"CD&V schlägt radikale Veränderungen vor", titelt Het Laatste Nieuws. Het Belang Van Limburg schreibt auf Seite eins: "Nur noch sechs Wochen Sommerferien". Das ist der auffallendste Vorschlag der flämischen Christdemokraten. Ein Jahr vor den Wahlen ist die CD&V dabei, sich programmatisch neu auf zu stellen und hat jetzt die Katze aus dem Sack gelassen. Die "großen Ferien" im Sommer sollen von neun auf sechs Wochen verkürzt werden. Die Christdemokraten wollen damit schwachen Schülern helfen. Viele von ihnen packen während der Sommerferien kein einziges Buch an. Die Folge sind Schwierigkeiten beim Schulbeginn im September. Außerdem will die CD&V die Eltern entlasten. Heutzutage arbeiten oftmals beide Elternteile, was in den langen Sommerferien zunehmend zu einer organisatorischen Herausforderung wird. Die Partei will künftig außerdem die Höhe des Kindergelds an das Gehalt der Eltern koppeln, für mehr soziale Gerechtigkeit. Und: Beamte sollen in Zukunft nicht mehr ernannt werden.
Gewagtester Vorschlag der CD&V: Kürzere Sommerferien
Wie Het Nieuwsblad berichtet, sind die Pläne zum Teil sehr umstritten. Vor allem die Verkürzung der Sommerferien hat heftige Reaktionen ausgelöst. Schulverbände und Gewerkschaften üben Kritik. De Standaard wundert das überhaupt nicht: Belgien ist kein Reformer-Land. Dafür, dass sich an den zweimonatigen Sommerferien nichts ändert, wird eine breite Koalition aus Lehrern, einigen Eltern und der Tourismus-Branche sorgen. Gazet Van Antwerpen ist erfreut über die Vorschläge der flämischen Christdemokraten. "Da traut sich eine Partei mal 'was". Eindeutige Standpunkte, klar formuliert - das ist, was wir von den Parteien erwarten, findet die Zeitung. Het Belang Van Limburg fügt hinzu: Ob sich damit die nächste Wahl gewinnen lässt, ist allerdings fraglich.
"EZB könnte Wunschziel verfehlen"
Le Soir macht mit der Senkung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank auf. Im Kampf gegen die Wirtschaftskrise in der Euro-Zone hat die EZB den Leitzins gestern auf ein Rekordtief von 0,5 Prozent zurückgefahren. Damit kommen die Banken so günstig an Geld wie nie zuvor seit der Einführung des Euro. Das soll die Kreditvergabe und Investitionen fördern. Allerdings befürchtet die Zeitung, dass die Maßnahme das gewünschte Ziel verfehlt.
La Libre Belgique sieht das ähnlich: Leider wird die Stimmung durch die Leitzins-Senkung nur kurzzeitig gehoben. Langfristig sind andere Maßnahmen gefordert. Kehrseite der Medaille sind zudem die sinkenden Zinssätze für Sparer. Die belgischen Banken BNP Paribas Fortis und Fintro haben bereits angekündigt, dass sie die Erträge auf Sparkonten weiter senken werden, auf ein historisches Tief.
Für L'Echo ist der Handlungsspielraum der EZB nicht besonders groß. Die Gelddruckmaschinen auf Hochtouren drehen zu lassen, so wie die amerikanische Notenbank Fed das tut, ist für die Europäer wegen des deutschen Vetos keine Option. Einzige Aufgabe der Zentralbank sei es, für Preisstabilität zu sorgen. Deshalb hat die deutsche Bundesbank gestern auch gegen die Senkung des Leitzinses gestimmt.
Uni-Absolventen: "Wir wollen Arbeit"
De Morgen beschäftigt sich erneut mit der steigenden Jugend-Arbeitslosigkeit in Belgien. Auf der Titelseite werden zwölf Universitäts-Absolventen im Alter von 22 bis 28 Jahren porträtiert, die keine Arbeit finden. Darunter sind Soziologen, Historiker und Kommunikationsexperten. Ihre unmissverständliche Botschaft lautet: "Wir wollen eine Arbeit". Auffallend ist, dass sich unter den jungen Arbeitslosen immer mehr Menschen mit Uni- oder Hochschulabschluss befinden. Wie die Zeitung bemerkt, sind vor allem Abgänger mit einem Diplom in Humanwissenschaften betroffen. Das ist beängstigend, schreibt das Blatt. Denn unsere Gesellschaft braucht neben guten Ärzten, Ingenieuren und Technikern auch mündige Bürger, die gelernt haben, die Welt, in der sie leben, zu verstehen und sich kritisch mit ihr auseinander zu setzen.
Glaubt man L'Echo, droht auf dem belgischen Arbeitsmarkt neues Unheil. Laut einer Umfrage steckt jedes zweite Unternehmen in Schwierigkeiten und plant Entlassungen.
Pro Deo nicht mehr gratis und Schwangere sollten nicht kicken
Laut La Libre Belgique sollen die so genannten Pro Deo-Anwälte künftig nicht mehr kostenlos für die Nutznießer sein. Justizministerin Annemie Turtelboom plant eine Reform, wonach die Mandanten bis zu 30 Euro pro Termin zahlen sollen. In der Vergangenheit hatten die Pro Deo-Anwälte immer wieder auf ihre unhaltbare Situation aufmerksam gemacht.
Het Laatste Nieuws befasst sich mit einer ungewöhnlichen Fußballspielerin. Die 34-jährige Stürmerin vom Klub Eva's Tienen, Landesmeister in der ersten Frauenfußball-Liga, steht weiter auf dem Platz, obwohl sie im vierten Monat schwanger ist. Ärzte warnen davor. Sie gehe ein großes Risiko für sich und das Kind ein. Fußball sei nichts für schwangere Frauen. Stattdessen raten Experten zu wandern, Rad fahren oder schwimmen.
Bild: Bruno Arnold (belga)