ihm im Wahlkampf 2014 helfen kann, dann täuscht er sich jedenfalls gewaltig.
Heiße EU-Luft
"Wieder ein Gipfel für die Galerie", beklagt De Morgen auf seiner Titelseite. Die Rede ist vom gestrigen EU-Gipfel. Im Zusammenhang mit dem Kampf gegen Steuerhinterziehung ist mal wieder viel heiße Luft produziert worden, glaubt das Blatt.
De Standaard ist in seinem Leitartikel nicht ganz so streng: Inzwischen scheint jedenfalls zumindest der politische Wille zu bestehen, Steuerschlupflöcher zu bekämpfen. Der Punkt ist allerdings, dass sich die EU-Staaten hier gegenseitig beäugen. Jeder hat seine Leichen im Keller, jeder ist irgendwie das Steuerparadies eines anderen. Bevor man Zugeständnisse macht, will man denn auch sicher sein, dass die anderen auch bluten müssen. In der Zwischenzeit regiert aber weiter die Scheinheiligkeit.
Jetzt oder nie!
"Flandern will Brüsseler Arbeitslose anlocken", titelt Le Soir. In Flandern mangelt es ja an Fachkräften; und die will man jetzt also in der Hauptstadt suchen. Zumal die Wallonen anscheinend nicht mehr so mobil sind wie bisher.
"Regierung blockiert dutzende Internet-Seiten", schreibt De Standaard auf Seite eins. Seit 2009 gibt es hierzulande nämlich eine schwarze Liste von Webseiten. Fachleute warnen aber vor Zensur und fordern, dass man zumindest eine Kommission einsetzt, die über solchen Fragen entscheiden soll.
La Dernière Heure beantwortet heute "Zehn Fragen über Immobilien", und rät in Blockbuchstaben auf Seite eins: "Kaufen oder verkaufen: Jetzt ist der Moment".
Bild:Carl Court (afp)