"Die wilde Nacht der Champions", titelt La Dernière Heure. "Anderlecht feiert den Landesmeistertitel mit Stil", schreibt Het Belang Van Limburg auf Seite eins. Der Champagner fließt in Strömen, so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. Der RSC Anderlecht hat am Sonntag quasi auf der Ziellinie doch noch seinen 32. Landesmeistertitel erobert. Trotz seiner Dominanz über die ganze Saison war es am Ende nochmal richtig knapp geworden. Zahlreiche Blätter widmen dem Sieg mehrere Sonderseiten.
Unermessliche Trauer
Viele Zeitungen beschäftigen sich heute aber auch mit einem viel ernsteren Thema: "Vermisste Brüder tot aufgefunden", titelt das Grenz-Echo. "Holland trauert um ermordete Brüder", schreibt Gazet Van Antwerpen. Hier geht es ja um die beiden Jungen, die seit Tagen vermisst waren. Ihr Vater war vor knapp zwei Wochen tot aufgefunden worden; er hat sich womöglich das Leben genommen. Für seine beiden Söhne befürchtete man das Schlimmste. Und genau das ist eingetreten: Am Sonntag hat man in den Niederlanden die Leichen der beiden sieben und neun Jahre alten Kinder gefunden. "Die Trauer der Mutter ist unermesslich groß", so die Schlagzeile von Het Belang Van Limburg und Gazet Van Antwerpen.
Schmuddelwetter mit Folgen
Das Wetter steht heute auch im Fokus. Het Belang Van Limburg spricht von "einem der kältesten Frühlinge aller Zeiten". Het Laatste Nieuws ist präziser: "Es ist der kälteste Frühling seit 40 Jahren", schreibt das Blatt auf Seite eins. Doch erwarten wir möglicherweise auch zu viel. Der Frühling 2011 hatte uns ja Bombenwetter beschert, mit 25 Grad und strahlendem Sonnenschein. Seither erwarten wir jedes Jahr solche Bedingungen; doch sind wir hier nicht an der Côte d'Azur, erklärt der VRT-Wetterfrosch in Het Laatste Nieuws.
Das Schmuddelwetter am gestrigen Pfingstmontag dürfte die Diskussion über eine mögliche Abschaffung des Feiertages wieder neu anfachen, orakelt derweil L'Avenir in seinem Leitartikel. Die Beweggründe für eine solche Maßnahme sind aber rein wirtschaftlicher Natur. Es steht immer nur die allerheiligste Produktivität im Vordergrund. Die Abschaffung eines Feiertages wäre aber nur sinnvoll, wenn auch Werte wie sozialer Fortschritt oder persönliches Glück berücksichtigt würden.
Einige Zeitungen blicken auf die Region Brüssel-Hauptstadt. Die hat ja einen neuen Ministerpräsidenten: Rudi Vervoort hat seinen PS-Parteikollegen Charles Picqué beerbt. Vervoort will einen ehrgeizigen Plan vorstellen, was er denn für die verbleibende Zeit der Legislaturperiode zu tun gedenkt. Le Soir druckt sein Motto auf der Titelseite ab: "Für einen Brüsseler Patriotismus", so die Schlagzeile. De Standaard wird konkreter: "Brüssel will Jugendlichen Jobs geben", schreibt das Blatt auf Seite eins. In Brüssel ist einer von drei Jugendlichen arbeitslos.
"In Brüssel bewegt sich was", jubelt Le Soir in seinem Leitartikel. Brüssel ist wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Und zum ersten Mal seit einiger Zeit macht die Hauptstadt wieder positive Schlagzeilen. Diesen Schwung sollte man jetzt mitnehmen, man sollte jedenfalls nicht die Wahlen abwarten. Wir haben schon genug Zeit verloren.
Der Apostel der Kernenergie
"Blackouts drohen durch Neustart der Kernreaktoren", so die Schlagzeile von De Morgen. Die beiden Reaktorblöcke Doel 3 und Tihange 2 wurden ja nach eingehender Prüfung wieder für den Betrieb freigegeben. Jetzt sollen sie schnell wieder hochgefahren werden. Das allerdings könnte die Netze überlasten, warnt der Verband der Produzenten von Sonnen-Energie. "Die Kernreaktoren sind überflüssig", stellt der Verband auch in Gazet Van Antwerpen fest. Das Land habe doch schließlich sogar den Winter ohne die beiden Atommeiler überstanden.
De Morgen übt in seinem Kommentar scharfe Kritik am neuen Direktor der föderalen Agentur für Nuklearkontrolle, Jan Bens. Der hatte am Wochenende erklärt, dass die belgischen Atomkraftwerke "101 Prozent" sicher seien. Windenergie sei sogar noch gefährlicher als Kernkraft. Das grenzt an Realitätsverweigerung, donnert De Morgen. Die Argumente des neuen obersten Atomprüfers sind hanebüchen. Und es ist äußerst beängstigend, dass der Chef der Agentur für Nuklearkontrolle ein so überzeugter Apostel der Kernenergie ist.
Gehirne und große Denker
"Belgien verliert seine Gehirne", beklagt derweil Le Soir auf seiner Titelseite. Einer Studie zufolge gibt Belgien im Vergleich zu seinen Konkurrenten weniger Geld für Forschung und Entwicklung aus. Resultat: Hoffnungsvolle Talente wandern ins Ausland ab.
Ob nun Zufall oder nicht: In La Libre Belgique kündigt der wallonische Regionalminister Jean-Marc Nollet eine Aufstockung des Budgets für Grundlagenforschung an. Es soll ein neuer Fonds mit einem Volumen von elf Millionen Euro geschaffen werden. Ab 2014 könnten damit 100 zusätzliche Forscher bezahlt werden.
Auch De Standaard widmet sich in seinem Leitartikel dem Hochschulwesen. Am Wochenende haben gleich zwei Universitäten, nämlich in Gent und Löwen, einen neuen Rektor bekommen. De Standaard spricht von "neuen intellektuellen Führungsfiguren". Die müssen einen ehrgeizigen Spagat hinbekommen. Auf der einen Seite braucht Flandern ein demokratisiertes Hochschulwesen zu dem möglichst viele Menschen Zugang haben müssen. Auf der anderen Seite muss das Niveau aber so hoch sein, dass die Unis auch für ausländische Studenten attraktiv sind. Diese Einrichtungen müssen nämlich auf Dauer auch das hervorbringen, was uns heute schmerzlich fehlt, große Denker nämlich.
Die "anderen" Viktors
"Die Eltern von den 'anderen Viktors' verlangen auch Lösungen", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Viktor, das war ja der Junge, der an einer seltenen Krankheit leidet - und der bekommt jetzt seine Medikamente von der Krankenversicherung zurückbezahlt. Doch gibt es auch noch andere Menschen mit seltenen Krankheiten, und die fordern jetzt das gleiche.
Dieser Wunsch ist nachvollziehbar, glaubt Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Die Tatsache, dass es im Fall Viktor ein großes Medieninteresse gab, darf nicht zum Argument werden. Hinzu kommt: Oft wird geltend gemacht, die Rückzahlung der Medikamente bei seltenen Krankheiten sei zu teuer. Das mag stimmen. Aber dann muss man eben das System straffen, so umschichten, dass wir auch die anderen Viktors retten können.
Bild: Virginie Lefour (belga)