"Grünes Licht", titelt L'Avenir: Doel 3 und Tihange 2 dürfen wieder ans Netz. Nach zehnmonatiger Prüfungsarbeit liegt der Expertenbericht der Atomaufsichtsbehörde vor. Laut FANC besteht kein Sicherheitsrisiko. Beide Reaktoren können wieder angefahren werden. Die Entscheidung der Aufsichtsbehörde sorgt für Kritik vor allem bei den Grünen. Die hätten es lieber gesehen, wenn die Meiler für immer abgeschaltet worden wären, bemerkt Het Laatste Nieuws. Allerdings ist das "grüner Populismus", so die Zeitung. Die FANC ist eine unabhängige Einrichtung mit zahlreichen Fachleuten. Ähnlich sieht es Gazet Van Antwerpen. Es wäre unverantwortlich, wenn nicht Experten, sondern Politiker über Fragen der Reaktorsicherheit entscheiden würden. Wir müssen der FANC und ihrer Einschätzung der Sicherheitslage vertrauen.
"Windräder gefährlicher als Kernkraftwerke"
De Morgen zitiert den Leiter der Atomaufsichtsbehörde auf Seite eins mit dessen erstaunlichen Worten: "Windräder sind gefährlicher als Kernkraftwerke". Jan Bens führt aus: Man sei dabei, den Antwerpener Hafen mit unzähligen Windrädern zu bestücken. Was aber, wenn eins der schweren Rotorblätter abbricht und eine gefährliche Leitung mit Chemikalien durchbricht? Grünen-Sprecher Kristof Calvo reagiert zutiefst verärgert: "Wenn ich das im Ausland erzähle, glaubt man, dass wir in Belgien von Fukushima noch nie etwas gehört haben". Durch solche Aussagen spiele der Leiter der FANC mit der Glaubwürdigkeit seiner Einrichtung. L'Echo fragt sich unterdessen, ob wir zu viele Atomreaktoren in Belgien haben, weil der Ausfall von Doel und Tihange in Sachen Strombevorratung quasi unbemerkt geblieben ist. Zurzeit sehe es in der Tat nach einem Überangebot bei der Produktion aus. Allerdings fallen in Kürze einige Gas- und Kohlekraftwerke weg. Und: Ab 2015 startet der Atomausstieg mit der Schließung von Doel 1 und 2.
Französischer Text in Flandern nicht erwünscht…
De Standaard befasst sich mit der so genannten Comic-Affäre, die in Flandern hohe Wellen schlägt. Im flämischen Parlament findet derzeit eine Comic-Ausstellung statt. Für die Einladungskarten war eine Zeichnung von François Schuiten ausgewählt worden, allerdings mit einer leeren Sprechblase. Der Grund: Der Originaltext war auf Französisch und wurde nur deshalb entfernt. Der Künstler ließ daraufhin alle seine Comics aus der Ausstellung entfernen. Auch andere Zeichner, wie der bekannte Kamagurka haben ihre Werke zurückgezogen. Das Blatt lässt Parlamentspräsident Jan Peumans zu Wort kommen. Er verteidigt das Vorgehen und erklärt: "Wenn wir in Katalonien wären, würde sich jeder darüber freuen. In Flandern bekommt das Ganze jedoch gleich einen nationalistischen Anstrich". Le Soir gibt sich schockiert und beschreibt den Zensurfall als idiotische Entscheidung. Es ist eine große Gefahr, wenn Politiker versuchen, Kunst an ihre Ideologie anzupassen.
Reynders will MP werden
Auf der Titelseite von La Libre Belgique erklärt sich Außenminister Didier Reynders offiziell zum Kandidaten für das Ministerpräsidentenamt in Brüssel. Der liberale Politiker wird bei den Wahlen im kommenden Jahr antreten, um in seiner neuen Heimatstadt die Regierungsgeschäfte zu übernehmen. Es ist das erste Mal, dass sich Reynders dazu öffentlich bekennt. Mit seiner MR will er einen Zehnjahresplan für die Hauptstadt vorstellen. Im Mittelpunkt stehen Bildung, Beschäftigung und ein besserer Nahverkehr.
La Dernière Heure warnt vor einem Terroranschlag auf den Brüsseler Justizpalast. Durch Telefonabhörungen haben die Ermittler von den Plänen einer Islamistengruppe erfahren. Im Visier des Staatsschutzes stehen mehrere Extremisten, die Belgien für einen Kampfeinsatz in Syrien verlassen hatten und von dort aus Pläne für einen Terrorangriff schmieden.
Schmuddelwetter, serbische Einbrecher und belgischer Roberto
Wie Het Nieuwsblad berichtet, wirkt das Wetter sich derzeit negativ auf die Beschäftigung aus. Unter anderem im Bausektor sind viele technisch arbeitslos. Auch der Einzelhandel bleibt bei dem Schmuddelwetter auf seiner Sommerware sitzen. Der Zeitung zufolge soll das anstehende Pfingstwochenende wettermäßig das Schlechteste der letzten 15 Jahre werden.
Nachdem die Polizei eine Einbrecherbande aus dem serbischen Cacak gefasst hat, sind Reporter von Het Belang Van Limburg in die 70.000 Einwohner-Stadt gezogen. Dort hat man ihnen ohne Umschweife erzählt, dass von Cacak aus organisierte Banden nach ganz Europa geschickt werden. Die Polizei unternehme nichts, weil die Beamten korrupt seien und von dem florierenden Handel mit Diebesgut profitieren würden. Die fünf Einbrecher, die kürzlich in Hasselt gefasst wurden, sollen mindestens 150 Wohnungseinbrüche in der Provinz Limburg begangen haben.
Alle Zeitungen blicken auf das Finale des Eurovision Song Contest, heute Abend im schwedischen Malmö. Belgiens Kandidat Roberto Bellarosa wird als sechster auf die Bühne gehen. L'Avenir beschreibt ihn als Außenseiter mit nur wenigen Chancen auf den Titel. Favoriten sind Dänemark, Norwegen, die Ukraine, Aserbaidschan, Russland und die Niederlande.
Archivbild: Dirk Waem (belga)